Babson, Marian
errötete sie. »Alle in der gleichen Gemeinde,
gleichgesinnte Leute, Freunde und Kollegen, die gemeinsam kreativ sind und ...
ach, ich kann das nicht so gut erklären.«
»Sie erklären
es gut genug«, meinte Freddie ironisch. »Vergessen Sie nicht, wir haben uns
auch dafür begeistern lassen.«
»Jedenfalls
hatte Jack gerade seine Anstellung verloren .. mal wieder«, fügte sie so leise
an, dass sie .die Worte fast verschluckte. »Damit hatte er Zeit zum Reisen und
dafür, sich nach einer neuen Arbeit umzusehen. Mir war kurz zuvor der Auftrag
angeboten worden, das Buch zu Ende zu schreiben, an dem Aimee Dorrow saß, als
sie so plötzlich starb. Und ich sollte einen weiteren Band schreiben, weil der
Verlag herausfinden wollte, ob man die Miss Mudd- Serie nicht auch ohne
Aimee fortsetzen konnte, weil die sich so gut verkauft. Jack schlug ihnen die
Idee eines literarischen Jahrs oder literarischen Winters in England vor, und
sie zeigten sich interessiert. Vorausgesetzt, ich verbringe den Winter damit, Mein Name ist Mudd zu schreiben. Um ehrlich zu sein, ich weiß nicht, ob sie
Jacks Idee für sich betrachtet hätten haben wollen. Aber in einem Paket mit
drei Büchern konnte Jack es ihnen verkaufen.«
»Und wie
kommen Sie damit voran?«, fragte Freddie neugierig. »Ich meine, es sind nicht
Ihre Geschichten und Figuren. Stört Sie das denn gar nicht?«
»Nein ...«
Karla hielt inne und dachte über die Frage nach. »Es ist sogar in gewisser
Weise erfrischend ... oder vielleicht sollte ich sagen: befreiend. Natürlich
ist es eine Herausforderung, eine beliebte Serie weiterzuführen, nachdem ihre
Erfinderin verstorben ist. Aber ich bekomme dadurch die einmalige Gelegenheit,
Dinge auszuprobieren,
die in den
Strukturen meiner eigenen Serie so nicht möglich sind. Sagen Sie mal ehrlich
...«Sie sah die beiden aufmerksam an. »Haben Sie nicht manchmal genug von Ihren
eigenen Charakteren?«
»Na und ob!«
Freddie verdrehte die Augen. »Es gibt Tage, da könnte ich das Mädchen mit
bloßen Händen erwürgen, wenn es plötzlich leibhaftig vor mir stehen würde. Das
habe ich natürlich offiziell nie gesagt.« Viel zu spät war ihr in den Sinn
gekommen, dass Karla möglicherweise Informationen für ihr Sachbuch sammeln
wollte.
»Ich schätze,
jeder empfindet von Zeit zu Zeit so«, ergänzte Lorinda zurückhaltend und warf
Freddie einen warnenden Blick zu. Jacks Aktivitäten würden sie mühelos im Auge
behalten können, doch bei Karla war das um einiges schwieriger. »Bekanntlich
gibt es ja diese Anekdote, wie sich Agatha Christie und Dorothy L. Sayers
während einer Bahnreise unterhielten und zu der Ansicht gelangten, dass sie von
Hercule Poirot und Lord Peter Wimsey die Nase voll hatten.«
»Wahrscheinlich
gehört das einfach dazu«, überlegte Karla. »Ich bin jedenfalls froh über die
Chance, mal eine Weile meine Serie hinter mir zu lassen, auch wenn ich sie dann
wieder fortführen werde.«
»Haben Sie
schon mal überlegt, ob Sie nicht eine ganz neue Serie entwickeln sollten?«,
fragte Freddie, deren Neugier einfach stärker war als alles andere. »Mit neuen
und ganz anderen Figuren, die möglichst das genaue Gegenteil der alten
Charaktere sind?«
»Und die
vielleicht sogar in einem anderen Land leben«, ergänzte Karla angetan. »Oder
gleich in einem anderen Jahrhundert. Historische Romane haben ja momentan
Konjunktur. Natürlich habe ich mit dem Gedanken gespielt. Wer tut das nicht?
Das Problem ist, dass man so sehr in eine Schublade gesteckt wird. Agenten und
Verleger sind nun mal davon überzeugt, dass die Leser zu dumm sind
und sich mit
etwas Neuem oder anderem nicht anfreunden können.«
»Es sei denn,
man schreibt unter einem anderen Namen«, warf Lorinda ein.
»Dann muss man
erst wieder ein neues Publikum gewinnen«, wandte Freddie ein. »Außer, auf dem
Umschlag steht dann >Lorinda Lucas schreibt als Sandra Sowieso<. Was
meiner Meinung nach dem Sinn der Übung eigentlich zuwiderläuft.«
»Man kann
immer nur hoffen, dass die wissen, was sie tun«, meinte Karla seufzend. »Aber
manchmal frage ich mich ... Oh!«
Karla
unterbrach sich und zuckte zusammen, da das Telefon klingelte. Fast wäre
Hätt-ich's von ihrem Schoß geflogen. Sie musterte Karla mürrisch, sprang zu
Boden und steuerte auf Lorinda zu, die aufstand, um den Hörer abzunehmen. Sichtlich
unzufrieden mit dieser Entwicklung machte Hätt-ich's einen Satz auf die
Armlehne von Freddies Sessel und legte sich dort hin, als hätte sie das schon
die
Weitere Kostenlose Bücher