Babel Gesamtausgabe - Band 1-3
Kontakt jedoch abbrechen. Das war alles, was sie im Moment für ihn tun konnte. Sie zog die Ringe, die mit ihrer Energie aufgeladen waren, von der Hand und schob sie auf Karls kleinen Finger. Auf diese Weise würde er nicht nur noch weiter Magie aufnehmen können, sondern war auch bis zu einem gewissen Grad geschützt. Der Schutzzauber würde sie alarmieren, wenn jemand versuchte, in diesem Raum Magie zu wirken, um möglicherweise das zu beenden, was er in ihrem Büro begonnen hatte. Für ein paar Minuten würde der Zauber die Magie aufhalten. Vielleicht entscheidende Minuten, in denen Babel spürte, dass etwas nicht stimmte, und herkommen konnte.
»Es wird alles wieder gut«, flüsterte sie ihm zu, während sie einen kleinen Ignoranzzauber auf die Ringe an Karls Finger legte, damit sie niemand bemerkte. »Du kommst wieder auf die Beine, du wirst sehen. In ein paar Tagen wird sich Yolanda wieder darüber beschweren, dass du die Musik so laut aufdrehst, und wir werden darüber lachen …« Sie strich ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht und nickte nachdrücklich, auch wenn er sie vermutlich gar nicht hören konnte. »Ich kriege die Schweine, die dir das angetan haben, verlass dich drauf. Du hast mich noch nicht wütend erlebt, glaub mir.«
Die Wut, die sich ihrer bemächtigte, war kein Wirbelsturm, der sie nicht denken ließ, es brannte kein flammendes Rot hinter ihren Augenlidern. Nein, ihre Wut war stetig, ein ruhiger Fluss, der über alles hinwegschwemmte, was sich ihm in den Weg stellte.
Ohne Rücksicht und ohne Gnade.
Entschlossen ging Babel hinaus zu den anderen, die ihr mit bleichen Gesichtern entgegensahen.
»Und?«, fragte Judith mit grimmiger Miene.
»Ich habe ihm so viel Energie gegeben, wie ich konnte. Der Rest muss von selbst kommen. Er schläft, und das ist vielleicht auch das Beste.«
»Hast du herausgefunden, was passiert ist?«
»Jemand hat ihn erst verletzt und ihm dann seine Energie abgesaugt.«
»Hexen«, murmelte Judith, und Babel nickte.
»Der Arzt hat doch gesagt, er hat mehrere innere Verletzungen. Durch Schläge«, mischte sich Tamy ein.
»Ja, aber das ist nicht der Grund, warum er nicht aufwacht. Seine Batterien sind runter.« Es war die einfachste Art, es zu erklären. Wer immer hier am Werk gewesen war – es war ihm nicht darum gegangen, Karl schnell zu töten.
»Was machen wir jetzt?«, kam es leise von Mo, aber die Angst war auch von ihm abgefallen. In seinen Augen erkannte Babel die gleiche Wut, die sich auch ihrer bemächtigt hatte.
»Wir fahren zu mir. Ich glaube nicht, dass sie versuchen, hier etwas zu unternehmen. Im Büro waren wir unvorbereitet, aber jetzt werden …« Bevor sie den Satz zu Ende sprechen konnte, wurde sie durch Tamys Telefon unterbrochen, das leise Eye of the Tiger spielte.
Ungehalten zerrte die Türsteherin das Handy aus der Hosentasche und nahm mit einem barschen »Was?« das Gespräch an.
Während sie telefonierte, rieb sich Babel erschöpft über die Augen. Judiths Magie hüllte sie ein wie Watte. Ihre Schwester war in intuitiver Magie weniger talentiert als sie, aber in diesem Moment waren Babel die Wellen willkommen, die bei ihr ankamen… Judith ersetzte einen Teil der Energie, die sie auf Karl übertragen hatte.
»Soll ich auch mal reingehen?«, fragte sie Babel leise, und diese nickte.
»Mach es kurz, die Schwester wird nicht mehr lange fort sein. Ein bisschen mehr Energie kann nicht schaden.«
Judith drückte ihr flüchtig die Hand, bevor sie in das Zimmer schlüpfte, in dem Karl lag. Nur wenige Sekunden danach konnte Babel ihre Magie durch die Wand spüren.
Nachdem Tamy das Telefonat beendet hatte, stand sie einen Augenblick lang stumm im Gang, den Blick starr auf das Handy gerichtet.
»Was ist?«, fragte Babel abgelenkt, während sie sich müde gegen die Wand lehnte.
Langsam drehte sich Tamy zu ihnen um. Sie sah beinahe verblüfft aus. »Meine Wohnung ist in die Luft geflogen …«
3
Tom und Sam gingen noch immer nicht an ihre Telefone.
»Verdammt!« Inzwischen ahnte Babel, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis sie ebenfalls ins Visier der anderen Hexen geraten würden.
»Es ist Clarissa«, sagte sie, als sie wieder draußen vor dem Krankenhaus standen und sich der Himmel bewölkte, als würde er sich ihrer düsteren Stimmung anpassen. Sie legte die Hand auf Tamys Arm. »Es tut mir leid. Wenn …«, aber Tamy unterbrach sie, schüttelte den Kopf und verschränkte die Arme.
»Hör auf, Babel, ich weiß, was du sagen willst,
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