Babylon 5 - Krieg der Verschwörer
ihr unter den Füßen weggezogen. Dann zwang sie sich dazu, nach unten zu sehen. Vor der Tür lag, auf einem einfachen weißen Teller, mit der breiten Seite nach unten, ein Datenkristall.
»Schließen!« befahl sie, wirbelte herum und ging schnell zu ihrem Nachttisch, auf dem ihr Com-Link lag. Sie griff danach, schaltete es ein und brüllte: »Garibaldi!« Es klang, als wäre sie wütend auf ihn.
»Was?« Die Stimme des Sicherheitschefs klang noch ganz verschlafen.
»Ivanova?« fragte er. Er hörte sich zwar noch ein bißchen verwirrt an, jedoch schon etwas munterer. »Was ist los?«
»Vor meiner Tür liegt schon wieder ein Datenkristall.«
»Bin schon unterwegs.«
Als Garibaldi diesmal vor Susans Tür eintraf, war sie verschlossen. Vor der Tür lagen lediglich die beiden seltsam zusammengestellten Gegenstände zu seiner Begrüßung. Er nahm sie vorsichtig in Augenschein und untersuchte sie zusätzlich noch mit einem Scanner, bevor er sie anfaßte. Er richtete sich aus der Hocke auf und klopfte an Ivanovas Tür. »Susan?«
Zunächst erhielt er keine Antwort, und er fragte sich, ob sie womöglich schon zur Arbeit gegangen war. Dann glitt die Tür zur Seite, und vor ihm stand Susan; sie wirkte müde und verärgert.
»Ich will es mir diesmal gar nicht ansehen«, erklärte sie und vermied es, ihm dabei in die Augen zu schauen. »Ich bin sicher, es ist das gleiche wie beim ersten Mal, und ich will nichts davon wissen.«
»In Ordnung«, stimmte er zu und stellte den Teller auf seine Handfläche. Er hielt ihn Susan hin. »Wenn das so weitergeht, kriegen Sie vielleicht noch ein ganzes Service von diesen Tellern zusammen.«
Einen Moment lang starrte sie ihn überrascht an. Man konnte ihr ansehen, daß sie überlegte, ob sie beleidigt sein oder lachen sollte. Ihre humorvolle Seite gewann. Sie lächelte schwach, nahm ihm den Teller ab und drehte ihn um.
»Also, französisches Porzellan ist es nicht gerade, aber Bettler können es sich nicht erlauben, wählerisch zu sein.« Sie schüttelte den Kopf. Ihr Gesichtsausdruck wurde wieder ernst. »Wenn ich Teller für zwölf Leute habe, bedeutet das dann, daß ich auch kochen muß?«
Sie kämpfte gegen ihren Kummer an und gab sich alle Mühe, gut gelaunt zu klingen.
»Ganz und gar nicht«, antwortete Garibaldi und klopfte ihr auf die Schulter. »Das heißt lediglich, daß Sie die Teller ihren Freunden leihen müssen, die kochen können.« Er musterte sie einen Moment lang, als wollte er ihre Stimmung einschätzen. »Kann ich kurz hereinkommen? Ich hätte da ein paar Fragen.«
»Natürlich.« Ivanova trat einen Schritt zur Seite. »Aber ich kann Ihnen nichts sagen. Als ich an die Tür kam, war niemand da.«
»Hat sich irgend jemand wegen der Kristalle mit Ihnen in Verbindung gesetzt?« fragte er. »Hat jemand komische Bemerkungen gemacht, Sie eigenartig angesehen, oder…« Während er verschiedene Möglichkeiten aufzählte, machte er ein Gesicht, als würde er bei einem Spiel die Karten austeilen.
»Nein.« Sie schüttelte den Kopf. »Nichts dergleichen. Wer immer dahinter steckt, verhält sich unauffällig.« Dann zuckte sie plötzlich mit den Schultern, als wollte sie etwas von sich abschütteln. »Aber worauf soll ich achten? Und wie? Wenn die Leute merken, daß ich sie beobachte, werden sie mich nur sonderbar anstarren und sich fragen, was nicht stimmt oder was sie falsch gemacht haben könnten. Und das wird auf mich wiederum sehr verdächtig wirken. Ich will nicht, daß in der Kommandozentrale alle verrückt werden.«
Sie ging einige Male auf und ab, die Hände hinter dem Rücken verschränkt. Am anderen Ende des Raumes machte sie kehrt und sah Garibaldi herausfordernd an.
»Ich lasse nicht zu, daß dieser Witzbold die Kontrolle über mein Leben gewinnt.«
»Gut!« rief Garibaldi und nickte ihr mit Nachdruck zu. »Es sei denn, das bedeutet, daß Sie mir nicht mehr helfen wollen.«
»Wie kann ich Ihnen helfen?« wollte sie wissen und warf verbittert die Arme hoch. »Ich habe niemanden gesehen, niemand hat sich an mich gewandt. Ich habe nicht einmal einen anonymen Brief bekommen. Was könnte ich Ihnen erzählen?«
Ihre Stimme war immer schriller geworden, und Garibaldi hatte bereits beschwichtigend die Hand gehoben.
»Ich habe nur sagen wollen, daß ich Ihnen wahrscheinlich früher oder später ein paar Fragen stellen muß, und ich hoffe, sie auch stellen zu können. Haben Sie damit Schwierigkeiten?«
Susan schien leicht zu schmollen. Es war, als würde sie
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