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Babel Gesamtausgabe - Band 1-3

Babel Gesamtausgabe - Band 1-3

Titel: Babel Gesamtausgabe - Band 1-3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cay Winter
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nicht.
    »Das Übliche. Aufgewachsen in einem Pariser Vorort, ein paarmal mit der Polizei aneinandergeraten. Nichts Schwerwiegendes. Viermal umgezogen, nie aus der Peripherie herausgekommen. Hat angeblich eine Ausbildung zum Landschaftsgärtner gemacht, aber wohl nie in dem Beruf gearbeitet.« Er schob ihr das Blatt über den Tisch und verschränkte die Arme. »Interessant wird’s erst, wenn du zwischen den Zeilen liest. Seine letzte Adresse liegt in einem Viertel, das er sich eigentlich nicht leisten konnte. In der Nähe eines Friedhofs.« Er verzog das Gesicht. »Fünf Jahre hat er dort gelebt, und der Verdacht, dass er mit seinen nekromantischen Geschäften ganz gut verdient hat, liegt nahe. Es gibt Hinweise darauf, dass die Ombres in den letzten Jahren verstärkt an Einfluss gewonnen haben. Vor allem in Saint-Denis. Der Freund deiner Schwester scheint dort eine wichtige Rolle gespielt zu haben. Aber dann ist er irgendwann nach Deutschland gekommen, vor ein paar Jahren. Keiner weiß, warum. Seitdem hört man nicht so viel von ihm. Die Ombres sind bei uns nicht so aktiv.«
    Sprachlos starrte Babel ihn an. »Sag mal, woher weißt du das alles?« Sie wedelte mit dem Blatt Papier. »Ich meine, die oberflächlichen Daten kriegt jeder Detektiv raus, aber das Wissen um die Nekromanten findest du nicht gerade bei Wikipedia. Nicht mal ich«, sie legte die Hand aufs Herz, »weiß, was die da drüben treiben, und ich bin eine Hexe.«
    Grinsend zuckte Karl mit der Schulter. »Ich sage nur: Seemannsclub.«
    »Dir ist schon klar, dass ich nicht ein einziges Wort verstehe?«
    Zufrieden nickte er. Als Babel ihn damals von einem Fluch befreit und er ihr daraufhin vorgeschlagen hatte, sich zusammenzutun, konnte keiner ahnen, wie gut sie sich einmal ergänzen würden. Babel war die Erste, die zugab, dass sie in dieser geschäftlichen Verbindung nicht das Gehirn war. Eher die Faust. Ohne Karls Kontakte war ihr Geschäft nicht möglich, und mittlerweile hatte sie sich beinahe daran gewöhnt, dass er an Daten kam, über die nicht einmal das Einwohnermeldeamt verfügte.
    Jedoch hatte sie auch nie daran gezweifelt, dass sie die Expertin für alles Magische war, immerhin kam sie aus einer Hexenfamilie und besaß drei Jahrzehnte Erfahrung mit Magie. Dass Karl jetzt mehr über die Hexenszene in Paris wusste, irritierte sie.
    »Zerbrich dir nicht den Kopf darüber, Mädel«, erwiderte er gönnerhaft und strich sich über den blonden Schnäuzer. »Im Grunde ist es sehr einfach. Wo Leute Geld verdienen wollen, müssen sie auch auf sich und das, was sie verkaufen, aufmerksam machen. Das ist bei Nekromanten nicht anders als beim Gemüsehändler an der Ecke. Und wer auf sich aufmerksam macht, wird früher oder später auch entdeckt. Du musst nur jemanden vor Ort haben, der seine Augen und Ohren offen hält.«
    »Und das hast du?«
    »Paris ist nicht so weit weg, es ist ein Nachbarland, weißt du.«
    »Und seit wann genau hast du ein Auge auf die Ombres?«
    Das Grinsen wurde breiter. »Seit du mir das erste Mal von ihnen erzählt hast. Damals, als diese eine Frau wissen wollte, ob wir ihren Golden Retriever wieder zum Leben erwecken könnten. Erinnerst du dich?«
    »Hab ich die nicht aus dem Büro geschmissen?«
    Er nickte bedächtig. »Ja, und dabei geschrien, sie soll sich gefälligst einen neuen Hund kaufen, wie jeder andere normale Mensch, der das Bedürfnis verspürt, jemanden herumzukommandieren.«
    »Ja, ich erinnere mich.« Jetzt grinste auch Babel über den Rand ihrer Kaffeetasse hinweg.
    »Wie auch immer, jedenfalls würde ich sagen, dieser Auguste hat mal bis zum Hals in der Nekromantie gesteckt, aber jetzt lässt er es eher ruhig angehen.«
    Nachdenklich drehte Babel ihre Tasse zwischen den Händen, während Karl das Fenster öffnete und sich einen Zigarillo anzündete. Eine Hand in der Hosentasche, stand er ans Fensterbrett gelehnt neben ihr und beobachtete das Geschehen auf der Straße. Viel konnte es nicht sein, denn nach wenigen Sekunden drehte er sich wieder um und hockte sich auf die Schreibtischecke.
    »Wie geht es nun weiter?«, fragte er und klopfte den Zigarillo an seiner leeren Tasse ab.
    Babel fasste ihm den Besuch im Venus Cage zusammen. Als sie Meier-Lenz erwähnte, runzelte er die Stirn. Sie einigten sich darauf, dass er auch über den Mitarbeiter der Gerichtsmedizin einen Backgroundcheck durchführen würde, denn auch ihm fiel es schwer, an einen Zufall zu glauben.
    An dem Thema Sextränke zeigte er reges Interesse. Er

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