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Babel Gesamtausgabe - Band 1-3

Babel Gesamtausgabe - Band 1-3

Titel: Babel Gesamtausgabe - Band 1-3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cay Winter
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Vermutlich hatte er sie schon vor einer ganzen Weile auf Judith angesetzt. An einem anderen Ort. Im Gegensatz zu den Zombies konnten die Toten überall existieren, denn die Totenebene beschränkte sich nicht auf einen Ort. Doch die Entfernung von dem Ort, an dem das Ritual durchgeführt worden war, schwächte die magische Signatur.
    Das Einzige, was Babel mit Sicherheit feststellen konnte, war, dass es nicht Augustes Signatur war.
    Zumindest in dieser Hinsicht hatte Judith recht gehabt – es sah ganz so aus, als hätte der Ombre mit diesem Fall nichts zu tun.
    Mühsam stemmte sich Babel gegen die Toten, die sich mit aller Macht an Judiths Energienetz klammerten. Sie drängte sie weiter zurück, bis sich die fremden Energielinien plötzlich vom Netz lösten. Babels eigene Energien schossen weit in den Raum hinein, als der plötzliche Widerstand nachließ, bis hin zu Auguste, der unter dem magischen Ausstoß zusammenzuckte und die Finger in die Lehnen seines Stuhls krallte.
    Unter Babels Netz pulsierte Judiths eigene Magie befreit und stärker als zuvor. Sie löste ein beinahe kitzelndes Gefühl in Babel aus.
    Das ist der Triumph. Du hast es tatsächlich geschafft.
    Sie gab der Kraft, die sie durchströmte, nach und ließ ihre Magie frei fließen. Sie konnte die Macht spüren, die ihre Magie war – dieser Teil von ihr, den sie so oft unterdrückte, an die Leine nahm, einsperrte. Für einen Augenblick ließ sie ihn frei.
    Und dieser kurze Augenblick der Unachtsamkeit reichte, um den Wechsel der Ebene zu vollziehen.
    Eine plötzliche Hitze erfasste sie, reflexartig ließ sie Judith los, um sie nicht mit sich zu ziehen. Der Geschmack nach Apfel verschwand von ihrer Zunge und machte der bekannten Süße Platz, nach der es Babel so sehr verlangte. Jede Schwere schien von ihr zu weichen, die Erschöpfung fiel von ihr ab, und ihre Energiereserven luden sich auf mit einer Energie, die nicht ihre war.
    Willkommen zurück im Himmel , flüsterte die Stimme, die wieder nach Sam klang.
    Ich kann nicht hierbleiben.
    Aber warum denn nicht? Fühlt sich das nicht wunderbar an? Spürst du nicht diese Macht? Wie sie dich erfüllt und in jede Zelle dringt? Wie dich das Fieber erneut packt … Gib zu, es ist ein bisschen wie heimkommen.
    An diesem Ort war sie sich näher als irgendwo anders, ausgerechnet auf dieser Ebene, die nicht ihre eigene war. Die Verlockung war nicht geringer geworden. All das Training mit Tamy nützte nur so lange etwas, wie sie noch nicht in Kontakt mit der Dämonenebene gekommen war und die Hitze nicht an ihrer Haut leckte.
    Sei ehrlich, darum kannst du nicht von Sam lassen, er schmeckt danach, nicht wahr?
    Ja.
    Jetzt, wo sie hier war, schien ihr Kopf wie leergefegt, und ihr Herz das Zentrum ihres Seins – und es schien auch, als wäre die Wirkung der Dämonenebene schlimmer als je zuvor, denn mit jedem Übertritt spürte sie den Sog zu bleiben stärker.
    Am Rand ihres Bewusstseins nahm sie die Dämonen wahr, magisch aufgeladene Energiewolken, deren bunte Farben sie an Picasso-Bilder erinnerten. Der Rausch, der sie erfasste, nahm ihr die Ängste. Auch jene, nicht zurückzukehren. Wie Schlangen glitten Babels magische Wellen vorwärts, den Dämonen entgegen.
    Als die ersten vor ihnen zurückwichen, spürte Babel wieder die Erregung, die sie damals mit Sam erfasst hatte. Die alten Gefühle vermischten sich mit neuen Eindrücken, alles wirbelte durcheinander, bis Babel nicht mehr wusste, wo ihr Selbst anfing und die Dämonenebene aufhörte.
    Alles floss ineinander, und sie wurde eins mit den Energien, die sie umgaben. Sie konnte noch sehen, was auf ihrer eigenen Ebene geschah, dass Judiths Gesicht einen panischen Ausdruck angenommen und Karl seinen Platz an der Wand verlassen hatte. Er war näher getreten und sah besorgt aus.
    Aber es war ihr egal. Alles war so leicht um sie herum …
    Judith rief etwas, aber wieder drang ihre Stimme nicht zu Babel durch. Sie wollte nach ihr greifen, aber Babel entzog sich. Ihre Hände glitten aus der Schüssel, der Knochen-Milch-Brei matschte auf den Tisch und tropfte von der Platte.
    Aber auch das spielte keine Rolle mehr.
    Sie brauchte dieses Hilfsmittel nicht mehr, um einen leichteren Kontakt zu den anderen Ebenen herzustellen. Ihre Magie war stark genug, um alles zu tun, was sie sich vorstellte.
    Und sie wollte bleiben.
    Das Glühen der Energien nahm zu, immer schneller drehten sich die Dämonenwolken. Sie wurde von diesem Wirbel angezogen, und die Menschen um sie herum

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