Babylon: Thriller
Gefängniszelle. »Jetzt sind Sie an der Reihe, Ihren Teil unserer Abmachung einzuhalten. Wo ist Tomas?«
So leicht wollte ich mich nicht geschlagen geben. »Eines müssen Sie mir vorher noch verraten. Es war Eris, die Laurel geholt hat, nicht wahr? Ich nehme an, Laurel wurde betäubt, oder?«
Ward nickte.
»Demnach weiß Sie gar nicht, wo sich dieser Ort hier befindet.«
»Richtig«, erwiderte Ward.
Ich kochte vor Wut, aber ich hielt mich wegen Laurel im Zaum. »Außerdem vermute ich, dass sie Sie gar nicht kennt. Wahrscheinlich ist Eris die einzige Person, die sie hier gesehen hat.«
Eris schnaubte ungehalten. »Vergessen Sie es, Madison. Ist schon klar, worauf Sie hinauswollen.«
»Wir lassen sie nicht laufen«, sagte Ward in einem gleichgültigen Tonfall, mit dem er auch eine Pizza hätte bestellen können. »Zumindest nicht jetzt. Aber ich glaube, ich kenne Ihre Überlegungen, und Sie haben recht. Sie wird der Polizei so gut wie nichts erzählen können, wenn wir sie freilassen. Das sollte sie ein wenig zuversichtlich stimmen. Sie haben demnach die Wahl zwischen Himmel und Hölle. Es ist immer gut, die Dinge so einfach zu halten. Kooperieren Sie mit uns, und sie kommt frei; tun Sie es nicht, wird sie sterben.«
Ich musste zugeben, dass ich mein Pulver verschossen hatte. Meine einzige Option war, auf eine neue Gelegenheit zu warten. »Er ist in Bagdad – ich habe die Adresse.« Ich suchte in meiner Hosentasche nach dem zerknüllten Notizzettel, auf dem ich die Adresse notiert hatte, die mir in Tomas’ Zimmer in die Hände gefallen war, und gab ihn Ward. Er warf einen Blick darauf und reichte ihn an Eris weiter. »Überprüf das«, sagte er.
Sobald Ward sicher war, dass ich alles, was ich wusste, preisgegeben hatte, brachten sie mich zu Shim zurück. Ungefähr eine Stunde später erschienen Ward und Eris und trieben mich durch den Korridor, wobei der Narrenkostüm-Mann, den sie als Helfer mitgebracht hatten, meinen Kopf nach unten drückte, so dass ich nur Wards breiten Rücken im schwarzen Anzugjackett sehen konnte. »Wohin geht es jetzt?«, wollte ich von ihm wissen.
»Nach Babylon«, sagte er. »Sie Glückspilz.«
Siebenundzwanzig
Donnerstag, 7. August 2003, 22:30 Uhr
Wir fuhren zu einem Flugplatz irgendwo in New Jersey. Laurel wurde weiterhin in New York gefangen gehalten, um sich meiner Mithilfe zu versichern.
Ich nahm Benzingeruch wahr und konnte für einen kurzen Moment regennassen Asphalt erkennen. Wir stoppten neben einem kleinen Jet. Unser Ziel war Bagdad, nicht das alte Babylon. Aber eigentlich brauchte Ward mich gar nicht, um die Adresse in Bagdad zu finden. Warum machte er sich die Mühe, mich mitten im Krieg in ein Land mitzunehmen, das ich überhaupt nicht kannte? Wenn ich ihn fragte, weshalb er mich dorthin transportierte, erhielt ich keine Antwort. Allein die Tatsache, dass sie keinen physischen Druck mehr auf mich ausübten, legte die Vermutung nahe, dass sie mich noch für irgendein zukünftiges Vorhaben brauchten. Aber was sollte das sein?
Sie verfrachteten mich in den hinteren Teil eines Learjet 35. Ironischerweise war ich erst zwei Monate zuvor mit einer ähnlichen Maschine geflogen und hatte eine italienische Porzellanvase begleitet, die einer meiner Kunden gekauft hatte. In dieser Maschine wird der hintere Teil der Kabine durch einen Vorhang von der vorderen Hälfte abgetrennt, und hier sollte ich mich niederlassen. Einige Sitze waren entfernt worden und die Fenster hatte man geschwärzt. Das Ganze kam mir so vor, als wäre ich nicht die erste Person, die gegen ihren Willen mit dieser Maschine auf Reisen ging.
Der Spaßvogel legte eine stählerne Handschelle um mein rechtes Handgelenk und befestigte sie an einem Griff, der neben meinem Sitz aus der Kabinenwand ragte. Mein Körper war nach wie vor ein einziges Bündel Schmerzen. Ihm steckte im wahrsten Sinne des Wortes die Taserattacke immer noch in den Knochen. Ich ließ mich gegen die Kabinenwand sinken. Der Narr schnallte sich neben mir an. Er trug jetzt einen konventionellen Anzug, aber der machte ihn mit seinem strähnigen schwarzen Haaren und der leichenblassen Haut kein bisschen ansehnlicher. Dazu die seltsamen Augen – sie waren fast gelb.
Ich konnte eine rote Tätowierung auf seinem Handgelenk sehen, aber sein Ärmel verhüllte sie fast zur Hälfte, und ich konnte nicht erkennen, welches Zeichen sie darstellen sollte. Eris und Shim hielten sich wahrscheinlich vorne bei Ward auf. Ich ging sie in Gedanken durch:
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