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Babylon: Thriller

Babylon: Thriller

Titel: Babylon: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D. J. McIntosh
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dass an diesem Ort »jeder Stein in Blut getaucht worden sei«. Ein schlechtes Omen für mein bevorstehendes Treffen? Ich hoffte, dass es nicht so war.
    Ich kam ein wenig zu spät. Als ich mit Samuel hier gewesen war, hatte der Laden gebrummt, aber ich war auch immer erst sehr spät abends dort aufgekreuzt. Heute saß nur ein Gast an einem kleinen Tisch auf dem briefmarkengroßen Patio auf der Vorderseite. Er schob den Stuhl zurück, erhob sich und nickte mir unauffällig zu. Zakar war kleiner als ich, um einiges schlanker und trug einen Straßenanzug. Das scharf geschnittene Gesicht und die dunklen Haare und Augen unterstrichen sein asketisches Aussehen. Seine Haut war genau wie meine olivfarben.
    »Tomas Zakar?«, fragte ich, während ich ihm die Hand entgegenstreckte.
    »Ja.« Er erwiderte meinen Händedruck und murmelte: »Danke, dass Sie gekommen sind.« Offenbar hatte er mich auf Anhieb erkannt. Ich verspürte ein leichtes Unbehagen, dass er mir in dieser Hinsicht etwas voraushatte.
    Er warf einen flüchtigen Blick auf seine Armbanduhr. »Ich hoffe, ich habe mich nicht zu sehr verspätet«, sagte ich.
    Er wischte meine Bemerkung mit einer Handbewegung weg. »Sie sind hier. Das ist die Hauptsache.« Er deutete auf den Eingang. »Wollen wir hineingehen?«
    Wir mussten ein paar Stufen in einen Gastraum hinuntersteigen, der nach Orient duftete. Afghanische Musik drang aus einem nahen Lautsprecher an der Wand. Die Inneneinrichtung des Raums erstreckte sich über die gesamte Palette möglicher Rotschattierungen, von einem dunklen Burgunderrot bis hin zu grellen Scharlachtönen. Jeder Tisch war mit einem handgeknüpften Teppich bedeckt, auf dem jeweils eine Glasplatte lag. Die Wirtin geleitete uns zu einem Tisch unter dem Erkerfenster im vorderen Teil des Restaurants.
    »Das ist der beste Tisch für unsere Unterhaltung. Hier sind wir völlig ungestört«, sagte Tomas, nachdem wir Platz genommen hatten. »Möchten Sie eine Pfeife?« Er deutete auf eine Kollektion großer Wasserpfeifen mit rubinroten und kobaltblauen Glasbehältern, die auf der Bartheke aufgereiht waren. Eine Speisekarte und eine Auswahl mit Früchten aromatisierter Tabake lagen schon auf unserem Tisch bereit.
    »Nein, danke«, sagte ich.
    Seine dunklen Augen blitzten überrascht auf. »Samuel hat sich immer eine Pfeife bringen lassen.«
    Ich bin sicher, dass er es nicht so gemeint hatte, aber seine Feststellung klang fast wie eine Kritik. Als könnte ich meinem Bruder in keiner Hinsicht das Wasser reichen.
    »Dann etwas zu trinken?«, fragte er.
    Ich verzichtete einstweilen auf etwas Alkoholisches, weil ich absolut nüchtern bleiben wollte, und entschied mich für einen Espresso. Er bestellte Pfefferminztee und lächelte traurig. »Dieser Tee ist das einzige in Amerika, das mich an meine Heimat erinnert.«
    »Apropos Heimat, woher wussten Sie, wo Sie mich finden können?«
    »Oh, ich war früher mit Samuel schon einige Male in New York.«
    Ich nehme an, mein Bruder hatte keine Notwendigkeit gesehen, uns miteinander bekannt zu machen, aber aus irgendeinem Grund traf mich diese Bemerkung wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Ich fragte mich, wie vertrauenswürdig mein Gegenüber wirklich war. »Ich will nicht allzu misstrauisch erscheinen, aber da wir einander nie begegnet sind, haben Sie irgendeinen Ausweis dabei?« Ich wusste zwar, wie er aussah, aber ich wollte nicht, dass er mein Vertrauen für selbstverständlich hielt.
    Mein Bitte überraschte ihn offenbar, doch er bückte sich und griff in eine Außentasche seines Rucksacks, reichte mir seinen Reisepass und ein Foto von ihm und Samuel bei irgendeinem Treffen, auf dem sie in die Kamera lachten und der Hintergrund mit üppigen Topfpalmen und anderen Zimmerpflanzen ausgefüllt war.
    Er erzählte mir, dass er in Mosul aufgewachsen sei und sein Diplom in Oxford gemacht habe. Wir hatten gleich ein wenig gemeinsamen Gesprächsstoff, als ich erfuhr, dass er im Rahmen eines Austauschprogramms auch an der Columbia University einige Kurse besucht hatte. Samuel hatte ihn während der letzten drei Jahre, die er mit Ausgrabungen in Ninive zugebracht hatte, als Assistenten beschäftigt. Nun war er nach Amerika gekommen, um die Schrifttafel zu suchen. Daher die dringende Bitte an mich, ihn zu treffen.
    Der Kellner brachte unsere Getränke. Ich löffelte Zucker in meinen Espresso und rührte um.
    Tomas blies auf seinen Tee, um ihn ein wenig abzukühlen. »Übrigens mein herzliches Beileid«, sagte er zu

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