Babson, Marian
kann
hier gar nicht gegessen werden.« Spontan drückte sie Lorinda das Tablett in die
Hand. »Hören Sie, halten Sie das für mich, in der Zwischenzeit stelle ich Ihnen
eine ordentliche Portion für Ihre Katzen zusammen.«
»Oh, ähm ...
ja, danke.« Lorinda übernahm das Tablett, Elsie eilte davon. Was für ein nettes
Mädchen. Hoffentlich war sie bei ihrem letzten Friseurbesuch nicht zu knauserig
mit dem Trinkgeld gewesen.
»Lorinda! Hat
man Sie zum Küchendienst verdonnert?«
»Das ist aber
nett von Ihnen! Und wie lecker das alles aussieht!«
Die Gruppe,
deren Gespräche sie eben noch belauscht hatte, bediente sich jetzt bei den
Speisen auf dem Tablett.
»Ich hoffe,
das bedeutet nicht, dass Sie sich für eine andere Karriere entscheiden«, meinte
die hagere Frau vom Sunday Special. »Dabei freue ich mich doch schon so auf
die nächste Geschichte aus St. Waldemar Boniface.«
Lorinda
lächelte nur und verkniff sich mit Mühe eine spitze Bemerkung, mit der sie
verraten hätte, dass sie sie belauscht hatte.
»Halt! Nicht
bewegen!« Es war schon gut, dass diese Warnung vorausgeschickt wurde, sonst
hätte sie vor Schreck das Tablett fallen lassen, als der Blitz losging.
Stattdessen hielt sie es krampfhaft fest, während dunkle Punkte vor den
Augen ihr die
Sicht nahmen. Verdammt! Falls Karla Jack tatsächlich ermorden sollte,
dann konnte sie mit genügend Zeugen rechnen, die bestätigten, dass sie
zur Tatzeit mit ihnen am Bridgetisch gesessen hatte.
»Wunderbar!
Die Krimiautorin als Kellnerin! Würden Sie ein Kanapee von einer Frau nehmen,
die so viele Menschen auf dem Gewissen hat wie Lorinda Lucas? Das wird eine
geniale Bildunterschrift.«
»Vielleicht
sollte sich einer von uns noch vor ihr auf den Boden werfen«, meinte die Frau
vom Sunday Special bissig. »Das wäre auch ein gutes Motiv.«
»Hey, das ist
großartig!« Jack hob die Kamera hoch, ließ sie aber wieder sinken, als sich
niemand rührte. »Oh, das war nur ein Witz, wie? Aber eine tolle Idee ist es
trotzdem. Warum machen wir es nicht?«
Diesmal stahl
sich Lorinda wortlos davon, während Jack unverändert hoffnungsvoll einen nach
dem anderen ansah. Dieser Mann war wirklich unmöglich! Was hatte Karla nur
jemals an ihm gefunden?
Und wieso
brauchte Elsie so lange? Sie musste dieses Tablett loswerden, bevor Jack sie
noch einmal fotografierte, also steuerte sie zielstrebig einen Marmortisch an,
der so sehr ein Teil der Wand war, dass es schien, als wäre er aus dem Stein
gewachsen. Sie stellte das Tablett ab, musste aber zwei Schälchen mit Oliven,
einen Aschenbecher, einen Unterteller voll Erdnüsse und ein Blumengesteck zur
Seite schieben, damit sie genug Platz hatte.
»Gut gemacht!«
Plötzlich stand Macho neben ihr. Seine Augen funkelten hungrig, während er nach
einer Serviette griff und darauf so viele Hühnchenkebaps lud, wie nur irgend
ging.
»Sehr schlau
von Ihnen«, lobte Gemma, die auf der anderen Seite stand und bei den
Rindermedaillons zulangte. »Genau das haben wir gebraucht: unser eigenes
Tablett.« »Um Himmels willen!« Die beiden besaßen nicht das geringste
Schamgefühl. Lorinda sah sich um, ob niemand sie beobachtete - allen voran
nicht ihr Gastgeber. »Seid gefälligst vorsichtig.«
»Mir ist egal,
wer mich sieht«, gab Macho trotzig zurück, warf aber dennoch einen nervösen
Blick über die Schulter.
»Ist dir auch
egal, wer dich fotografiert?«, wollte Lorinda von ihm wissen, da irgendwo
hinter ihnen wieder geblitzt wurde.
»Das sollte er
lieber nicht versuchen«, knurrte Macho. »Aber abgesehen davon, kann er mit
solchen Fotos ohnehin niemanden erpressen, weil wir hier kein Verbrechen
begehen.«
»Ganz genau«,
stimmte Freddie ihm zu, die auf einmal hinter Lorinda auftauchte. »Es ist
vielleicht unhöflich, geschmacklos und schäbig, aber vor Gericht kann man dafür
nicht gestellt werden.«
»Es ist immer
gut zu wissen, was Freunde wirklich von einem denken«, meinte Macho mürrisch.
Die anderen
musterten Freddie ungerührt. Sie konnte so etwas sagen, sie hatte derzeit kein
Haustier. Wenn sie nach Hause kam, würde da kein Vierbeiner sitzen und sie
hoffnungsvoll anschauen.
»Auch wenn Sie
was dagegen haben«, wandte sich Gemma an sie, »können wir das nicht rückgängig
machen. Wie sähe das aus, wenn wir irgendetwas zurück auf das Tablett legen.
Das würde uns nur in ein noch schlechteres Licht rücken. Und unsere armen Tiere
wären zutiefst enttäuscht.«
»Ihr müsst
selbst wissen, was ihr hier macht«,
Weitere Kostenlose Bücher