Babylon: Thriller
abgeschlossen, so dass ich mich schon gar nicht mehr fragte, warum. Schwerfällig humpelte ich hinter ihnen her. An der Kreuzung wandten wir uns nach links und sahen, wie Mazare es hatte schaffen können, uns davon zu überzeugen, dass Tomas sich hier unten aufhielt. Auf dem Gangboden stand ein Scheinwerfer. Da ich keinerlei Stromkabel entdecken konnte, nahm ich an, dass er von einer starken Batterie gespeist wurde. Mazare hatte ihn außer Betrieb gesetzt, indem er bei seiner Flucht mit einem Fußtritt das Schutzglas und die Halogenbirne dahinter zerstört hatte.
Dieser Tunnel entfernte sich in einem Winkel von schätzungsweise fünfundvierzig Grad von dem Hauptgang, dem wir bis zur Kreuzung gefolgt waren. Wir hatten keine Ahnung, wohin er führte, aber Mazare hatte ihn benutzt, daher musste er einen Ausgang haben. Unsere einzige Lampe begann zu flackern. Wenn wir nicht bald einen Weg nach draußen fanden, konnten wir uns nur noch mithilfe unseres Tastsinns fortbewegen. Nachdem wir eine Zeitlang schweigend weitergewandert waren, deutete Eris auf einen weiter entfernten Lichtfleck, der beständig heller wurde, je näher er rückte. Er entpuppte sich als eine der Öffnungen in der Felswand, die wir bei unserer Ankunft im Dorf gesehen hatten. Wir traten hinaus in den Sonnenschein, brauchten einen Moment, um unsere Augen an das helle Tageslicht zu gewöhnen, und machten uns auf den Weg zum Wagen.
Der Mercedes war verschwunden, was sonst. Sie hatten den blauen Kombi stehen gelassen, aber wir hatten keine Schlüssel für ihn. Eris machte sich an die Arbeit, den Wagen fachmännisch aufzubrechen und die Zündung kurzzuschließen, während Ward sich bemühte, seine Wut im Zaum zu halten, und Shim mich bewachte. Wards Satellitentelefon hatte die harte Behandlung durch die Explosion offenbar unbeschadet überstanden. Ehe wir losfuhren, führte er noch ein kurzes Gespräch. Er verbannte Eris auf den Beifahrersitz, weil er das Lenkrad übernehmen wollte. Shim wartete, bis ich mich auf den Rücksitz geschlängelt hatte, und quetschte sich dann neben mich. Ich fragte mich, ob Eris möglicherweise ihr chemisches Arsenal verloren hatte, entschied jedoch, dass ich es zu diesem Zeitpunkt gar nicht in Erfahrung bringen wollte.
Wards unverhohlene Wut darüber, von Tomas überlistet worden zu sein, sorgte dafür, dass die Atmosphäre im Wagen fast körperlich spürbar war. Mazare hatte Ward belogen und aufs Kreuz gelegt und hatte am Ende seine Loyalität zu Tomas bewiesen. Die Aussicht auf eine höhere Geldsumme war ein Köder, von dem er und Tomas genau wussten, dass Ward ihn schlucken würde. Es bereitete mir einige Genugtuung, erleben zu dürfen, wie der selbstsichere Professor, der stets alles unter Kontrolle zu haben glaubte, allmählich ins Schleudern geriet. Weit entfernt von seinem Luxusleben in New York befand er sich hier auf unsicherem Terrain, und das war ihm mittlerweile schmerzhaft klar geworden.
Zutiefst beschämt, dass er seinem vermeintlichen Gefolgsmann so blind in die Falle getappt war, bewahrte Ward während des ganzen Weges trotziges Schweigen, das er nur einmal brach, um anzukündigen: »Sobald wir im Irak sind, wird sich einiges ändern. Dann haben wir alle Karten in der Hand.«
Er hatte mit seinem Ausflug in die Türkei einen Riesenfehler gemacht. Ich konnte nur hoffen, dass seine Gewissheit, im Irak erfolgreicher zu sein, sich als genauso grundlos erwies.
Wir fuhren zum Erkilet Airport vor den Toren der Stadt Kayseri, wo die Maschine schon auf uns wartete, und flogen nach Amman. Nachdem wir dort für zwei Stunden aufgehalten wurden, erhielten wir das Okay, um nach Bagdad weiterzufliegen. Das überraschte mich. Ich hatte angenommen, wir würden von Jordanien aus mit dem Automobil einreisen. Wards Beziehungen zu den Machthabern mussten glänzend sein.
Als wir in Bagdad eintrafen, stand die Maschine für mindestens eine Stunde auf der Landebahn. Ein streng dreinblickender amerikanischer Vertreter in Uniform kam herein, musterte mich eingehend, schaute in meinen Reisepass und ging wieder. Ich vermutete, dass er für meine Einreiseerlaubnis verantwortlich war. Wir stiegen aus dem Flugzeug, landeten in einem Hochofen und auf einer asphaltierten Fläche voller Risse, in denen Unkraut wucherte. Das Thermometer musste mindestens dreißig Grad Celsius anzeigen. Wie Soldaten diese Hitze in vollem Kampfdress und mit achtzig Pfund Ausrüstung auf den Schultern ertragen konnten, war mir ein Rätsel. Ich atmete und hatte
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