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Babkin, unser Väterchen

Babkin, unser Väterchen

Titel: Babkin, unser Väterchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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großes Stück Wald und Buschgelände … ‹ – Blistschenkow, ich war überwältigt.«
    »Mir geht's jetzt nicht anders.«
    Blistschenkows Gedanken jagten sich. Wer kennt in Ulorjansk nicht die ›Zwölf Apostel‹? Ein gesegnetes Stückchen Land ist es, mit einem stillen, kristallklaren See in der Mitte, keine zwei Werst von der Stadtgrenze entfernt. Eine Parklandschaft, in die man maßgebliche Genossen aus den Städten gelegentlich zu einem Picknick einlud, zu einer Kahnfahrt, auch schon mal zu einer Nerzjagd – wirklich ein Fleckchen Paradies am Rand der großen Taigawälder. Und ein solches Kleinod gehört dem schielenden Zapunow? Unfaßlich!
    »Das muß er beweisen«, sagte Blistschenkow gepreßt. »Sagen kann das jeder. Hat er denn darüber keine Urkunde?«
    »Hat er, Guri Jakowlewitsch. Er brachte sie mit. Es handelt sich um ein uraltes Erbe, das in Swerdlowsk neu bestätigt wurde. Daran ist nicht zu zweifeln. Ein Teil der ›Zwölf Apostel‹ gehört Sapunow.«
    Ach ja, erklären muß man noch, warum das Land die ›Zwölf Apostel‹ heißt.
    Rund um den silbernen See stehen zwölf riesige Bäume, Jahrhunderte alt, gewaltige Eichen, ›Apostel‹ genannt, von denen auch die Überlieferung nicht weiß, wie sie hierher nach Sibirien gekommen sind. Man weiß nur, daß an vier ›Aposteln‹ im Jahre 1734 zehn Wegelagerer und Räuber gehenkt wurden und an den dicken Ästen hängen blieben, bis Krähen, Bussarde, Falken und andere Raubvögel sie abgepickt hatten und die Knochen einzeln zu Boden fielen. Doch das bedarf keiner großen Worte – in Sibirien ist man nicht so zimperlich; der Mensch paßt sich der rauhen Natur an.
    Zapunow nun, das kam jetzt heraus, gehörten fünf von den ›Zwölf Aposteln‹. Dazu das Land drumherum und das Stückchen See, das an das Land grenzte – ein wahrhaft kapitalistischer Besitz, geduldet und bekräftigt durch die amtlichen Stempelchen aus Swerdlowsk.
    Blistschenkow verschlug es die Sprache.
    »Und nun?« fragte er.
    »Machen wir es kurz: Zapunow vererbt mir das Land. Als Dank für meine Güte.«
    »Das geht nicht!« Blistschenkow zuckte heftig zusammen. »Da habe ich ein Wort mitzureden. Nach Zapunows Tod fällt sein Besitz, da keine leiblichen Erben vorhanden sind, dem sowjetischen Volk zu! Babkin, das weißt du!«
    »Ich weiß auch, daß du, Guri Jakowlewitsch, Zapunows ›fünf Apostel‹ öffentlich der Stadt einverleiben und heimlich an Afanasjew verkaufen wirst …«
    »Lüge, Wadim Igorowitsch!« empörte sich Blistschenkow. »Verleumdung! Nie hat mir jemand etwas nachweisen können. Alle Kontrollen …«
    »Aber mein Lieber!« Babkin winkte großzügig ab. »Kontrollen? Kommen die Genossen aus der Stadt, saufen unseren klaren sibirischen Wodka, bis sie umfallen, und unterschreiben am nächsten Morgen alles, was du ihnen unter die Nase schiebst. Willst du mir erzählen, wie so etwas abläuft? Mir? Eine Liste kann ich aufstellen mit allen Gaunereien zwischen dir und Afanasjew …«
    »Niemand kann das! Man müßte Afanasjew schon foltern …«
    »Nicht nötig.« Babkin lächelte mild. »Viktor Viktorowitsch ist ein gerissener Halunke, kein Zweifel. Aber mit Nina auf dem Schoß war er auch nur ein Mann …«
    »Nina?« Blistschenkow flatterten die Augenlider. »Afanasjew und Nina? Eine neue Lüge!«
    »Der Mensch muß sich daran gewöhnen, daß nichts ihm allein gehört. Irgendeiner ist immer dabei … das Kollektiv, die Steuern, die Partei oder ein anderer Mensch. Das aber erfährt man erst, wenn man tot ist. Nun ja, Nina Romanowna war immer ein fröhliches Weibchen, wenn sie nicht ihre Hysterie bekam. Sie war zuvorkommend zu vielen … Da sind Narinskij, der Metzger, Blistschenkow, der Bürgermeister, Afanasjew, der Makler, und gelegentlich Sapanow, der Briefträger. Vielleicht noch mehr – aber diese vier reichen mir.«
    »Mir auch, mein armer Babkin.« Blistschenkow stierte, tief ins Herz getroffen, vor sich hin. Seine Zuneigung zu Nina Romanowna konnte man echt nennen – und nun das! Es war ihm, als läge sein Herz in kaltem Wasser. »Wer hätte das gedacht!«
    »Mein bescheidener Wunsch wäre nun der«, fuhr Babkin freundlich fort, »daß die Stadt Ulorjansk, vertreten durch den Genossen Blistschenkow, das Erbe anerkennt, wenn Zapunow die ›fünf Apostel‹ mir überläßt. Zwar wird Afanasjew drohen, aber …«
    »Nichts mehr wird Afanasjew tun!« sagte Blistschenkow dunkel. »Mich zu hintergehen mit Nina … mich!«
    »Du vergißt den rechtmäßigen

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