Babson, Marian
hinter dem Haus weggehen sehen. Ich wollte mit Ihnen reden. Mit Ihnen
beiden, deshalb ...«
»Auch einen
Gin Tonic?«, fragte Lorinda. »Das trinken wir nämlich gerade.«
»Ja, gerne.
Vielen Dank.« Sie lächelte Lorinda dankbar an. »Ich hatte schon Macho
angerufen, aber bei ihm hat sich nur der Anrufbeantworter gemeldet, und ich
weiß nicht, ob er zu Hause ist oder nicht. Oh, danke.« Sie nahm das Glas
entgegen und setzte sich in den anderen Sessel.
»Ich hoffe, es
stört Sie nicht, dass ich so unangemeldet vorbeikomme, aber ich wollte mich
entschuldigen. Für Jacks Verhalten. Er hat sich gestern Abend ziemlich
danebenbenommen. Ich weiß, alle sind heute Morgen sauer auf ihn.«
Es schloss sich betretenes Schweigen an, da sie beide
überlegten,
wie sie höflich und freundlich, aber nicht zu höflich und zu freundlich
reagieren sollten, damit nicht der falsche Eindruck entstand, ihr Mann könne
sich ruhig weiterhin so benehmen.
»Ist schon
gut«, redete Karla weiter. »Ich weiß. Ich hatte ihn gewarnt. Ich ...« Sie hielt
inne und atmete tief durch, was so wirkte, als stünde sie dicht davor, in
Tränen auszubrechen.
Glücklicherweise
mischten sich in dem Moment die Katzen ein, die mehr Taktgefühl an den Tag
legten als die Menschen. Sie verließen die Fensterbank und kamen zu Karla.
Hätt-ich's sprang auf ihren Schoß, Bloß-gewusst schmiegte sich an ihre Beine.
»Sind die zwei
nicht reizend?« Karla beugte sich vor, um sie zu streicheln. Dabei fielen ihr
die Haare ins Gesicht, sodass ihr Mienenspiel verdeckt wurde. Dafür kam ein
langer, horizontaler roter Striemen an ihrem Hals zum Vorschein.
Lorinda und
Freddie konnten sich gerade noch einen vielsagenden Blick zuwerfen, da setzte
sie sich auch schon wieder gerade hin und strich die Haare nach hinten. »Aber
auch wenn Jack Fotos gemacht hat, bedeutet das noch lange nicht, dass die auch
abgedruckt werden. Er wird den Winter über vermutlich noch Hunderte Fotos
schießen.« »O Gott!«, stöhnte Freddie.
»Ich weiß. Er
fotografiert mich auch ständig. Ich traue mich nicht mal mehr an den
Frühstückstisch, wenn ich nicht komplett geschminkt und ordentlich frisiert
bin. Es macht mich mittlerweile verrückt, und ich wünschte, ich hätte ihn nie
auf diese Idee gebracht. Aber er hat sich jetzt so in die Sache verrannt, dass
ich ihn nicht mehr davon abbringen kann. Sie können mir glauben, ich habe es
mehr als einmal versucht.«
»Das glaube
ich Ihnen aufs Wort«, sagte Freddie griesgrämig.
»Oh.« Karla
verstand die Anspielung sofort. »Haben wir Sie gestört? Ich hatte mich schon
gefragt, wie dick die Wände wohl sind.«
»Nicht dick
genug«, gab Freddie zu, fügte aber sofort eine Lüge an, indem sie behauptete:
»Es ist nicht so, dass ich jedes Wort verstehen würde. Ich höre Lärm und ab und
zu irgendwelches Gepolter.«
»Ich tue mein
Bestes damit es nicht so laut zugeht, ganz ehrlich«, beteuerte Karla. »Aber
wenn er erst mal aggressiv wird ...« Sie ließ den Satz unvollendet und strich
gedankenverloren über die Stelle an ihrem Hals, an der sie verletzt war.
Wie kann
eine so nette Frau wie Sie nur an einen solch brutalen Trampel geraten? Es war keine
Frage, die man laut stellen konnte, auch wenn Karla sie vermutlich so
ausführlich und erschöpfend beantwortet hätte, wie Amerikaner das so gerne
machten. Eine neutralere Formulierung war daher auf jeden Fall angebrachter.
»Wo haben Sie
Dorian kennengelernt?«, wollte Lorinda stattdessen wissen.
»Oh.« Karla
zuckte so betroffen zusammen, als hätte sie ihr doch die ursprüngliche Frage
gestellt. »Das war letztes Jahr in New York. Er war für eine Signiertour durch
die Staaten rübergekommen. Da wir beim gleichen Verlag sind, absolvierten wir
diese Prozedur in einigen Buchhandlungen gemeinsam. Dadurch kamen wir uns
irgendwie näher.« Sie wirkte nervös und schien zu erröten. Prompt ließ sie den
Kopf wieder so sinken, dass ihr Gesicht hinter den Haaren verschwand.
Bloß-gewusst
ließ sich noch ein weiteres Mal streicheln, dann hatte sie ihre Pflicht als
Gastgeberin getan und sprang aufs Sofa, um sich neben Lorinda zu schmiegen. Hätt-ich´s
hatte es sich auf Karlas Schoß bequem gemacht und verhinderte so, dass sie
aufstehen konnte.
»Er schilderte
mir England als so ... so verlockend. Ich
hatte schon
immer herkommen und das Land in Ruhe kennenlernen wollen. Als er mir dann von
diesem Dorf hier erzählte, von dieser Gruppe Krimiautoren, die hier alle
zusammenleben ...« Wieder
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