Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Babylon: Thriller

Babylon: Thriller

Titel: Babylon: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D. J. McIntosh
Vom Netzwerk:
Nahum. Sagt der Ihnen etwas?«, fragte er.
    »Nein.«
    »Nahum war einer der zwölf geringeren Propheten des Tanach, der Bibel des Judentums. Das Buch Nahum mit dem Titel ›Gottesspruch über Ninive‹ prophezeit die Zerstörung der Stadt, die dann im Jahr 612 v. Chr. tatsächlich von einem Feuer vernichtet wurde.«
    Diese neue Information traf mich wie ein Blitz. Damit stellte Tomas die Verbindung zu der Prophezeiung her, die Hal in seinem Brief erwähnt hatte. »Wollen Sie damit andeuten, dass die Schrifttafel, die ich suche, das Original einer Geschichte aus dem Alten Testament ist?« Mein Puls beschleunigte sich in Erwartung seiner Antwort.
    »Ja, genau. Können Sie jetzt seine Bedeutung ermessen? Man hat Zitate aus dem Buch Nahum in den Schriftrollen von Qumran gefunden, aber nur einige Fragmente. Die Schrifttafel enthält den gesamten Text, und zwar vollständig. Sie ist ein phänomenales Fundstück – ich kenne nichts Vergleichbares. Sein historischer Wert ist kaum zu ermessen.«
    Der Kellner brachte Tomas eine frische Tasse Tee. Er bedankte sich und fuhr fort: »Eine Statue aus Mesopotamien wurde vor kurzem in der Schweiz für zweiundzwanzig Millionen Doller verkauft. Und die war nicht annähernd so bedeutend wie das echte Exemplar eines Buchs der Bibel. Ich könnte noch nicht einmal andeutungsweise seinen Wert benennen.«
    Meine anfängliche Erregnung legte sich, als ich das Ganze ein wenig nüchterner betrachtete. »Sicherlich haben Sie alle angenommen, dass auf der ganzen Welt über diese Sensation berichtet würde. Wie konnte Samuel nur darauf hereinfallen? Die Tafel kann unmöglich echt sein. Und Hal wurde deswegen ermordet.«
    Tomas duckte sich, als träfen meine Worte ihn wie physische Schläge.
    »Behauptungen dieser Art machen immer wieder die Runde«, setzte ich nach. »Erinnern Sie sich noch an die Meldung von der Kalksteinhöhle mit den Knochenfragmenten, die im vergangenen Jahr um die Welt ging? Angeblich sollte es ein Beinhaus sein, das die Knochen von Jakobus, des Bruders von Jesus Christus, enthielt. Experten sind sich heute ziemlich sicher, dass die Altersspuren an den Knochen künstlich erzeugt wurden. Aber es gibt immer irgendwelche Leute, die auf so etwas hereinfallen.«
    »Sie haben es nicht gesehen und behaupten trotzdem, dass es sich um eine Fälschung handelt«, wehrte er sich. »Es ist doch möglich, dass ein hebräischer Schriftgelehrter in Assyrien lebte.«
    »Ich weiß, aber das heißt noch lange nicht, dass dort auch ein Buch der Bibel geschrieben wurde.«
    »Höchstwahrscheinlich war er ein gebildeter Schreiber, der für den assyrischen König arbeitete. Nahum heißt ›Tröster‹ und war möglicherweise nicht der richtige Name des Schreibers. Ursprünglich stammte er aus Juda, und obwohl der assyrische Staat in seinen letzten Zügen lag, wäre der Autor eines gegen Ninive gerichteten Textes wie des Buchs Nahum sicherlich mit dem Tode bestraft worden. Daher musste der Prophet seine Identität verschleiern. Ich kann Ihnen versichern, dass die Schrifttafel echt ist.«
    Ich fasste das Gehörte zusammen. »Also, ein Sklavendienste leistender Schriftgelehrter verfasst eine Schmähschrift gegen eine seiner Meinung nach gottlose Stadt. Schön. Aber wenn die Schrifttafel zwischen den Trümmern der untergegangenen Stadt Ninive gefunden wurde, wie konnte sie dann in den Kanon des Tanach aufgenommen werden?«
    Tomas ließ sich diese Frage für einige Sekunden durch den Kopf gehen. Ich erkannte, dass er sich nicht verraten und zu viel preisgeben wollte.
    »In jener Zeit begann man, Papyrus zu benutzen. Irgendwie müssen Papyruskopien aus Assyrien herausgeschmuggelt worden sein.«
    Damit könnte er recht haben. Ein Hebräer könnte gewaltsam in die assyrische Hauptstadt gebracht worden sein, und einige Kopien des Buchs könnten zurück nach Juda geschafft worden sein. »Es ist nur so, dass ich schon häufig erlebt habe, wie Leute sich von ihrer Begeisterung über einen vermeintlich wichtigen Fund haben überwältigen lassen, nur um nachher erfahren zu müssen, dass irgendein Schwindler das betreffende Objekt gefälscht hat. Auf diese Art und Weise sind sogar die bedeutendsten Museen getäuscht worden.«
    »Aber nicht Samuel. Er hat alles sehr sorgfältig überprüft. Wir erfuhren dann von einem weiteren Versuch, die Tafel während der Plünderungen zu stehlen. Erst danach entschloss er sich, die Tafel hierher in Sicherheit zu bringen.«
    Ich unterdrückte einen Fluch. Samuel war mehr und

Weitere Kostenlose Bücher