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Babson, Marian

Babson, Marian

Titel: Babson, Marian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Katze mit den sieben Leben
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das
Tablett, dem sie sich hatte nähern wollen, in unerreichbare Ferne rückte.
    »Hierher!«,
rief der Professor, der offenbar ihren Gesichtsausdruck richtig gedeutet hatte,
und winkte ungeduldig die Kellnerin zu sich, die sofort kehrtmachte und zu
ihnen kam. »Ich kann Ihnen das Hühnchen empfehlen«, sagte er. »Ich finde, es
schmeckt besonders gut.«
    »Oh, danke.«
Lorinda steckte in der Klemme, und ihr blieb nichts anderes übrig, als einen
Satéspieß vom Tablett zu nehmen. Unter keinen Umständen konnte sie das
Hühnerfleisch im Plastikbeutel verschwinden lassen, solange Borley neben ihr
stand und ihr dabei zusah.
    »Versuchen Sie
die Erdnuss-Soße. Oder die süß-saure Soße.« Der Professor zeigte auf die
Schälchen. »Beide sind ganz hervorragend.«
    Lorinda blieb
nichts übrig, als ihre Niederlage einzugestehen. Also tauchte sie das
Hühnerfleisch in die Erdnuss-Soße und knabberte daran herum. Vor ihrem
geistigen Auge sah sie Hätt-ich's, wie sie sie vorwurfsvoll musterte. Huhn
mochte die Katze am liebsten, während Bloß-gewusst Garnelen bevorzugte. Beide
liebten sie es, mit kleinen Köstlichkeiten überrascht zu werden.
    Keine
Sorge, versprach sie ihr stumm. Ich bringe euch beiden etwas
von der Party mit. »Sagen wir, Montagmorgen?«, fragte Professor Borley,
    der wieder
ganz mit seinen eigenen Angelegenheiten be schäftigt war.
    »Montag?
Morgen?«
    »Oder
Nachmittag, wenn es Ihnen lieber ist. Natürlich soll das Ganze ja auch nur ein
erstes Interview sein.«
    »Ein erstes
Interview?« Lorinda wünschte, sie könnte damit aufhören, wie sein Echo zu
klingen.
    »Ich denke,
wir sollten zunächst einmal Ihre Karriere als Ganzes betrachten. Ans
Eingemachte können wir dann in den nachfolgenden Interviews gehen.«
    »Ans
Eingemachte? Nachfolgende Interviews?« Hätte sie das ungute Gefühl in ihrem
Magen doch nur einer Lebensmittelvergiftung zuschreiben können. Aber sie
wusste, die Hors d'oeuvres traf keine Schuld, sondern es war die Aussicht auf
gleich eine ganze Interviewserie, durchgeführt von einem stocksteifen
amerikanischen Akademiker.
    Verdammter
Dorian! Das war alles sein Werk. Während einer seiner Amerika-Reisen war er
Professor Borley begegnet und hatte von dessen Projekt erfahren, ein Sachbuch
über die Ursprünge und die Einflüsse der populären Kultur zu verfassen, die auf
dem Gebiet des Kriminalromans zu beobachten waren. Dorian, der dazu neigte,
Kontakte zu sammeln, die sich eines Tages einmal als nützlich erweisen mochten,
hatte sich über das Voranschreiten des Projekts auf dem Laufenden gehalten und
dem Professor schließlich einen Aufenthalt in Brimful Coffers schmackhaft
gemacht. Hier war er von Krimiautoren umgeben, was seine Forschung sicherlich
erleichtern würde. Natürlich hoffte Dorian darauf, eine wichtige, vielleicht
sogar alles überragende Rolle in diesem Buch zu spielen. Und in der
Zwischenzeit ließ er diese ... diese Pest auf sie alle los.
    »Ich bin im
Moment schrecklich eingespannt«, setzte sie sich zur Wehr. »Sie wissen schon,
der nächste Abgabetermin und so weiter.«
    »Ja, ich
verstehe.« Seine Worte unterstrich er mit einem
    mitfühlenden
Nicken. »Glücklicherweise haben wir genügend Zeit. Ich konnte die Wohnung für
mein gesamtes Sabbatjahr mieten. Ich kann es kaum erwarten, meine Forschungen
fortzusetzen. Aber ich kann ja mit einem Ihrer Kollegen anfangen und komme auf
Sie zurück, sobald Sie etwas mehr Luft haben.«
    »Ja, das wäre
gut.« Sie fühlte sich ein wenig schwindlig. Sie wollte nichts anderes als
wieder in die Nähe des Tabletts zu gelangen, das abermals in die falsche
Richtung entschwand.
    »Lächeln«,
warnte Borley sie aus heiterem Himmel und setzte ein breites Grinsen auf.
    Für Lorinda
kam die Aufforderung zu spät. Als sie sich umdrehte, explodierte der Blitz fast
direkt vor ihrem Gesicht, und wieder nahmen ihr die schwarzen Punkte vor den
Augen die Sicht.
    »Dieser Mann
ist eine Gefahr für seine Umwelt«, brummte sie.
    »Er scheint
mir nicht der Typ zu sein, der einem sympathischer wird, wenn man ihn näher
kennengelernt hat«, pflichtete der Professor ihr bei. »Ein Jammer, dass seine
Frau so talentiert ist. Wäre er allein, würde niemand sich länger als fünf
Minuten mit ihm abgeben.«
    »Wenn Sie mich
entschuldigen würden ...« Die Punkte vor den Augen waren mittlerweile so sehr
abgeschwächt, dass Lorinda eine Kellnerin erkennen konnte, die mit einem
randvollen Tablett aus der behelfsmäßigen Küche zum Vorschein kam. Wenn

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