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Baby-Bingo

Baby-Bingo

Titel: Baby-Bingo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla und Martin Moretti
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Anlauf. »Sie lebt doch in einer völlig anderen Welt als du.«
    »Du stellst vielleicht bescheuerte Fragen, ist das ein Verhör? Als hätten Gesprächsthemen was mit dem Alter zu tun. Und in einer anderen Welt lebt sie nicht, sonst hätten wir uns nicht getroffen.«
    »Was ich meine, ihr seid doch in verschiedenen Zeiten aufgewachsen, mit unterschiedlicher Musik, anderen Büchern, speziellen Fernsehserien …«
    »Blablabla. Kein Wunder, dass Carla dich rausgeworfen hat, du sprichst schon wie ein Pastor! Unterhältst du dich mit Carla den ganzen Tag über Bonanza , oder was?«
    »War ja nur eine Frage, es interessiert mich wirklich.«
    »Wieso, willst du dich jetzt altersmäßig nach unten orientieren?«
    »Eben nicht. Ich denke, es hat schon seinen Sinn, eine Partnerin zu haben, die nicht gleich Jahrzehnte jünger ist als man selbst.«
    »Denkst du, okay. Dann denk das mal weiter. Kennst du die Fabel vom Fuchs und den Trauben?«, fragt Stefan.
    »Sagt mir nichts.«
    »Ein Fuchs entdeckt einen Weinstock mit richtig fetten Trauben. Er tut alles, um an die Trauben ranzukommen. Er springt, er versucht hochzuklettern. Alles vergeblich. Um sich nicht weiter vor den Vögeln zu blamieren, die ihn oben von einem Baum herab beobachten, sagt er schließlich: ›Was soll ich mir Stress machen, die Trauben sind eh zu sauer.‹«
    »Was willst du mir damit sagen?«, frage ich.
    »Das ist eine Fabel, Junge.«
    »Du denkst, meine Trauben sind die jungen Mädels, an die ich eigentlich ran will und nicht mehr rankomme?«
    Stefan grinst. »Die persönliche Botschaft musst du schon selbst entschlüsseln. Jedenfalls bin ich mit meinem Leben zufrieden. Du scheinbar nicht so sehr, zumindest im Moment.«
    »Aber Carlas Alter ist nicht das Problem, wirklich nicht.«
    »Was dann? Du willst kein Kind?«
    »Doch, schon. Ich habe nichts dagegen.«
    »Wow, klingt ja echt euphorisch.«
    »Nein, versteh mich nicht falsch, ich mache im Moment wirklich alles, damit Carlas Wunsch bald in Erfüllung geht.«
    »Carlas Wunsch …« Stefan grinst mich an.
    »Sorry, unser Wunsch natürlich. Aber mein Lebensglück hängt nicht nur davon ab, jetzt sofort Vater zu werden. Das Thema ist zwischen Carla und mir im Augenblick zu präsent. Es geht um nichts anderes mehr. Eisprung, Schwangerschaft, Baby – das sind unsere Gesprächsthemen. Ich würde das gern lockerer angehen.«
    »Du kannst das auch lockerer sehen«, sagt Stefan, »bei dir läuft auch kein biologischer Countdown. Aber ich sag dir als dein Freund eines: Wenn du nicht wirklich bereit dazu bist, und zwar im Innersten bereit, dann musst du das Carla mitteilen. Und zwar sofort. Alles andere ist total unfair. Du verschwendest dann nur weiter ihre Zeit. Und du selbst wirst auch nicht glücklich.«
    »Das ist echt nicht das Problem. Eigentlich möchte ich schon ein Kind.«
    »Weißt du, was das Problem unserer Zeit ist?«, fragt Stefan.
    »Nun wirst du aber zum Pastor …«
    »Es ist das Wort eigentlich . Alle Menschen wissen, was sie wollen, eigentlich. Also streich dieses Wort künftig aus deinem Leben, dann renkt sich das mit Carla bald wieder ein, wie ich die Lage einschätze.«
    »Hm, da bin ich mir nicht ganz so sicher«, sage ich.
    »… eigentlich«, ergänzt Stefan.
    Vielleicht sollte man öfter mal eine Beziehungspause einlegen. Jedenfalls hat das erste Wiedersehen mit Carla nach zehn Tagen in unserem Lieblingsrestaurant etwas von einem ersten Date. Man ist besonders nett, aufmerksam und höflich. Man tastet sich ab, gibt sich richtig Mühe. Und, da ich zweifelsfrei der Böse war, tue ich alles, um Carla zu zeigen, dass sie weiterhin meine Traumfrau ist.
    Sie hat die Machtprobe gewonnen. Nach einer Woche ohne jede Nachricht von ihr war ich völlig weich gekocht. Die Vorstellung, dass aus dem Streit durch meinen Stolz wirklich eine Trennung werden könnte, war für mich erschreckend und unerträglich. Ich möchte Carla nicht verlieren, nein. Und Stefan hat schon recht, ich muss ihr künftig bei unserem Kinderwunsch noch mehr Rückendeckung geben.
    Schließlich rief ich Carla an. Und lud sie ein, uns heute hier zu treffen. Wider Erwarten stimmte Carla ohne irgendwelche Diskussionen zu.
    »Warum wolltest du dich mit mir treffen?«, möchte Carla schließlich wissen, nachdem wir uns erst mal mit unverbindlichen Themen wieder angenähert haben.
    »Da gibt es einige Gründe.«
    »Dann fang mal beim ersten an.«
    »Also. Erstens hab ich gemerkt, dass ich nicht ohne dich leben will und kann.

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