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Babylon: Thriller

Babylon: Thriller

Titel: Babylon: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D. J. McIntosh
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Kupferdraht zu verhökern. Die Plünderer drängten sich ungehindert durch die Straßensperren. Niemand hielt sie auf.
    An unserem letzten Tag fuhren wir zu einem Freund, um uns Benzin zu borgen. Ich wartete mit dem Kombi, während die anderen nur dafür sorgten, dass ihre Tanks gefüllt wurden. Ich sah eine Frau auf der Straße, die mindestens Ende vierzig war. Sie trug ihr traditionelles Gewand, nur der Hijab fehlte. Sie hatte das Haar gelöst und es wallte ihr auf den Rücken. In einer Hand hielt sie einen Laufschuh.
    Sie verhielt sich sehr seltsam, indem sie sich bückte und einen Haufen Abfall durchsuchte, dann wandte sie sich um, machte ein paar Schritte in die andere Richtung und versetzte einem Dreckhaufen einen Fußtritt. Ein jüngeres Paar näherte sich ihr, fasste sie am Arm und wollte sie wegziehen, doch sie schrie sie an und schüttelte sie ab.
    Unser Freund berichtete, dass sie sich schon seit mehr als einem Tag so seltsam verhielt. Offenbar waren ihre drei Söhne auf dem Heimweg gewesen, als eine Rakete einschlug und sie auf der Stelle tötete. Ihrem Jüngsten war das Bein abgerissen worden. Die Frau war überzeugt, dass sie nur den anderen Laufschuh finden müsse, dann würde sein Bein wieder heilen und er erwachte wieder zum Leben. Offensichtlich hatte sie den Verstand verloren.«
    Mein schlechtes Gewissen meldete sich, als ich ihm zuhörte, obgleich ich die Invasion niemals befürwortet hatte. »Das klingt genau wie eine von Aris Geschichten.«
    »Einiges davon hat er gefilmt, aber ich glaube, es ist nicht über den Schneideraum hinausgekommen.«
    »Laurel erwähnte, er habe einige Preise gewonnen. Deshalb muss er nichts mehr beweisen. Er könnte sicherlich einen weniger gefährlichen Posten irgendwo im Mittleren Osten finden. Weshalb will er unbedingt hierbleiben?«
    Tomas lehnte sich in seinem Sessel zurück und ließ den Wein in seinem Glas kreisen, während er nachdachte. »Ich wünschte, ich könnte diese Frage beantworten. Lange Zeit glaubte ich, er würde von dem Geschehen angezogen wie ein Soldat, der sich an der Gefahr berauscht. Das denke ich nicht mehr. Jetzt glaube ich, dass er einfach zu jung war, als er mit dieser Tätigkeit begann. Er war zu leicht zu beeindrucken.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Während seines ersten Studienjahres schickte ihn ein Nachrichtendienst während des Golfkriegs in den Irak.« Tomas grinste spöttisch. »Sie können sich sicherlich vorstellen, dass sich dazu, als Hussein noch an der Macht war, nicht sehr viele Freiwillige meldeten. Eigentlich wollte Ari Porträtfotograf werden; er dachte nicht einmal entfernt an Journalismus. Aber er nahm das Angebot an. Ich wünschte, er hätte es nicht getan. Er sah Dinge, die ihm das Herz brachen. In den Krankenhäusern waren die Fußböden glitschig von Blut. Menschen hatten so schlimme Verbrennungen, dass sich ihre Haut ablöste, wenn man sie nur sacht berührte. Das hat ihn für immer verändert.«
    Er leerte sein Glas und stand auf. »Aber Ari ist ein geborener Überlebender. Er geht keine unsinnigen Risiken ein.« Er schaute auf die Uhr. »Ich muss jetzt gehen. Wir können uns morgen beim Mittagessen weiter unterhalten.«
    »Schön«, sagte ich. »Was ist geschehen, dass Sie so guter Stimmung sind?«
    Er lächelte verschmitzt und wandte sich ab. »Morgen. Dann werden Sie es erfahren.«
    Der Raum, in dem wir am nächsten Tag zu Mittag aßen, war klinisch sauber und kahl. In ihm standen nur ein großer, rechteckiger Tisch mit einer billigen Plastikdecke darauf, einige Gartenstühle und ein Leinenhocker, auf dem eine Bibel lag. An einer Wand hingen ein Kruzifix sowie einige Bilder – billige Drucke in Goldrahmen aus Plastik, alle mit christlichen Motiven: Jesus bei der Verwandlung von Wasser in Wein, eine Szene aus dem Garten Gethsemane, das Abendmahl. Tomas sprach ein kurzes Gebet, ehe wir begannen, und schien während der Mahlzeit seltsam erregt zu sein. Nicht auf unangenehme Art, sondern eher in einer Weise, als hätte er Mühe, seine Begeisterung über irgendetwas im Zaum zu halten. Ich versuchte mehrmals, ihn zu überreden, mir doch die Neuigkeit mitzuteilen, doch er bat mich, Geduld zu üben.
    Als wir unsere Mahlzeit beendet und uns die obligatorische Tasse Kaffee eingeschenkt hatten, ließ er die Bombe platzen. »Ich habe den assyrischen Schatz gefunden.«

Vierunddreißig
    Ich wäre fast vom Stuhl gefallen. »Wie bitte?«
    »Ich habe ihn gefunden. König Assurbanipals Schatz.«
    Angesichts meiner Erfahrungen in

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