Babel Gesamtausgabe - Band 1-3
Maria lagen noch im Krankenhaus, genauso wie Karl. Wie sich herausgestellt hatte, waren ihre Schwester und ihre Mutter schwerer verletzt, als Babel zuerst angenommen hatte. Judiths Herz war während des Kampfes für einen Moment zum Stillstand gekommen, und Marias gebrochene Rippen hatten die Lunge punktiert. Lediglich ihre Magie hatte beide am Leben gehalten, trotzdem würden sie noch Tage im Krankenhaus bleiben.
Die Polizei war hingegen kein Problem mehr gewesen, nachdem Tom den Beamten einmal tief in die Augen gesehen hatte. Seine hypnotischen Fähigkeiten ließen die Männer darüber hinwegsehen, dass nichts an ihrer erfundenen Geschichte über einen Autounfall einen Sinn ergab. Schon gar nicht, dass ein Reh auf die Straße gelaufen war. Mitten in der Stadt.
Mo war sofort zu Karl ins Krankenhaus gefahren, er wollte auf dem Weg noch Xotl in seinen Käfig im Büro zurückbringen. Und ihm einen Döner kaufen. Woher er als Minderjähriger den Jack Daniels bekommen wollte, verriet er ihnen nicht, und Babel drängte nicht auf eine Antwort.
Tamy war bei Judith geblieben und hatte Babel nach langen Stunden heimgeschickt, da sie sich kaum noch auf den Beinen halten konnte, während Tom und Sam die letzten Angelegenheiten mit der Polizei regelten.
Und nun lag Babel erschöpft auf ihrem Bett und starrte mit brennenden Augen gegen die Wand. Sie hatte sich nicht die Mühe gemacht, ihre Sachen auszuziehen, dafür hatte sie einfach nicht mehr die Kraft. Alles an ihr fühlte sich bleischwer an, und Hilmars Geisterhauch legte sich über sie wie eine Decke.
Aber sie konnte spüren, dass er gekommen war, um sich zu verabschieden.
Geister können nicht für immer lieben , schien er zu sagen . Weil wir es nicht mehr ertragen.
Einmal hatte er ihr noch beigestanden – und sie erkannte, dass es an ihr war, die Vergangenheit endlich hinter sich zu lassen. Es ging nicht darum zu vergessen – wer könnte das jemals? –, aber endlich Ruhe zu finden und ihre Geister gehen zu lassen. Genauso wie ihre Schuld.
Sie verspürte keinen Triumph, nur große Erschöpfung und auch Erleichterung darüber, dass der Kampf nun vorüber war.
Weißt du nun endlich, wer du bist und wo du hingehörst?
Ja. Hierher. Mit einem Partner, der zu laut Dolly Parton hört; einem Punk, der seine Umgebung in den Wahnsinn treibt; dem hässlichsten Vogel der Welt; einer Schwester, die die Liebe als Hobby betreibt, und einer Türsteherin, die die Männer das Fürchten lehrt.
Und einem Plag und einem Dämonenkind an deiner Seite?
Wer sagt, dass man immer alles so machen muss, wie es alle tun? Wir machen es eben auf unsere Weise.
In diesem Augenblick hörte sie jemanden die Treppe heraufkommen und spürte Toms Energienetz. Ihre Magie war durch den Kampf so weit geschwächt, dass sie nicht einmal mehr merkte, wenn jemand die magischen Barrieren um das Haus durchbrach. Als er in der Tür auftauchte, sah er blass und am Ende aus. Einen Moment zögerte er, dann kam er zu ihr und legte sich hinter sie auf das Bett. Mit seinem Arm umschloss er sie und legte die Lippen an ihren Nacken.
Sie konnte Schweiß und Blut an ihm riechen, aber was spielte das schon für eine Rolle, wenn sie sein Herz an ihrem Rücken schlagen spürte?
»Sam parkt den Wagen. Er müsste gleich hier sein«, sagte er.
»Mhm.«
Nach einer Weile fragte er leise: »Kann man sich irgendwie gegen Hexen versichern lassen?«, und sie musste müde lächeln.
»Nein, aber ich habe gehört, sie arbeiten an einem Gegenmittel.«
»Ist Feuer involviert?«
Sie hielt sich den Bauch. »Hör auf, mir tut alles weh, wenn ich lache …«
Er drückte sie fester und flüsterte: »Ich kann dich nicht verlieren, Babel.«
»Wirst du nicht.« Sie schloss kurz die Augen und drückte seine Hand, die zwischen ihren Brüsten lag. »Wo ist Urd?«
»Irgendwo im Garten auf der Jagd nach … keine Ahnung, nach was.«
»Soll ich dir etwas verraten, so zwischen uns? Eigentlich mag ich deinen Hund.«
»Den Verdacht habe ich schon länger.«
»Dann ist ja gut.«
In dem Moment spürte sie, wie sich die Verbindung zu Sam aktivierte, weil er das Haus betreten hatte, aber zum ersten Mal wurde sie nicht panisch bei dem Gedanken daran, dass er und Tom aufeinandertrafen. Auch dazu fehlte ihr die Kraft. Keine zehn Sekunden später stand er in der Tür.
Alles an ihm war ihr so vertraut, sogar seine blauen Flecken.
Gehört er auch zu den Geistern, die du ziehen lassen willst?
Aber nein, ihn könnte man nie für einen Geist
Weitere Kostenlose Bücher