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Babel Gesamtausgabe - Band 1-3

Babel Gesamtausgabe - Band 1-3

Titel: Babel Gesamtausgabe - Band 1-3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cay Winter
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Rauchkringel in die Luft. »Es war ihre Schuld. Sie ist hochgekommen und hat verlangt, dass ich Dolly leiser drehe.«
    »Verstehe, das grenzt natürlich an Majestätsbeleidigung.«
    Er nickte und klopfte mit dem Zeigefinger auf den Anhänger, der an einer Kette um seinen Hals hing und Dollys Bild enthielt. Die Ironie ihrer Aussage schien ihm vollkommen entgangen zu sein.
    Kopfschüttelnd ging Babel an ihm vorbei ins Büro, in dem es nach Judiths Parfum roch, das sogar schwer genug war, um Karls Zigarillorauch zu überdecken.
    Judith selbst saß auf dem Schreibtisch, die langen Beine übereinandergeschlagen, ein Leopardenmini verdeckte dabei gerade das Nötigste. An den Füßen baumelten schwarze Lackpumps, deren Absätze auch als Mordinstrumente gelten konnten.
    Manchmal hätte man wirklich bezweifeln können, dass sie verwandt waren.
    Mo stand vor ihr und war offenbar hingerissen, während Judith ihm den Arm tätschelte und über etwas lachte, das er gesagt haben musste.
    »Du weißt schon, dass sie auch eine Hexe ist, ja?«, sagte Babel und hing ihre Jacke an die Garderobe. Ihre Springerstiefel klangen laut auf den Holzdielen.
    Mo steckte nur die Hände in die Hosentaschen und sah sie an, als wisse er nicht, was sie meine. Sein T-Shirt trug den Schriftzug You NUCK ! , und es dauerte ein paar Sekunden, bis Babel den Witz verstand und den falschen Buchstaben ersetzt hatte. Mos giftgrüne Hose mit den blauen Hosenträgern bildeten gemeinsam mit seinem rotgefärbten Haar ein stechendes Farbensemble, das jeden Betrachter aufweckte.
    »Bist du vielleicht farbenblind, ist das das Problem?«, fragte sie ihn mit ernster Miene, aber wie immer war er über jede Kritik an seiner Person oder Kleidung erhaben.
    »Kann nicht jeder so langweilig rumlaufen wie du. Die Farben sind Ausdruck meiner Persönlichkeit.«
    »Und was für eine feine Persönlichkeit das ist.«
    »Hexenbruuut … tuuut nicht guuut …« , schallte es aus dem Käfig.
    Mo grinste sie an, und Babel wandte sich an Judith, die gerade ihre Fingernägel betrachtete. »Du hast dich schon mit unserem Maskottchen bekannt gemacht?«
    Judith blickte auf. »Ja, er hat mich wissen lassen, was er von meinem Parfum hält.«
    »Gestaaank … krik … «
    Als sie näher an den Schreibtisch trat, sah sie Judiths Augenringe und spürte wieder die Verschiebung in ihrem magischen Netz. Obwohl ihre Schwester reichlich Make-up trug, konnte sie die Spuren einer schlaflosen Nacht nicht ganz verdecken.
    »Wie geht’s dir?«, fragte Babel schon milder gestimmt, während sie sich setzte und nach dem Poststapel griff, den Karl auf ihre Seite des Schreibtischs schob.
    »Ganz gut.«
    »Mhm.«
    »Gibt’s ein Problem?«, mischte sich Mo ein, der es sich auf seinem bevorzugten Platz auf dem Fensterbrett bequem machte und dabei wieder den Straßendreck von seinen Sohlen auf die Heizung schmierte.
    Judith lächelte ihn an, worauf er einen roten Kopf bekam. »Alles in Ordnung, mein Kleiner. Nur ein paar Schwierigkeiten mit unliebsamen Zeitgenossen. Nichts, was Babel nicht wieder hinkriegen würde, nicht wahr?« Auffordernd sah sie Babel an, die sich bemüßigt fühlte »Ja, ja« zu murren.
    Als Mo den Kopf in die Hände stützte, schlugen seine Ohrringe aneinander, und Babel fragte sich, ob Tom als Jugendlicher auch so eine Pest gewesen war.
    »Ich finde, es sollte mal wieder was passieren«, tat die Pest kund. »Die letzten Wochen waren irgendwie langweilig, findet ihr nicht?«
    Babel tippte sich an die Schläfe. »Aber sonst geht’s dir gut, ja? Als es das letzte Mal aufregend war, bin ich dabei fast draufgegangen. Glaub mir, von mir aus kann’s ruhig langweilig bleiben. Außerdem ist eine verschwundene Leiche nicht gerade eine alltägliche Sache.«
    Wieder wackelte er mit dem Kopf, als würde er ihren Einwand abwägen, aber wirklich überzeugt sah er nicht aus.
    »Warum hilfst du den anderen Plags nicht dabei, die Wagenburg aufzubauen? Ich bin sicher, die können jede Hilfe gebrauchen.«
    Bei ihren Worten hatte er den Kopf eingezogen wie eine Schildkröte und den Blick abgewandt. Er druckste ein bisschen herum, bis er endlich zwischen den Zähnen hervorquetschte: »Sie sind sauer, weil ich damals einfach abgehauen bin. Ständig werfen mir die anderen vorwurfsvolle Blicke zu. Ich kann das nicht leiden.« Trotzig schob er die Unterlippe vor und kratzte die Schuhsohle weiter an der Heizung ab.
    Babel wusste, dass ihm die anderen Plags nicht so sehr nachtrugen, dass er nicht mit ihnen gegangen

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