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Babylon: Thriller

Babylon: Thriller

Titel: Babylon: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D. J. McIntosh
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spürten, wie der Boden bebte, als würden wir von einem Erdbeben nach dem anderen heimgesucht.«
    Was konnte ich dazu sagen? Krieg war für mich etwas vollkommen Fremdes. Ich fühlte mich genauso unsicher und hilflos wie bei jener Gelegenheit, als ein Freund mir erzählte, er habe Krebs, und ich mit irgendwelchen lahmen und völlig unangemessenen Aufmunterungsversuchen und Durchhalteparolen darauf reagiert hatte.
    Tomas trank von seinem Tee. »Manchmal schien der Sauerstoff sich zu verflüchtigen und wir atmeten reinen Ruß ein. Unsere Leiber waren damit bedeckt. Wir husteten ihn heraus. Da wir kein Wasser hatten, benutzten wir altes Speiseöl, um ihn abzuwaschen. An Schlafen war nicht zu denken. Wir wussten nie, wo die nächste Rakete einschlagen würde. Wie bei einem Mörder, der auf einen wartet – man hat keine Ahnung, aus welchem Hauseingang oder hinter welcher Mauer er plötzlich auftaucht. Wir lebten in ständiger Angst.« Er stellte das Teeglas auf den Tisch. Das klang einigermaßen überzeugend. Ich hatte den Eindruck, jemanden vor mir zu haben, der stets auf Distanz achtete, der sich seine innersten Gefühlsregungen nicht anmerken ließ, aber der angespannte Zug um seinen Mund und seine Augen verriet mir, dass es ihn viel Mühe gekostet hatte, seine Erlebnisse zu berichten.
    Ich suchte nach Worten, um ihm mein Mitgefühl auszudrücken. »Das Ganze weckt auch in mir eine ganze Reihe von Erinnerungen – an den 11. September. Ein Freund von mir, ein Künstler, hatte einen Sohn, der in den Türmen ums Leben kam. Ich verbrachte Tage damit, ihn so gut es ging zu trösten. Der Schlag war einfach zu heftig. Im Fall meines Freundes zerbrach seine Familie. Am Ende ließen er und seine Frau sich scheiden.«
    »Es muss für diejenigen, die dabei waren, schrecklich gewesen sein.«
    »Ich war nicht hier. Ich war an diesem Tag in Miami. Wie jeder andere saß ich gebannt vor dem Fernseher, sah mir immer wieder an, wie die Flugzeuge trafen, die Türme einstürzten. Sah Menschen wie Gespenster aus den Staubwolken auftauchten, schaute auf die verbogenen Skelette der Wolkenkratzer, die aus der Asche aufragten. Nicht am Ort des Geschehens zu sein, als meine Heimatstadt angegriffen wurde, fühlte sich an wie eine schlimme Unterlassungssünde.«
    Er nickte verständnisvoll. »Es heißt, wenn man ein traumatisches Erlebnis hatte, soll man darüber reden, aber genau das scheint es nur noch schlimmer zu machen.«
    »Gott sei Dank haben Sie die Invasion überlebt. Samuel erzählte, er sei zu der Zeit in Jordanien, in Amman, gewesen. Sind Sie dort mit ihm zusammengetroffen?«
    »Was meinen Sie? Er war die ganze Zeit bei uns.«
    »Wollen Sie mir erzählen, er war im Irak?«
    »Wussten Sie das nicht? Er kam in der Woche vor der Invasion, weil er erfahren hatte, dass der Schrifttafel irgendeine Gefahr drohte.«
    Für einen kurzen Moment spürte ich, wie in meiner Brust heißer Zorn aufloderte. Samuel hatte mich belogen. Warum hatte er das getan? Damit ich mir keine Sorgen machte? »Hat er deshalb die Tafel nach New York geholt? Um sie in Sicherheit zu bringen?«
    »Ja.«
    »In dem Moment, als er sie aus dem Museum entfernte, hat er sie, im juristischen Sinn, gestohlen. Ich kann nicht glauben, dass mein Bruder so etwas getan haben soll.«
    Das war genau die falsche Reaktion, und Tomas stellte sofort die Stacheln auf. »Viele Leute haben das Gleiche getan. Zurzeit werden viele Antiquitäten zurückgegeben. Objekte, die die Leute mitnahmen, um sie vor den Plünderern in Sicherheit zu bringen.«
    »Momentan sind sämtliche irakischen Antiquitäten verdächtig. Die Händler rühren sie nicht an. Wenn ich die Schrifttafel finde, geht sie sofort zurück ins Museum.«
    Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, glaubte er, dass meine Bemerkung gegen ihn gerichtet war. »Sie haben gut reden. Sie können sich gar nicht vorstellen, was während der Plünderungen im Gange war. Ich wäre beinahe getötet worden.«
    Bislang klang seine Geschichte glaubwürdig. »Ich wollte Sie nicht kritisieren. Es muss das reinste Chaos gewesen sein.«
    Er musterte mich mit einem düsteren Blick. »Es war so gewollt.«
    »Das klingt ja fast wie eine Verschwörungstheorie.«
    Er wedelte mit der Hand in der Luft herum, als wollte er Zigarettenrauch verteilen. »Dann erklären Sie mir doch mal, weshalb von allen Regierungsgebäuden das Innenministerium eines der wenigen war, die besonders geschützt wurden? Darin befanden sich die Dokumente von Saddam Husseins

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