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Babylon: Thriller

Babylon: Thriller

Titel: Babylon: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D. J. McIntosh
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beschrieben wird, gingen mir durch den Kopf: Das Weib war in Purpur und Scharlach gekleidet und mit Gold, Edelsteinen und Perlen reich geschmückt; in ihrer Hand hielt sie einen goldenen Becher.
    Der Körper der Statue war ihrer glatten Haut und ihren hohen, festen Brüsten nach zu urteilen nach einer jungen Frau geschaffen worden. Die Brustwarzen waren rubinrot gefärbt worden. Aber es war ihr Gesichtsausdruck, der mich abrupt innehalten ließ. Ihre Lippen verzogen sich noch zum Anflug eines lockenden Lächelns, doch in ihren Augen lag nackter Terror.
    »Was zum Teufel ist das?« Ich wandte mich zu Tomas um.
    »Sehen Sie den Helm auf ihrem Kopf? Elfenbein. Das Zeichen der Göttlichkeit – sieben Windungen feinsten Horns. Ebenso wie das Gewand, die Halsketten und die Arm- und Beinreifen wurde der Helm erst später von den Assyrern hinzugefügt. Sie ist Ischtar und ist es auch wieder nicht.«
    Jetzt redete er in Rätseln.
    Die Statue stand auf einem Steinsockel, der wie ein Sarkophag geformt war. Unter ihren Füßen lagen verschiedene goldene Objekte: so etwas wie der Ast eines Baumes, zwei kleine Klumpen von etwas, das ich nicht genau erkennen konnte, einige Weizenähren, ein paar kleine Gebilde, die die Form von Tränen hatten, ein Apfel und ein weiterer Becher.
    Die Darstellung war erstaunlich, jedes Detail absolut vollkommen. Ihre Augenbrauen waren offensichtlich rasiert, jedoch waren ihre Wimpern perfekt nachgebildet, desgleichen die Grübchen in ihren Wangen. Ich glaubte, sogar einzelne Härchen auf ihren Armen ausmachen zu können.
    »Was Sie hier sehen, ist der Ursprung des Konzepts der Transmutation«, sagte Tomas.
    Ich verstand nicht, was er meinte. »Meinen Sie damit, die Skulptur wurde aus Blei angefertigt und dann in Gold umgewandelt? Sie ist assyrischer Herkunft, das ist klar. Und sie kommt auch nicht aus Mesopotamien. Die Kunstfertigkeit, mit der die Figur geschaffen wurde, ist unglaublich.«
    »Sie verstehen es wirklich nicht, oder?«
    Ich starrte ihn wortlos an und versuchte, hinter den Sinn seiner Worte zu kommen.
    Tomas fuhr fort: »Jedes Kind kennt diese Geschichte. Aber lassen Sie mich aus Ovids Metamorphosen zitieren. Ich kenne die Stelle mittlerweile auswendig.
    Lucifer hatte bereits am elften Morgen den Heerzug
    schwebender Sterne verscheucht, als früh in die lydischen Felder
    Midas ging, und Silenus dem blühenden Zöglinge darbot.
    Ihm gab Bacchus die Wahl, die schmeichelte, aber nicht frommte,
    sich ein Geschenk zu ersehen für den wiedergefundenen Pfleger.
    Übel die Gab’ anwendend erwidert’ er: Schaffe, dass alles,
    was mein Leib auch berührt, in funkelndes Gold sich verwandle!
    Ich war wie geschockt. Mir fehlten die Worte. »Sie reden doch nicht etwa von König Midas?«
    »Nicht von ihm. Das ist seine Tochter. Ihr Vater berührte sie und sie wurde zu Gold. Seine Trauer über ihren Verlust in Folge seiner Habgier war so groß, dass er die Götter bat, die Erfüllung seiner Bitte rückgängig zu machen. Bacchus riet ihm daraufhin, seine Hände im Fluss Paktolos zu waschen, der bis heute für seinen hohen Goldgehalt berühmt ist. Wie Claire Ihnen bereits erzählt hat.«
    »Sie wollen doch wohl nicht ernsthaft behaupten, dass Sie das glauben.«
    »Erinnern Sie sich, was Sie über Samuels Tagebuch gesagt haben? Das hat mir Sorgen bereitet. Es ging um eine Eintragung, dass die Assyrer mit König Mitta von den Mushki einen Friedensvertrag geschlossen haben. Der richtige Name des Königs lautete Mit-a-a. Und das war Midas, König von Phrygien; das ist historisch belegt. König Midas’ Grab befindet sich irgendwo in der Türkei und muss noch entdeckt werden. Erinnern Sie sich auch noch an diesen Tempelbezirk, den sie sich mit Ward angeschaut haben? Gelegentlich wird dieser Ort auch ›Stadt des Midas‹ genannt.
    Midas war genauso reich wie Krösus. Hinter der hinteren Wand befindet sich ein weiterer Raum mit Tonbehältern; sie enthalten Hunderte Goldmünzen mit Midas’ Siegel. Die Phrygier benutzten sie als Zahlungsmittel.« Tomas sah mich triumphierend an. »Sie hatten nämlich keine eigene Währung. Lydien war die erste Nation überhaupt, die Münzen prägte. Im Jahr 650 v. Chr. ließ sie mit Elektrum beschichtete Münzen herstellen.
    Midas benötigte Schutz vor den Cimmerern, Barbarenstämmen, die, wie später die räuberischen Wikinger, vom Schwarzen Meer aus landeinwärts zogen. König Assurbanipals Großvater, Sargon II., erklärte sich bereit, Gordium, die Hautpstadt von Phrygien,

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