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Babylon: Thriller

Babylon: Thriller

Titel: Babylon: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D. J. McIntosh
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Venus, Mars, Jupiter. Ich hatte Ward zu Jupiter gemacht, weil er offensichtlich der Boss war. Dann war Eris die Venus und Shim war Mars. Laurel hatte gemeint, das Hal Saturn gewesen sei. Dann musste zwangsläufig der Mann neben mir, der bei unserer ersten »Begegnung« ein Narrenkostüm getragen hatte, Merkur sein. Ein ziemlich seltsamer Götterbote, wenn man es genau betrachtete.
    Da ich wahrscheinlich den größten Teil des Tages in nächster Nähe dieses Mannes zubringen würde, entschied ich, die feindselige Atmosphäre zwischen uns ein wenig aufzulockern. »Wer sind Sie?«, wollte ich von ihm wissen.
    Da er den Hintersinn meiner Frage nicht verstand, knurrte er: »Lazarus.«
    »Ist das Ihr richtiger Name?«
    »Jetzt ist er es.«
    »Und wie sind Sie dazu gekommen?«
    »Die Ärzte haben mich von den Toten zurückgeholt. Irgendwann erzähle ich es Ihnen mal ausführlich, damit Sie wissen, was Sie erwartet.«
    Was für ein Scheißkerl.
    »Wo?«
    »In Tschetschenien.«
    »Was hatten Sie denn dort zu suchen?«
    »Sie wissen gar nichts, nicht wahr? Wir alle kommen aus solchen Löchern. Sie segeln mit Ihren Café Lattes und Martinis durch die Welt und verkaufen Ihre hochgestochene Kunst und haben keine Ahnung von der realen Welt.«
    »Sie haben den Unfall vor dem Café verursacht, nicht wahr?«
    »Ward sagte, wir sollten Ihnen Angst machen und Sie nicht töten.«
    »Jemand wurde dabei schwer verletzt. Macht Ihnen das nichts aus?«
    »Sie haben es selbst gesagt – es war ein Unfall. Ich wollte nur den Reifen des Wagens zerschießen. Überhaupt sollen wir nicht miteinander reden.«
    Ich hatte eine lange Reise an seiner Seite vor mir. Mit einer Zwischenlandung würde der Flug mit einem Privatjet wohl einen ganzen Tag dauern. Diese kleinere Maschine musste wahrscheinlich öfter auftanken, und bei einer sicherlich auch niedrigeren Geschwindigkeit würde die Reise entsprechend länger dauern. Vorher wurde ich nur von einer ganz speziellen Gruppe bedroht. Im Irak würde die Gefahr sich verzehnfachen. Es gab in Bagdad keinen sicheren Ort.
    Lazarus griff in die Innentasche seiner Anzugjacke und holte ein Messer heraus. Es hatte eine hässlich aussehende breite Klinge mit Sägezahnung. Er spielte damit herum, tat so, als würde er auf mich zielen und sie auf mich werfen. Als er dieses alberne Spiel leid war, gab er mir zwei lauwarme Dosen Dr. Pepper, ein aufgeweichtes Corned-Beef-Sandwich und eine leere Plastikflasche, damit ich meine Notdurft verrichten konnte. All das sollte ich mit meiner freien linken Hand erledigen.
    Ich stellte mir die anderen vor: Ari beim Abendessen in irgendeinem feudalen Londoner Restaurant; Tomas in irgendeinem luxuriösen Versteck im Irak; die Wahrsagerin Diane Chen hinter ihrer Bar, die laufende Musik mitsummend und mit ihren Gästen herumflachsend. Ihre Prophezeiungen waren so präzise, dass sie wirklich ins Wahrsager-Business einsteigen sollte. Ich spürte das Gewicht von Aris Talisman auf meiner Brust. Sogar der Sonnengott hatte mich im Stich gelassen.
    Ich schlief unruhig und wachte schließlich völlig desorientiert und benebelt auf. Ich wusste, dass wir viele Stunden in der Luft gewesen waren, und hatte eine vage Erinnerung daran, dass wir irgendwann gelandet und kurz darauf wieder gestartet waren – mehr nicht. Mein Getränk muss mit einem Betäubungsmittel präpariert worden sein.
    Das Flugzeug begann mit seinem steilen, Übelkeit erregenden Sinkflug. Ich lauschte dem leisen Rumpeln, als das Fahrwerk ausgeklappt wurde, spürte kurz darauf den Ruck, als wir wieder auf Mutter Erde aufsetzten, und hörte, wie die Strahlturbinen auf Umkehrschub geschaltet wurden. Während wir zu unserem Standplatz rollten, öffnete Lazarus meine Handschellen. Als ich die Beine streckte und aufzustehen versuchte, wäre ich beinahe gestürzt. Meine Gelenke protestierten wie bei einem Achtzigjährigen. Er zog den Vorhang auf. »Gehen Sie nach vorne. Ward wartet auf Sie.«
    Ward winkte mich zu sich, als er mich sah, und deutete auf einen Platz auf der anderen Seite des Tisches, an dem er residierte. Lazarus baute sich hinter mir auf. Niemand sonst war in der Kabine. Ich versuchte, einen Blick aus dem Fenster zu werfen, gewahrte jedoch nur eine kahle, weißliche Wand und schloss daraus, dass wir uns in einer Art Hangar befinden mussten. Ward griff in seine Sakkotasche und holte eine Brieftasche sowie einen dunkelblauen Reisepass mit dem Siegel der Vereinigten Staaten hervor.
    Er ließ beides in meinen Schoß fallen.

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