Babson, Marian
ganze Zeit vorgehabt.
»Tut mir
leid«, entschuldigte sich Karla an alle Anwesenden gewandt, auch an die Katze.
»Mein Nervenkostüm ist im Augenblick nicht so stabil, wie es sein sollte.« Sie
lächelte schwach. »Das Packen und die Reise, die Gewöhnung an eine neue
Umgebung ... ich bin im Moment irgendwie nicht ich selbst. Ich hoffe, ein
ruhiger Winter wird mich zur Ruhe kommen lassen, damit ich meine Akkus aufladen
kann.«
»Hallo,
Dorian.« Lorinda drehte den anderen den Rücken zu, in erster Linie, um Freddies
vielsagende Blicke zu unterbinden. Wenn sie sich nicht diskreter verhielt,
würde Karla noch etwas bemerken.
»Dorian?«
Karla würde für den Augenblick gar nichts um sich herum bemerken. »Ich habe
versucht, ihn zu erreichen, weil ich mit ihm reden will.«
»Ja, eine
reizende Party«, stimmte Lorinda zu. »Einen Augenblick, Dorian. Karla ist hier,
sie möchte mit dir reden.« Karla stand bereits neben ihr und riss ihr den Hörer
fast aus der Hand.
»O Gott«,
stöhnte Dorian. »Dafür habe ich jetzt nun wirklich keine ...«
»Dore?« Karla
hatte das Telefon erobert, und Lorinda ging einen Schritt nach hinten. »Lässt
du den verdammten Anrufbeantworter eigentlich den ganzen Tag eingeschaltet? Ich
versuche seit Stunden, dich zu erreichen ...»
»Noch was zu
trinken?« Lorinda fügte sich dem Unvermeidlichen und ließ den Hörer in Karlas
Gewalt, dann ging sie zu Freddie, die ihr bereits ihr Glas hinhielt. Hätt-ich's
lag inzwischen auf ihrem Schoß und forderte ihre Streicheleinheiten ein, die
sie von Freddie auch prompt bekam. Am Telefon ging unterdessen die Unterhaltung
- oder der Streit - weiter.
»London? Ich
habe dir gesagt, ich will mitkommen nach London, wenn du das nächste Mal ...«
Karla brach ab, da Dorian ihr über den Mund gefahren sein musste. »Aber du hast
mir versprochen ...«, klagte sie.
Freddie
zwinkerte Lorinda zu und beugte sich so über Hätt-ich's, wie Karla es zuvor
getan hatte. Daraufhin machte sich die Katze lang und schlug nach einer
Strähne, als hätte sie die Anspielung verstanden.
Lorinda musste
sich ein Lachen verkneifen und kehrte zurück zum Telefon.
Karla hatte
sich wieder ein wenig beruhigt, allerdings war es auch Dorians Stärke, Wogen zu
glätten. Womöglich hatte er das in New York auch gemacht, und Karla hatte es
irrtümlich als eine Einladung nach England ausgelegt und ... wer wusste schon,
was sie sich alles ausgemalt hatte. Jacks Anwesenheit musste der Vorfreude
zweifellos einen Dämpfer verpasst haben.
»Ja, das
klingt gut«, stimmte Karla ein wenig unwillig zu.
»Würde es dir
etwas ausmachen, wenn Jack die Kamera mitbringt und Fotos macht? Ich werde auch
versuchen, dafür zu sorgen, dass er es nicht übertreibt. Ich weiß, gestern
Abend hat er sich nicht im Griff gehabt.«
Nach kurzem
Schweigen nickte Karla als Reaktion auf irgendetwas, das Dorian zu ihr sagte.
Dann drehte sie sich zu Lorinda um und hielt ihr den Hörer entgegen. »Er möchte
Sie noch mal sprechen.«
Das war auch
nicht weiter verwunderlich, schließlich hatte er ursprünglich ja auch sie
angerufen. »Danke«, meinte Lorinda spitz und nahm den Hörer an sich.
»Lorinda?«, fragte er zögerlich. »Bist du das?« »Ja, Dorian.« Sie sah Karla
nach, wie die zu ihrem Platz zurückkehrte. »Was gibt es denn?«
»Entschuldige,
wenn ich das so formlos mache, aber es geht um eine Einladung. Am 5. November
möchte ich eine kleine Guy-Fawkes-Party veranstalten. Klein und altmodisch, nur
unsere Clique. Mit gerösteten Kartoffeln, bergeweise Würstchen, vielleicht ein
paar Wunderkerzen, aber kein Feuerwerk. Ich dachte mir, du willst vielleicht
deine beiden Bestien mitbringen, damit sie sich bei den Würstchen bedienen
können. Das ist auf jeden Fall angenehmer, als die Reste einzupacken und mit
nach Hause zu nehmen, nicht wahr?«
»Wie
aufmerksam von dir.« Dann hatte er das auf der Party also mitbekommen und
konnte es sich nicht verkneifen, es ihr jetzt unter die Nase zu reiben. Zwar
würde er Plantagenet Sutton nichts davon sagen, aber er scheute nicht davor
zurück, diese Möglichkeit zumindest anzudeuten. Dorian mochte es, Leute im
Ungewissen zu lassen. Sie fragte sich, ob er womöglich die Verantwortung dafür
trug, dass ihr dieser Kneifer zugespielt worden war. Zu ihm passen
würde es.
»Das klingt
nach einer schönen Party. Ich werde gern kommen, aber ich glaube, ich lasse die
Katzen lieber zu
Hause. Auch
wenn du kein Feuerwerk abbrennst, werden andere im Dorf das sicher machen,
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