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Babylon: Thriller

Babylon: Thriller

Titel: Babylon: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D. J. McIntosh
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Und der Drache hatte ihm seine Gewalt übergeben, seinen Thron und seine große Macht.‹«
    Ward hatte recht in diesem Punkt. Die Autoren der Bibel beschrieben die Hexerei und die Magie als grundsätzlich üble Praktiken und machten Ischtar, die sogar von der Hebräern verehrt wurde, zu einer Hexe und einer Hure, so dass sie eher verachtet als verehrt wurde.«
    Darin pflichtete ich ihm bei. Ischtar und ihre Schwester-Göttin, die phönizische Ashtoreth, die der griechischen Astarte entsprach, hatten eine unglaubliche Macht über die Geister der Alten. Die mesopotamischen Tempel waren Zentren der Magie, Zauberei und Wahrsagerei, für die eine ganze Hierarchie von Spezialisten nötig war. Hier rezitierten Ashipu-Priester Beschwörungsformeln, um böse Geister auszutreiben; die Baru und Mahu waren Wahrsager.
    »In der King-James-Bibel wurde das Wort Hure durch Dirne ersetzt«, fuhr Tomas fort, »so dass wir annehmen, dass Nahum aus Ischtar eine Vertreterin der niedrigsten Form der Prostitution machte. Aber in Wahrheit wird mit dem Wort ›Dirne‹ eine Tempelhure bezeichnet. Viele dieser Frauen erfreuten sich eines hohen Ansehens. Die Mutter eines assyrischen Königs war eine Tempelhure. Und wieder machte Nahum auf seine eigene Art und Weise auf Ischtar aufmerksam.
    Springen Sie achthundert Jahre weiter zur Offenbarung des Johannes, in der uns Ischtar als Hure von Babylon begegnet. Viele Gelehrte bestätigen, dass in der Offenbarung die Göttin mit einem goldenen Becher und auf einem siebenköpfigen, gehörnten Tier sitzend beschrieben wird. Der Mundschenk stand am assyrischen Königshof in hohem Ansehen.
    Die Theorie der Transmutation – der Umwandlung von Blei in Gold – hatte seinen Ursprung in Phrygien mit dem Tod von Midas’ Tochter und der Erschaffung dieser Statue. Nachdem die Tempelpriester die entsprechenden Rituale vollzogen hatten, um Ischtars Erscheinung einzufangen und auf die Statue zu übertragen, dürften die alten Assyrer geglaubt haben, dass die Göttin in ihr lebte. Im Laufe der Jahrhunderte geriet dieser Prozess in Vergessenheit, doch die so lebensechte Statue der Göttin wurde zur Legende. Und so entstand der Mythos, dass es möglich ist, praktisch jedes Material in Gold zu verwandeln. Im achten und neunten Jahrhundert dürften die bedeutendsten arabischen Hofgelehrten an den Kalifaten in Bagdad diesen Mythos gekannt haben. Sie waren es, die schließlich der Legende zu einer wissenschaftlichen Grundlage verhalfen.«
    Ich bekam nur am Rande mit, dass Mazare uns rief.
    »Kommen Sie«, sagte Tomas. »Es wird Zeit aufzubrechen.«
    Völlig benommen stolperte ich hinter ihm her.
    »Endet demnach die ganze Geschichte im Vatikan?«
    Tomas lachte über meine Bemerkung. »Ich glaube, Sie haben zu viele Thriller gelesen. Morgen treffe ich den Patriarchen von Babylon, das Oberhaupt der Chaldäischen Kirche im Irak. Er wird alles in seiner Kraft Stehende tun, um die Sicherheit des Tempels und seines Inhalts zu gewährleisten, bis in diesem Land wieder stabile Verhältnisse herrschen.«
    Den Rückweg schafften wir in erheblich kürzerer Zeit. Während wir auf den Wagen warteten, informierte Tomas mich, dass ich von Mazare, sobald wir zum Haus zurückgekehrt wären, nach Bagdad gebracht würde. Unser Abschied fiel ziemlich knapp aus. Ich denke, es hätte wenig Sinn gehabt, so zu tun, als fiele uns die Trennung schwer.

Siebenunddreißig
    Dienstag, 19. August 2003, 11:15 Uhr
    Ich wurde durch das Schaukeln des Wagens auf der Schotterstraße geweckt. Mazare saß hinter dem Lenkrad. Ich hatte von Laurel geträumt und davon, wie ich sie berührte. Dabei hatte ihre Haut sich in Gold verwandelt. Das Bild zerschellte, als würde es explodieren. Metallsplitter flogen durch die Luft, zerschnitten mein Gesicht.
    Wie eine unberührte Leinwand erstreckte sich ausgedörrte, ockerfarbene Erde auf beiden Seiten der Straße, so weit das Auge reichte. Von der trockenen, heißen Luft war meine Kehle rau wie Sandpapier. Daher bat ich Mazare um einen Schluck Wasser.
    Er nahm eine Thermosflasche aus dem Getränkehalter zwischen unseren Sitzen. »Sie haben lange geschlafen. Trinken Sie diesen Kaffee. Er hilft Ihnen, wach zu werden.«
    Ich schraubte die Kappe ab, schenkte mir ein wenig in einen Becher, trank und schenkte nach. Blinzelnd blickte ich zur Sonne, die durch die Windschutzscheibe schien. Noch wurde ihr grelles Licht nicht durch Dunstschwaden gemildert, also musste es früh am Morgen sein. Da wir auf sie zufuhren, waren wir

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