Babel Gesamtausgabe - Band 1-3
genannt.« Wieder lachte sie. »Versteht mich nicht falsch. Sie hat oft genug jemanden mit nach Hause genommen, mit ihrem Aussehen war das nicht schwierig. Aber sie hatte kein einziges Mal Sex hier. Nicht mal in den Zimmern, in denen man seine Ruhe haben kann.« Sie machte eine Pause und runzelte nachdenklich die Stirn. »Wenn du mich fragst, sah sie aus wie jemand auf der Suche nach Kunden.«
»Sonja war keine Hure«, erwiderte Babel.
»Nicht diese Art von Kunden.«
»Drogen«, stellte Sam fest, und es überraschte Babel, wie schnell er die Zusammenhänge erkannte. Aber vielleicht sollte es das nicht – immerhin musste er als regelmäßiger Besucher dieses Clubs wissen, was man in seinen Mauern finden konnte.
Monika schlug die Beine übereinander. Während sie sprach, strich sie mit einem ihrer langen Fingernägel über Sams Oberschenkel, den die vertrauliche Geste nicht zu stören schien. Obwohl Babel wusste, dass er es nur tat, um zu testen, ob sie darüber verärgert war, konnte sie nicht verhindern, dass sie missmutig die Brauen verzog.
»Wir kennen die Leute, die bei uns … nun, sagen wir mal, für diesen Bereich des Amüsements zuständig sind. Immerhin haben wir keine Lust, uns Läuse ins Haus zu holen. Aber es gibt immer wieder Leute, die versuchen, einen neuen Markt für sich zu erschließen. Sie knüpfen bei uns die Kontakte und verlagern die Geschäfte dann nach draußen. Ich habe nie gesehen, wie sie tatsächlich etwas vertickt hat, aber ich denke, sie hat den Markt ausspioniert. Allerdings habe ich nicht den blassesten Schimmer, wofür. Vielleicht für Viagra«, setzte sie amüsiert hinzu.
Sie schien Sam zu vertrauen, wenn sie so freizügig über die Drogengeschäfte des Clubs redete, und Babel fragte sich, was sie dann unter Details verstand, und wie oft er mit ihr geschlafen hatte. Ihr Foto hing jedenfalls nicht in seiner Wohnung.
Plötzlich ertönte aus der Sprechanlage die Stimme eines Mannes, die Monika bat, in die Sicherheitszentrale zu kommen. Es gäbe ein Problem mit einer Kreditkarte. Verärgert stand sie auf und entschuldigte sich. Nachdem sie durch die Tür verschwunden war, schaute sich Babel automatisch nach Kameras um, konnte aber keine entdecken. Dann starrte sie nachdenklich auf die Gläser.
»Willst du meinen Tipp hören?«, fragte Sam und lehnte sich zurück. Dabei spreizte er die Beine in typisch männlicher Manier. Einen Augenblick lang war Babel davon irritiert.
»Bitte, denn für mich ergibt das alles kaum einen Sinn. Ich habe zwar ihr kleines Labor gesehen, aber Sonja war keine Chemikerin. Zur Drogenherstellung fehlte ihr das Wissen.«
»Für ihre Tränke hat’s aber gelangt.«
»Ja, aber die Herstellung von Ecstasy erfordert ein bisschen mehr Können als das, was sie gemacht hat«, erwiderte Babel sarkastisch.
»Vielleicht hat sie versucht, mit ihren Tränken die Wirkungen bestimmter Drogen nachzuahmen.« Er verschränkte die Arme. »Das liegt doch nahe. Es gibt genug Stoffe in der Natur, die sich dafür eignen. Sie wäre nicht die erste Kräuterhexe, die aus einer Pilzsuppe eine Orgie macht.«
Bei dem Wort Kräuterhexe verzog Babel das Gesicht. Jeder Zehntklässler konnte an psychedelische Pilze kommen, wenn er es wirklich wollte, das war keine Kunst. Dafür musste man nicht magisch aktiv sein.
»Aber ihre Salons liefen gut«, wandte sie ein. »Warum sich in eine Situation begeben, die ihre ganze schöne Welt zum Einsturz bringen könnte, wenn man sie dabei erwischt?«
Sein Blick wurde beinahe bedauernd, als er den Kopf schüttelte. »Deine Naivität erstaunt mich, ich muss schon sagen. Du bist in den letzten Jahren ein braves Mädchen geworden.«
»Wenn du mit brav vernünftig meinst, hast du recht.«
Er seufzte übertrieben. »Was wollen die meisten Menschen?«
»Ihre Ruhe?«
Ungeduldig hob er die Hand. »Wenn sie etwas einwerfen.«
»Vergessen, dass die Welt so beschissen ist, wie sie nun mal ist?«
Er nickte. »Für eine kleine Weile in einer rosa Wolke schweben, sicher und warm. Um das zu erreichen, gibt es verschiedene Wege. Drogen sind einer.«
Magie und die anderen Ebenen ein anderer.
Als würde er ahnen, woran sie dachte, sagte er scharf: »Oder Sex.«
»Das funktioniert nur für euch Männer so einfach«, erwiderte sie, worauf er lachte.
»Nicht, wenn man es richtig macht, meine Schöne.«
»Und du bist dir natürlich sicher, dass du es richtig machst.« Sie formulierte es nicht als Frage, dazu kannte sie ihn zu gut.
Er beugte sich zu ihr,
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