Babylon 5 - Krieg der Verschwörer
erreichen.« Er musterte Vir, der mit hoffnungslosem Gesichtsausdruck dasaß, und seufzte. »Ich enttäusche dich nicht gerne, Vir. Aber Tatsache ist, daß diese Konferenz, von meiner Einrichtung abgesehen, gar nichts verändern wird. Damit mußt du dich abfinden, denn das sind die Tatsachen.« Er stand auf. »Geh jetzt! Madam Sakza erwartet dich.«
»Die sind soeben mit unserer Diplomatenpost gekommen«, verkündete Na’Toth düster. Die Tür zu G’Kars Büro schloß sich zischend hinter ihr, während sie dem Botschafter die beiden Datenkristalle übergab. »Ich kann es kaum erwarten, Mollaris Gesicht zu sehen, wenn wir sie ihm vorführen.«
G’Kar nahm den einen und steckte ihn in den Schlitz des Lesegerätes. Dann lud er den Inhalt auf seinen Bildschirm.
Unvermittelt bot sich ihnen eine Szene von unglaublicher Verwüstung. Mauern waren wie Eierschalen eingedrückt, manche Gebäude lagen auf der Seite, als wären sie von einem wütenden Riesen entwurzelt und zur Seite geschleudert worden. Feuersbrünste wüteten, und Staub und Rauch erfüllten die Luft. Man konnte Schreie hören. Hier und da lag ein zerschmetterter Körper.
Auf einmal stolperte eine Frau mit einem Baby auf dem Arm ins Bild. Zwei kleine Mädchen, ungefähr sechs und sieben Jahre alt, liefen neben ihr her. Sie klammerten sich am Kleid der Frau fest und gaben keinen Laut von sich. Die Frau schluchzte und sah sich im Laufen hektisch um. Als sie näher kam, konnte man erkennen, daß sie verletzt war. Sie hatte einen großen Brandfleck auf ihrem Kleid, und ihre Fußspuren waren blutig.
Als hinter der Gruppe ein Geräusch ertönte, wirbelte die Frau herum. Ihr Fuß knickte um, und sie stürzte beinahe auf ihr Baby. Das Kleine fing an zu schreien. Die beiden Mädchen bückten sich, um ihrer Mutter aufzuhelfen.
Plötzlich schrie die Frau: »Nein! Nicht die Kinder!«
Eine Plasmaentladung verwandelte sie alle in lebende Fackeln. Mit einem grauenvollen Zischlaut stieg Rauch auf. Dann kamen zwei Centauri-Soldaten ins Bild. Einer schob sein Schutzvisier nach oben, und das vornehme Gesicht eines zutiefst angewiderten Centauri wurde sichtbar. Er spuckte geringschätzig auf die brennenden Leichen.
Wer immer diese Aufnahmen gemacht hatte, brach an dieser Stelle ab. G’Kar schaltete ab. Erschüttert vergrub er sein Gesicht in den Händen. »Ich weiß nicht, ob ich es schaffe, mir das noch einmal anzusehen«, murmelte er.
Na’Toth war ganz blaß um die Augen. Sie nickte stumm.
G’Kar blickte zu ihr auf. »Ist diese Aufnahme echt?«
»Natürlich! Wie…« Ihre Stimme verstummte.
»Selbst wenn, die Centauri werden sagen, daß wir die Aufnahme gefälscht haben. Ich würde lieber glauben, daß das Schauspieler und Spezialeffekte waren«, erklärte der Botschafter sehnsüchtig. »Ich hasse den Gedanken…« Er zuckte mit den Schultern. »Nun, solche Dinge passieren natürlich. Das war schon immer so, und das wird sich auch nicht ändern, so lange wir im Krieg sind. Aber wenn man sich das ansehen muß und nichts tun kann, nur reden…«
»Es schmerzt«, stimmte Na’Toth zu. »Aber es wird Eindruck auf unsere Verbündeten machen. Also müssen wir es verwenden.«
G’Kar lachte verächtlich. »Ja. Danach werden sie die Centauri unsympathisch finden. Vielleicht werden sie es sogar laut sagen, aber deshalb werden sie sich unserem Kampf gegen die Centauri noch lange nicht anschließen. Sie wollen nicht in unserem Krieg sterben.«
»Wer weiß, wie man unsere Verbündeten motivieren könnte«, sinnierte Na’Toth. »Sie sind keine Narn. Aber wir müssen versuchen, ihre Interessen anzusprechen.« Sie holte tief Luft. »Das ist unsere einzige Hoffnung.« Sie hielt ihm den anderen Kristall hin.
Er nahm ihn und legte ihn auf seinen Schreibtisch. »Ich kann das nicht noch einmal ertragen«, sagte er rasch. »Ich darf mich nicht durch Schmerz ablenken lassen, wenn ich einen klaren Verstand brauche. Wie weit sind Sie mit den Statistiken?«
»Ich bin fast fertig«, antwortete Na’Toth und präsentierte einen weiteren Datenkristall. »Ich habe einen Bericht über die historischen Zusammenhänge erstellt. Ich dachte, Sie würden ihn gerne durchsehen.«
»In Ordnung.« Er nahm den Kristall entgegen. »Ich wünschte, ich hätte nicht das Gefühl, ich würde in die Sonne starren«, erklärte er erschöpft. »Wir brauchen den Frieden, zumindest einen längeren Waffenstillstand, oder wir werden …« Er preßte seine Lippen zusammen und starrte vor sich hin. »Wenn wir
Weitere Kostenlose Bücher