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Babylon: Thriller

Babylon: Thriller

Titel: Babylon: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D. J. McIntosh
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großem Wert erworben habe, und zwar eine neo-assyrische Steintafel aus dem siebten Jahrhundert v. Chr. Mit einem in Keilschrift verfassten Text darauf. Wie man weiß, handelt es sich dabei um eine biblische Prophezeiung. Ich nehme mir die Freiheit, das Wort »erwerben« zu benutzen. Tatsächlich gehörte diese Tafel Samuel.
    So wie ich es sehe, hast du sie nicht verdient.
    Ich hatte Vorbereitungen getroffen, sie zu verkaufen und den Erlös einzustreichen. Nachdem ich eine vielversprechende Anfrage erhielt, trat ich in Verhandlungen ein. Die Aussicht auf so viel Geld muss mein Urteilsvermögen getrübt haben, denn unvorsichtigerweise verriet ich meine Identität. Mir ist jetzt klar, dass das Wissen von der Existenz dieses Objekts mein Schicksal besiegelt hat.
    Als mir die Gefahr, in der ich schwebte, zum ersten Mal bewusst wurde, entwickelte ich dieses kleine Spiel. Löse die vier Rätsel nacheinander, und du wirst die Schrifttafel finden.
    Sicherlich fragst du, warum ich es mir anders überlegt habe. Wärest du nicht die letzte Person, die ich als Nutznießer aussuchen würde?
    Ich denke, das ist meiner närrischen Natur zuzuschreiben. Jedes Mal, wenn du dich mit einem meiner Rätsel herumschlägst, kannst du mich, wenn du genau hinhörst, in meinem Grab über dich lachen hören.
    Deine Gegner bei diesem Spiel sind clever. Ich spüre, wie sie näher kommen und mich mehr und mehr in die Enge treiben: Sie sind zu fünft, und ich befürchte, dass sie am Ende gewinnen werden. Mein einziger Trost ist, dass dich das gleiche Schicksal erwartet.
    Wirst du rechtzeitig erfahren, wer sie sind? Und auf die vage Chance hin, dass du erfolgreich sein wirst: Wird die Gier dich übermannen, oder wirst du das Richtige tun und die Schrifttafel zurückgeben? Ich neige zu der Annahme, dass du keine Skrupel hast und den Weg wählen wirst, der dir den größten persönlichen Nutzen verspricht.
    Aber du kannst mich gerne eines Besseren belehren …
    Hal
    Ich starrte auf den Bildschirm. Eins zu null für Diane Chen. Hier war die geheime Mitteilung.
    Hals Betrug reichte viel tiefer, als ich angenommen hatte. Es ging überhaupt nicht gegen Samuel. Hal hatte auf mich gezielt. Als er glaubte, in Gefahr zu sein, hatte er seine Widersacher hinter mir hergeschickt und sich offensichtlich köstlich darüber amüsiert. Ich hasste es, auf diese Art und Weise manipuliert zu werden.
    In mir regte sich die vage Hoffnung, dass er einer Täuschung zum Opfer gefallen war. Aber er war wegen dieser Sache umgebracht worden; demnach mussten seine Feinde glauben, dass das Objekt echt war. Wie bitter, die letzten Tage seines Lebens damit zu vergeuden, mir eine derart gemeine Falle zu stellen.
    Die Menschen meinen immer, dass das Gras auf der anderen Seite des Zauns viel grüner ist. Hal war neidisch auf mich gewesen. Er hatte nie auch nur geahnt, wie einsam ich mich fühlte, wenn Samuel im Zuge seiner Tätigkeit für längere Zeit nicht zu Hause war. Als durchgeistigtes, zurückhaltendes Kind hatte er sich gegenüber seinem Vater nie behaupten können. Peter Vanderlin hatte sich ein Alphamännchen gewünscht und stattdessen einen schüchternen, introvertierten Sohn bekommen. Nach einem besonders heftigen, verletzenden Tadel von Seiten seines Vaters hatte Hal mich wütend angefunkelt. »Er sagte, er wünsche sich, du wärst sein Sohn und nicht so ein jämmerlicher Hosenscheißer wie ich.« Seine Abneigung gegen mich hatte in all den Jahren nicht nachgelassen.
    Hal forderte dafür jetzt einen hohen Preis.
    Als ich wieder auf den Bildschirm blickte, war der Brief verschwunden und eine neue Seite erschien und zeigte den ersten Schritt in Hals Spiel.



Ich liebe Spiele, aber meine angeborene Ungeduld lässt keine gute und durchdachte Strategie zu, und ich hasse es, zu verlieren. Es war Hal, der die Intrige liebte, den intellektuellen Wettstreit. Also hatte er mich von Anfang an in die schwächere Position gebracht. Das ärgerte mich noch mehr, je länger ich das Bild betrachtete.
    Dies war eine weitere Rückkehr in unsere Kindheit. Wir konnten nicht einfach Verstecken spielen wie normale Kinder. Hal bestand darauf, komplizierte Spiele zu entwickeln – Spiele, bei denen er wusste, dass er die Oberhand behalten würde. Er hatte einmal einen ganzen Vormittag damit verbracht, eine Schnitzeljagd vorzubereiten. Die Spur führte zu seinem Dachzimmer, wo, wie er beteuerte, eine Zwanzigdollarnote auf mich wartete, wenn ich die Hinweise richtig deutete. Am Ende war dort kein

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