Babylon 5 - Krieg der Verschwörer
im Blütenkelch.
»Nein, nein! Etwas Schwierigeres!« forderte Semana. Die Orchidee blieb starrköpfig in ihrem Glas liegen. »Komm schon, Tiko«, flüsterte die Frau liebevoll, »mach etwas Künstliches für Mami!«
Ein paar ineinander verschlungene Schmuckstücke erschienen – Perlen und Diamanten an goldenen und silbernen Ketten –, und Semana lächelte. Sie wünschte sich beinahe, ihr kleines Monster streicheln zu können. Aber das zweifelhafte Vergnügen, seinen harten Panzer zu berühren, war den Verlust eines Fingers nicht wert.
»Ich wüßte zu gerne, was für ein schönes Ding du für unser Opfer imitieren wirst«, murmelte sie. Dann setzte sie sich an ihren Schreibtisch und begann damit, die Einladungen für die Enthüllung im Namen der Intergalaktischen Versicherung zu schreiben. Ich glaube, ich bitte Captain Sheridan, die Honneurs zu machen .
Na’Toth ließ sich mürrisch an einem Ecktisch in einer düsteren, heruntergekommenen Bar am Rande der Unterwelt nieder. Es stank nach schalem Bier und ungewaschenen Körpern, und an dem Tisch vor ihr klebte etwas, das sie zu ihrer Erleichterung nicht zu identifizieren vermochte.
Normalerweise entdeckte sie sofort einen der berufsmäßigen Informanten der Station und winkte ihn zu sich herüber. Sie folgten ihrer Aufforderung gerne, weil sie für ihre Großzügigkeit bekannt war. Aber heute abend waren sie anscheinend anderweitig beschäftigt. Sie war schon seit zwei Stunden hier, und keiner von ihnen hatte sich blicken lassen. Vielleicht haben sie die Bars gewechselt , spekulierte sie. Vielleicht hatten sie sich wie die launenhaften Reichen ein neueres und interessanteres Domizil gesucht. Oder einen sicheren Unterschlupf. Sie sah sich um. Ein oder zwei weitere Gäste saßen, wie sie, allein an ihren Tischen und nippten seit Stunden an ihren Drinks. Sie winkte die Bedienung heran.
»Wo ist Graze?« wollte sie wissen.
»Woher soll ich das wissen? Ich bin nicht sein Kindermädchen. Wollen Sie einen Drink?«
Die Narn funkelte die Menschenfrau an, die dummdreist zurückstarrte. Na’Toth knallte einen Kreditchip auf die schmutzige Tischplatte. Die Bedienung nahm ihn teilnahmslos und steckte ihn in ihr Lesegerät. Ihre schmalen Augen verengten sich zu Schlitzen.
»Das deckt gerade die Rechnung«, erklärte sie beleidigt.
»Ihr Trinkgeld ist auf diesem hier«, lockte Na’Toth sie mit einem weiteren Chip. »Oh, nein!« Sie zog ihn zurück, als die Frau danach griff. »Zuerst will ich ein paar Antworten.«
Die Bedienung seufzte und verlagerte ihr Gewicht von einer Hüfte auf die andere. »Ja?«
»Ich möchte wissen, wo Graze ist.«
»Wahrscheinlich bei dem Kampf«, erklärte die Bedienung. »Alle, die heute abend frei kriegen konnten, sind dort.« Sie blickte über die Schulter in Richtung des Barbesitzers, der ihren Worten keine Beachtung schenkte.
»Wo findet dieser Kampf statt?«
Die Frau drehte sich wieder zu NaToth um, während sie mit der Zunge von innen ihre Wange massierte. »Wissen Sie was?« sagte sie. »Ich bringe Sie hin. In ein paar Minuten habe ich Pause.«
»Hat Ihr Chef nichts dagegen?« fragte NaToth mißtrauisch.
Die Frau lachte. »Als ob der mich hier heute abend noch brauchen würde.«
Eine halbe Stunde später folgte NaToth der Frau durch die labyrinthartigen Gänge der Unterwelt. Es hingen hier weniger Leute herum als gewöhnlich. Nur die Verrückten und Drogensüchtigen waren noch da, zitternde Geschöpfe, die in ihren Ecken vor sich hin brabbelten oder im Dämmerzustand auf dem Boden lagen. Aber in der Ferne konnte sie aufgeregte Stimmen rufen hören.
»Halt.« Eine vermummte Gestalt trat aus der Dunkelheit und verstellte ihnen den Weg.
»Ich bringe dir Kundschaft«, erklärte die Bedienung nervös.
Das Gesicht der Gestalt lag im Schatten einer Kapuze verborgen. Man konnte nicht einmal erkennen, zu welcher Rasse der Fremde gehörte, weil seine Hände in den Ärmeln versteckt waren. Er musterte NaToth einen Augenblick lang. »Es ist fast vorüber«, sagte er schließlich.
»Dann laß uns umsonst rein!« drängte die Bedienung. »Wir suchen nur nach Graze.«
Nach einer weiteren Denkpause zuckte die verhüllte Gestalt die Schultern und wandte sich ab. Die Bedienung quietschte vor Aufregung, packte NaToth am Arm, aber ließ ihn unter dem strengen Blick aus den roten Augen sofort wieder los. »Pah! Wir sehen uns«, murmelte sie beleidigt, dann eilte sie der sich entfernenden Gestalt nach.
NaToth folgte den beiden in einigem
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