Babel 2 - Dämonenfieber
nicht gerade darauf angelegt, dass mein Schädel in einem Stück bleibt.«
Ein Frösteln ergriff sie. Er war nicht der Typ, der Angst vor einer Prügelei hatte. Oft genug hatte sie ihn mit Schürfwunden und Prellungen gesehen, doch diesmal hatte er wirklich heftig einstecken müssen, und bei diesem Anblick krampfte sich ihr der Magen zusammen.
Sie beugte sich nach vorn und legte den Kopf auf seine Brust. Sein Herzschlag war kräftig, trotzdem erfasste sie eine heftige Angst um ihn.
Er schloss die Arme um sie und flüsterte: »Ist ja gut, Schatz, nichts passiert.« Sanft nahm er ihr Gesicht zwischen die Hände. »Ich bin ja noch da«, sagte er leise und küsste sie sanft auf die Lippen.
Sein Kuss versicherte ihr, dass er da war und nicht einfach verschwand. Dass es ihm gut ging.
Es dauerte einen Augenblick, bis in ihr Bewusstsein vordrang, dass sich die Tür geöffnet hatte. Als sie sich umdrehte, stand Tom im Zimmer, das Gesicht eine einzige Gewitterwolke.
Vorsichtig löste sie sich aus Sams Umarmung und stand auf. »Jemand hat ihn zusammengeschlagen«, sagte sie, als würde das alles erklären, aber Tom antwortete nicht.
Verzweifelt suchte sie nach Worten, die irgendeinen Sinn ergaben, während Tom näher kam. Neben dem Bett blieb er stehen und sah abschätzend auf Sam herab, der den Blick stoisch ertrug.
»Hast du ihn gerade geheilt?«
Sie nickte.
»Müssen dich ziemlich erwischt haben, wenn du liegen bleibst«, sagte er zu Sam, der wieder einmal grinste, als wäre das Leben erst dann ein riesiger Spaß, wenn es katastrophal wurde.
»Vielleicht bleibe ich ja auch einfach liegen, weil es Babels Bett ist«, erwiderte er.
»Sam!« Verärgert über seine Arroganz schlug Babel ihm aufs Knie, aber als er vor Schmerz zusammenzuckte, murmelte sie: »Entschuldige.«
Doch Sam konzentrierte sich ganz auf Tom. Seine Stimme klang ruhig und sanft, weshalb Babel wusste, dass er genau das nicht war. »Ich werde hierbleiben, in diesem Haus und in diesem Bett, also finde dich schon mal damit ab, Eisenherz.«
»Eigentlich …«, begann Babel, aber Sam ließ sie nicht ausreden.
»Vergiss es, meine Schöne. Solange ich nicht weiß, wer diese Typen geschickt hat, lasse ich dich nicht aus den Augen. Ich gebe zu, es gibt vermutlich eine Menge Leute, die mit mir gern eine Rechnung begleichen würden. Angefangen bei dem da.« Er zeigte auf Tom. »Aber unter uns, im Moment hab ich einfach das Gefühl, das das Ganze mehr mit dir zu tun hat als mit mir.«
»Deswegen musst du noch nicht in meinem Bett übernachten!«
»Ich habe auch nicht ans Übernachten gedacht. Ich werde eine Weile hier einziehen. Solange, bis die Sache geklärt ist.«
Sie brach in Gelächter aus.
Aber außer ihr lachte niemand.
Fassungslos sah sie ihn an. »Komm schon, das meinst du nicht ernst …«
Er hob eine Augenbraue.
»Du … du kannst nicht hier einziehen!« Ihre Stimme wurde lauter.
»Warum nicht?«
»Zum einen: Wir sind nicht zusammen.«
»Sei nicht albern, wir sind keine siebzehn mehr, wo wir uns gegenseitig erklären müssen, welchen Status unsere Beziehung hat. Ich liebe dich, du liebst mich, was muss man da noch besprechen?«
Einen Moment lang starrte sie ihn sprachlos an und überlegte tatsächlich, ob sie sich seine Worte gerade nur eingebildet hatte. Sie waren dermaßen absurd, dass sie kurz in Erwägung zog, sie nicht richtig verstanden zu haben.
Nicht nur, dass er vor einem anderen Mann – mit dem sie tatsächlich zusammen war – zugab, welche Gefühle er für sie hegte, nein, für ihn war es auch selbstverständlich, dass das Band zwischen ihnen nicht reißen würde. Offenbar bestand seine Problemlösung darin, dass er glaubte, die Sache mit Tom aussitzen zu können.
Vermutlich bildete er sich ein, dass sie sich in ein paar Wochen oder Monaten entliebt hätte und den Plag in die Wüste schickte. Auf diese Weise war er nicht einmal der Buhmann.
»Du kannst trotzdem nicht hier einziehen«, erwiderte sie fester. »Weil …«
»… ich bereits hier wohne«, ergänzte Tom, während er die Arme vor der Brust verschränkte und herausfordernd auf Sam hinabblickte.
»Wann ist das denn passiert?«
»Vor ein paar Tagen.«
Genau genommen hatten sie nicht wieder über das Thema geredet, aber wie es aussah, bekam Babel jetzt wohl ihre Antwort.
Sie war sich nur nicht sicher, ob Tom auch Ja zu ihrem Angebot gesagt hätte, wenn Sam nicht – lautstark seine Bereitschaft zu bleiben verkündet hätte.
Nach einer Weile machte Sam »Mhm«
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