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Babylon: Thriller

Babylon: Thriller

Titel: Babylon: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D. J. McIntosh
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beweisen.«
    Er konnte die Skepsis in meiner Stimme hören. »Und wie wollen Sie das schaffen?«
    Anstelle einer Antwort grinste er selbstzufrieden. »Sie werden sehen.«
    Eine halbe Stunde später erreichten wir eine kleine Ortschaft, die sich zwischen die Ausläufer eines Berges schmiegte. »Das Dorf Alqosh«, sagte Tomas.
    »Ich dachte, wir wollten zu irgendeiner Stelle in der Nähe der Ninive-Ausgrabungen.«
    »Hier existierte für mehr als zweitausend Jahre eine blühende jüdische Gemeinde. Ursprünglich waren es Hebräer, die die assyrischen Könige verschleppt hatten. Dies war die Gemeinde Nahums, unter ihnen auch seine engsten Vertrauten, von denen er hoffte, dass sie die Karawane von Juda zu Assurbanipals Schatz führen würden.«
    Wir gelangten in die Ortschaft, fuhren über zunehmend schmalere Straßen und rumpelten schließlich durch eine Gasse, die auf beiden Seiten von Häusern eingeschlossen wurde. Vor einem alten Gebäude, dessen Wände teils gemauert, teils aus Feldsteinen zusammengefügt waren, stoppten wir. Es waren die gleichen honigfarbenen Steine, aus denen auch die übrigen Häuser des Dorfs erbaut waren. Das Bauwerk sah so alt aus, dass man meinen konnte, es wäre im Laufe der Jahrtausende aus dem Fels unter ihm herausgewachsen. Tiefe, gewölbte Nischen auf einer Seite bildeten so etwas wie einen Kreuzgang; rechteckige Öffnungen in den Mauern waren früher einmal Fenster gewesen. Ein Teil des Gebäudes war eingestürzt. »Wenn in unserem Land wieder stabile Verhältnisse herrschen, wird unser Kulturministerium dafür sorgen, dass diese historische Stätte geschützt und restauriert wird«, erklärte Tomas mit Stolz in der Stimme.
    Er ging zum benachbarten Haus und klopfte an die Tür. Ein Mann öffnete, begrüßte ihn und reichte ihm etwas. Als Tomas zurückkam, hielt er einen Schlüsselbund hoch. »Dies ist eine alte Synagoge«, erklärte er. »Die letzten jüdischen Bewohner verließen das Dorf im Jahr 1948 und ihr Rabbi gab die Schlüssel dem Nachbarn zur Aufbewahrung. Seine Familie kümmert sich seitdem um das Gebäude.«
    Er ging voraus zu einer Holztür, die mit verrosteten Eisenbändern gesichert war. Die Bänder waren stellenweise mit grüner Patina bedeckt. Kunstvolle Steinreliefs rahmten die Tür ein, doch sie waren mittlerweile dermaßen verwittert, dass ich keine Einzelheiten des Musters mehr erkennen konnte. Das Innere wurde durch das Tageslicht erhellt, das durch die Fensteröffnungen hereindrang. Wir sahen, dass wir uns in einem großen Gebetsraum befanden. Tomas machte uns auf verschiedene Inschriften, Gedenktafeln und jüdische Symbole an den Wänden aufmerksam. Er übersetzte eine der Inschriften für uns: »Große Freude werde dem zuteil, der die lange Reise nicht gescheut hat, Nahums Grab zu besuchen.«
    »Das Grabmal Nahums ist wirklich hier an dieser Stelle? Das kann ich nicht glauben.«
    »Immer noch der Skeptiker, nicht wahr, Madison? Schauen Sie weiter.«
    In der Mitte eines kleinen Raums, der vom Gebetsraum abgetrennt war, stand ein schlichter Sarkophag aus Gips, der mit einem vielfach gefalteten grünen Seidentuch bedeckt war. »Der Sarg des Propheten«, sagte Tomas. »Im Buch Nahum wird er Nahum der Elkositer genannt. Das ist eine andere Schreibweise des Ortsnamens. Man könnte genauso gut sagen ›Nahum der Alqosher‹.«
    Was Samuel immer wieder betont hatte, war die Bedeutung der örtlichen Legenden und Erzählungen. Die Wissenschaft hat der Archäologie zu bedeutenden Fortschritten verholfen, aber das war nur ein Hilfsmittel. Die mündlichen historischen Überlieferungen von Bewohnern der jeweils infrage kommenden Region bargen oft ebenfalls einen wahren Kern in sich. Es war durchaus möglich, dass Nahum hier seine letzte Ruhestätte gefunden hatte, und diese friedliche alte Synagoge schien dafür wie geschaffen zu sein.
    Wieder zurück auf der Straße, ging unsere Fahrt höher in die Berge, durch scharfe Kurven und vorbei an spektakulären Steilabstürzen. Irgendwann verließen wir die glatte Asphaltfahrbahn und bogen auf einen holprigen Fahrweg ab. Mazare brachte den Wagen zum Stehen. Das Tageslicht war merklich verblasst. Der Abend näherte sich mit Riesenschritten.
    Wir hatten auf einem schmalen, ausgetretenen Weg angehalten, der aus der steilen Wand eines Berges herausgehauen worden war. Breite Felszungen, die teilweise mit Grünpflanzen bewachsen waren, wurden von den letzten Sonnenstrahlen des Tages mit einem rosafarbenen Schimmer überzogen.
    »Ab hier

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