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Babylon: Thriller

Babylon: Thriller

Titel: Babylon: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D. J. McIntosh
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von Wind und Regen zu gigantischen Skulpturen geformt worden war. In der Mitte des Bergzuges und fast bis zur vollen Höhe der Felsklippen reichend – mindestens zwanzig Meter hoch – war ein prachtvolles Relief aus dem Gestein herausgeschnitten worden. Es hatte die Form eines einfachen Rechtecks mit einem spitz zulaufenden Dach. Die aufgehende Sonne schien direkt darauf, so dass das rötliche Funkeln meine Augen blendete. Aufgrund des morgendlichen Lichts und des Kontrastes zwischen der Relieftafel und dem rauen unbearbeiteten Gestein drum herum sah es so aus, als hätte sich soeben ein magisches Tor in der Felswand geöffnet.
    Wir umrundeten das Dorf, wobei die wenigen Leute, die um diese Zeit schon auf den Beinen waren, uns keinerlei Beachtung schenkten. Ich vermutete, dass sie sich längst an Touristen gewöhnt hatten. Als wir uns der Felswand näherten, konnte ich erkennen, dass sie mit ineinander verschlungenen geometrischen Formen bedeckt war. An ihrer Basis befand sich eine tiefe Nische. Es gab nur diese Fassade; der Innenraum war nie fertiggestellt worden.
    Ward konnte der Versuchung nicht widerstehen, davor anzuhalten. »Das Grabmal der Kybele«, sagte er und deutete auf eine Reihe von Zeichen. »Dies ist eine der besterhaltenen phrygischen Inschriften, die man finden kann.« Er wandte sich an mich. »Kennen Sie die Geschichte der Kybele?«
    »Teilweise«, sagte ich und erinnerte mich an das, was Phillip Anthony Laurel und mir erzählt hatte.
    »Sie war so etwas wie eine Schwestergöttin der Ischtar und ebenso wie sie ein Sinnbild der Fruchtbarkeit und des Blutrausches. In einem Anfall von rasender Eifersucht erschlug Kybele die Frau, die ihr Geliebter Attis begehrte. Attis entmannte sich daraufhin vor Trauer selbst mit einem scharfkantigen Stein.« Ward lächelte. »Nicht unbedingt eine Lady, mit der man anbandeln sollte.«
    Wir ließen das Monument hinter uns und steuerten auf eine in den Fels gehauene Treppe zu. Eris ging neben Mazare und unterhielt sich mit ihm. Lazarus bildete den Schluss unserer kleinen Delegation. Wir erreichten die Treppe und stiegen hinauf. Die Stufen waren ungleichmäßig, an vielen Stellen brüchig, und es gab kein Geländer. Raue Felswände ragten rechts und links von uns auf, so dass der Weg wie der Mittelgang einer Kathedrale wirkte. Die gesamte Szenerie hätte der Fantasie Gaudis entspringen können.
    Selbst um diese frühe Morgenstunde war es bereits drückend heiß, und Ward, der Unbeweglichste in unserer illustren Runde, schnaufte und ächzte. Ich ging direkt hinter ihm und bemerkte, wie seine Beine zitterten, entweder vor Anstrengung oder, was ich für wahrscheinlicher hielt, aus Angst vor der Höhe, in der wir uns bewegten. Alle paar Stufen gelangten wir zu einem Spalt in einer der Felswände und konnten in einen Abgrund blicken. Nur ein leichter Stoß wäre nötig, und schon würde er in die Tiefe stürzen. Ich würde dann hinter ihm herklettern, mir sein Mobiltelefon schnappen und zu flüchten versuchen. Vielleicht gelänge es mir sogar. Aber Eris und Lazarus würden sich wie Bluthunde an meine Fersen heften.
    Die Stufen führten zu einem natürlichen Durchgang im Fels, durch den ein azurblauer Himmel zu erkennen war. Als wir hindurchtraten, befanden wir uns auf einem flachen Stück des Felsgrates. Vor uns erstreckte sich ein Feld mit den Ruinen eines Tempelbezirks. Altartische und seltsame Gestalten in langen Gewändern und mit spitz zulaufenden Kopfbedeckungen waren als Reliefs aus dem Fels herausgehauen worden. Eine leichte Brise zerzauste mein Haar. Ich war wie gebannt vom Zauber dieses Ortes.
    Unser Führer winkte uns zu sich herüber und kauerte sich hinter eine Felsbarriere. Eris ging ebenfalls in die Hocke und blickte über die Kante. »Etwa zehn Meter unter uns verläuft eine Felsleiste unter dem Eingang zu einer weiteren Grabkammer. Lazarus und ich werden uns das mal anschauen.«
    Ward schickte mir einen schnellen Blick und meinte: »Nein. Einer von euch muss bei mir bleiben.«
    Ich zerbiss einen Fluch. Für einen winzigen Moment hatte ich gehofft, dass sich die Gruppe teilen und ich mit ihm alleine sein würde.
    Wir verfolgten, wie Eris sich allein einen Weg nach unten suchte. Mit ihrer Kraft und Gelenkigkeit schaffte sie es in kürzester Zeit, den Felsvorsprung zu erreichen. Als sie sich auf die Plattform vor dem Grabeingang schwang, meldete sich das Mobiltelefon unseres Führers. Er führte ein kurzes, knapp gehaltenes Gespräch und rief dann etwas zu

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