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Babel Gesamtausgabe - Band 1-3

Babel Gesamtausgabe - Band 1-3

Titel: Babel Gesamtausgabe - Band 1-3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cay Winter
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jedoch, zuzulassen, dass Babel noch weiteren Kunden hinterherspionierte.
    Die interessante Frage war doch, ob es sich ein Mitarbeiter der Gerichtsmedizin wirklich leisten konnte, in einem exklusiven Privatclub wie diesem an Glücksspielen teilzunehmen, deren Einsatz sicher nicht vierstellig begann? Und wen er kannte, um überhaupt eine Einladung erhalten zu haben?
    »Du hast ihn hier also nicht schon mal gesehen?«, hakte sie noch einmal nach.
    »Hör mal, Babel, auch wenn Monika etwas anderes angedeutet hat – ich bin hier nicht Stammkunde. Es gibt viele Gesichter, die ich nicht erkenne. Die meisten, um genau zu sein.«
    Nachdenklich nickte sie. Aber Meier-Lenz hier zu sehen, war möglicherweise genau die Spur, nach der sie gesucht hatten. Karl sollte sich diesen Kerl mal vornehmen. Vielleicht fand er etwas Interessantes über ihn heraus. Manchmal musste man eben einfach ein bisschen graben, um auf etwas zu stoßen.
    Als sie endlich wieder vor dem Club standen, kühlte die Abendluft angenehm ihre erhitzte Haut.
    »Willst du wirklich schon nach Hause gehen?«, fragte Sam. »Ich meine, jetzt, wo du die Sachen schon mal anhast …« Vielsagend schaute er auf ihre Korsage.
    Seit wann fragt der Teufel, ob er dich verführen darf?
    Bevor sie jedoch antworten konnte, fiel ihr Blick auf Toms alten Kombi, der nicht weit entfernt von ihnen auf der Straße stand. Tom selbst lehnte mit verschränkten Armen an der Motorhaube und sah ihnen entgegen. Seinen Gesichtsausdruck konnte Babel nicht erkennen, aber sie spürte gleichzeitig Freude und Angst. Freude darüber, dass er ihr nach dem Streit gefolgt war, und Angst davor, dass er sich in eine Auseinandersetzung mit Sam verwickeln lassen würde.
    »Na, wenn das nicht Prinz Eisenherz ist«, kam es ironisch von der Seite, und sie holte mit dem Ellbogen aus. Befriedigt nahm sie zur Kenntnis, dass Sam schnaufte, als er getroffen wurde.
    »Reiß dich zusammen«, warnte sie.
    Als sie das Auto erreichten, sah Tom sie nicht an, sondern hatte den Blick stur auf Sam gerichtet. »Steig ins Auto, Babel«, sagte er, und zögerlich trat sie um den Wagen herum.
    Sie war nicht der Typ, der sich gern Befehle erteilen ließ, aber in diesem Fall schien es ihr ratsam, Abstand zwischen sich und Sam zu bringen. Außerdem stellte sie Toms Geduld ohnehin auf eine harte Probe, sie wollte ihn nicht noch weiter reizen.
    Amüsiert verfolgte Sam ihre Bewegungen, bevor er sich Tom zuwandte. Sein Grinsen wirkte auf einmal in keiner Weise mehr freundlich. »Du kannst hier nicht gewinnen, Kumpel, das ist dir doch klar, oder?«
    Tom erwiderte nur stumm den Blick, und Babel spürte diese besonderen Energien eines Plags. Seine Wut hüllte ihn ein wie ein Mantel, und an seinem Kiefer erkannte sie, dass er die Zähne fest aufeinanderpresste.
    Zwischen Plags und Dämonen herrschte eine tiefe gegenseitige Abneigung, die ihnen in den Eingeweiden saß und im Fall der Dämonen ihren Ursprung darin fand, dass es den Alben gelungen war, in einer anderen Ebene Fleisch zu werden. Dämonen konnten nicht selbst inkarnieren, sondern nur durch Magie in einen Wirtskörper eindringen und ihn übernehmen. Doch dabei waren sie auf eine Hexe oder einen glücklichen Umstand angewiesen; sie besaßen keine Kontrolle darüber.
    Sam teilte den irrationalen Hass seines Vaters auf die Albennachkommen; er hätte den Streit mit Tom auch gesucht, wenn Babel nicht zwischen ihnen stünde.
    Er trat dicht an Tom heran, aber der wich nicht zurück. Er war zwar schmaler als Sam, überragte ihn aber um einen guten Kopf und hatte sich in seinem Leben schon oft genug geprügelt, um sich durch die Geste nicht einschüchtern zu lassen. Sie waren wie zwei Bullen kurz vor dem Revierkampf.
    Zum ersten Mal kam Babel der Gedanke, dass diese ganze Sache vielleicht gar nicht so viel mit ihr zu tun hatte, wie sie annahm. Möglicherweise mussten die beiden auch aufeinanderprallen, nachdem sie sich einmal begegnet waren, weil ihre Natur sie dazu zwang, ganz gleich, ob sich Babel nun für einen von ihnen entschied.
    »Wenn du es so haben willst, können wir das auch anders klären«, sagte Tom und grinste nun ebenfalls. Es wirkte einigermaßen gruselig.
    »Das kann doch nicht euer Ernst sein«, erwiderte Babel. »Soll ich euch vielleicht noch Sekundanten suchen?«
    Tom warf ihr einen verärgerten Blick zu, während sie die Hände auf das Autodach legte und die beiden Männer nacheinander fixierte.
    »Komm schon, Babel, war doch klar, dass das irgendwann passiert«,

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