Babylon 5 - Krieg der Verschwörer
beuten sie unseren Planeten noch radikaler aus. Sie verpesten unsere Luft, ohne sich um die Folgen zu kümmern, und Tausende sterben. Wasser ist auf T’ll sehr kostbar, dennoch verschmutzen sie es gedankenlos. Und unsere Rohstoffe nehmen sie uns für Spottpreise ab. Unsere Leute werden gezwungen, in Minen und Fabriken als ihre Sklaven zu arbeiten. Wenn jemand zu erschöpft oder zu krank zum Arbeiten ist, wird er in die Wildnis geschickt, wo er verhungert oder verdurstet.« Olorasins Stimme bebte. »Bitte, wir brauchen einen Verbündeten. Wenn die Narn merken, daß man sie beobachtet, führen sie sich vielleicht nicht mehr ganz so furchtbar auf.«
Hinter ihr trat Phina nervös von einem Fuß auf den anderen. Wenn wir schon betteln, Schwester, dann sollten wir uns etwas Großes erbetteln. Zum Beispiel ein voll bewaffnetes Minbari-Kriegsschiff mit einer gut ausgebildeten Mannschaft, die bereit ist, jedem Narn, der ihnen über den Weg läuft, das Fell über die Ohren zu ziehen.
Delenn war in Anbetracht der Greueltaten der Narn, die Olorasin aufzählte, sichtlich erschüttert. Sie wandte sich ab und machte eine leicht abwehrende Handbewegung.
Als Olorasin ihre Aufzählung beendet hatte, stand die Minbari mit vor der Brust verschränkten Armen vor ihnen. Sie sah sehr blaß aus. Wieso habe ich zugelassen, daß mich diese Person so quält? Ich wußte doch, wie meine Antwort lauten würde, fragte sie sich. Sie fühlte sich schuldig und beschämt.
»Ich bedaure, daß Ihr Volk so leiden muß«, erklärte sie. »Aber unsere offizielle Politik ist bekannt. Die Minbari mischen sich nicht in die Angelegenheiten anderer Völker ein.«
Die beiden Tllin starrten sie mit ihren unendlich schwarzen Augen an. Dann setzten sie wieder ihre Masken auf, wiederholten die anmutige Geste, die sie zur Begrüßung gemacht hatten, und zogen sich wortlos zurück. Nachdem sich die Tür hinter ihnen geschlossen hatte, wandte sich Lennier der Botschafterin zu.
»Ich schäme mich«, sagte sie.
»Sie haben ihnen zugehört, was sonst niemand tat«, bemerkte Lennier.
»Ich habe ihnen Hoffnungen gemacht, obwohl ich wußte, daß es vergebens war. Manche würden das für grausam halten.«
Lennier ging zu ihr hinüber. »Sie haben sie angehört«, sagte er. »Und ich weiß, wenn Sie irgend etwas für sie tun können, werden Sie es tun. Mehr wollten sie nicht.«
Delenn lächelte ihn dankbar an. »Ich sollte mich bemühen, der edlen Vorstellung gerecht zu werden, die Sie von mir haben«, erklärte sie.
»Das tun Sie ständig.«
Olorasin hetzte den Gang so schnell entlang, daß Phina kaum mit ihr Schritt halten konnte. »Halt!« rief er schließlich. »Sonst breche ich noch zusammen.«
Seine Schwester blieb abrupt stehen, drehte sich um und starrte die Wand an, während er neben ihr langsam wieder zu Atem kam. Dann drehte sie sich zu ihm um. »Ist es nicht wundervoll, wie uns alle bedauern und uns Glück wünschen?«
Er lachte bitter.
»Schwester, wenn fromme Wünsche Waffen wären, dann wäre kein einziger Narn mehr am Leben.« Er drückte ihren Oberarm und zog sie sanft an sich. »Sogar du mußt zugeben, daß wir auf uns allein gestellt sind. Aber allein erreichen wir gar nichts. Du mußt mir gestatten, den Centauri unser Angebot zu unterbreiten. Das siehst du doch jetzt ein?«
»Nein«, erwiderte sie stur. »Das tue ich nicht. Und ich kann mir kein Argument vorstellen, daß mich vom Gegenteil überzeugen könnte. Die Centauri haben den schlechten Ruf, ganze Zivilisationen mit weniger Grund zu annektieren, als du ihnen geben willst. Ehrlich gesagt, ich verstehe nicht, wieso wir sie den Narn vorziehen sollten.«
»Ich bin mir über ihre Methoden durchaus im klaren, Schwester.« Phina lehnte sich zu ihr hinüber. »Aber nach dem Krieg werden diese beiden mächtigen Völker müde sein, und wir werden uns gegen jedes von ihnen behaupten können.«
»Phina, dieser wahnsinnige Optimismus paßt gar nicht zu dir. Die Wege der Diplomatie sind lang und beschwerlich, aber ich bin davon überzeugt, daß sie sicherer sind als das Eingreifen der Centauri.«
Die dunkle Oberfläche seiner Maske reflektierte das Licht, als Phina entschieden seinen Kopf schüttelte. »Und du wirfst mir unvernünftigen Optimismus vor. Ich hätte nichts gegen eine friedliche Lösung einzuwenden, Schwester. Aber die gibt es nicht.«
Olorasin trat ganz nah an ihn heran und ergriff eine Falte seines Schutzanzuges. »Denke an das, was zwischen den Menschen und den Minbari
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