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Babylon: Thriller

Babylon: Thriller

Titel: Babylon: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D. J. McIntosh
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weil sie etwas von mir wollte. Ich brauchte nichts anderes zu tun, als mitzuspielen.
    Wir verließen den Fahrstuhl und traten in einen leeren Korridor. Als wir an Ninas Tür vorbeikamen, konnte ich Jay-Z aus ihren Lautsprechern donnern hören, dazu lautes Partygeplapper. Wenn ich jetzt etwas riefe, würde mich niemand hören. Es schien, als habe sich das gesamte Gebäude gegen mich verschworen.
    Eris reichte mir die Schlüssel, damit ich die Tür öffnete, und schob mich gleich weiter in mein Schlafzimmer. Aus den Augenwinkeln bemerkte ich, dass die Balkontür immer noch offen stand. Ich hatte eine kurze, verrückte Vision, wie ich mich hindurchschlängelte, unsichtbaren Pistolenkugeln auswich, mich über das Geländer schwang und auf dem Balkon eine Etage tiefer landete. So machten sie es im Kino und irgendwie schafften sie es immer und blieben am Leben.
    Eris holte etwas aus ihrer Tasche und kam auf mich zu. Ein Pumpzerstäuber. Ich erinnere mich noch, dass ich etwas sagen wollte und den Mund öffnete, als der Sprühnebel mein Gesicht traf. Ein Krampf lähmte meine Brust, und um mich herum ging die Welt unter.

Zehn
    »Bewegen Sie mal die Beine«, befahl der Arzt.
    Ich versuchte es, schaffte es jedoch nicht.
    »Sie sind gelähmt. Das hatte ich befürchtet.«
    Es war nicht die Stimme des besorgt dreinblickenden Arztes, der mich im Krankenhaus zusammengeflickt hatte, sondern die einer engelhaften Ärztin. Ihr Haar schimmerte im Licht silbern; ihre eisblauen Augen, gesäumt mit blonden Wimpern, waren klar und wunderschön.
    Das Gesicht des Engels verformte sich und ich sah Eris vor mir.
    Eine Woge des Grauens drohte mich zu verschlingen.
    Ich lag auf meinem Bett, nackt bis zur Taille, beide Handgelenke mit Handschellen an den stählernen Bettrahmen gefesselt. Ich versuchte, mich aufzubäumen, mich umzudrehen und die Beine oder auch nur eine meiner Zehen zu bewegen. Ich urinierte und konnte es nicht verhindern. Vom Bauch abwärts war mein Körper wie tot.
    Ich wollte etwas sagen, aber die Worte kamen heraus wie das Bellen eines sterbenden Seehunds. Ich räusperte mich mehrmals, ehe ich es schaffte, etwas zu flüstern. »Was haben Sie mit mir gemacht?«
    »Wir müssen reden.«
    »Sie verdammtes Biest.«
    »Bitte keine vulgären Schimpfworte in meiner Gegenwart.«
    »Sagen Sie mir, was Sie getan haben.«
    »Sie wurden stillgelegt. Wie ein Automotor, dem man ein paar Zündkerzen herausgeschraubt hat.«
    »Haben Sie das Gleiche auch mit Hal getan?«
    Eris runzelte die Stirn. »Wir sind nicht hierhergekommen, um über Hal zu sprechen. Sie können noch immer die Arme benutzen. Schreiben Sie mir auf, wo die Schrifttafel versteckt ist, oder ich ziehe ein paar weitere Zündkerzen heraus.«
    Ich senkte die Stimme noch weiter, um sie zu zwingen, näher an mich heranzurücken. Wenn sie nahe genug käme, könnte ich versuchen, sie mit einem Kopfstoß zu treffen und ihr möglichst viel Schaden zuzufügen.
    Sie schluckte den Köder nicht. »Reden Sie lauter. Ich kann Sie nicht verstehen.«
    »Ich sagte, dass ich es nicht weiß. Mein Bruder Samuel hat sie hierhergebracht. Hal hat sie aus einem Lagerhaus entwendet und irgendwo versteckt. Sie haben ihn getötet und sich damit selbst ins Knie geschossen.«
    »Sie haben heute Abend einen Mann getroffen, Tomas Zakar. Ich glaube, Sie beide haben sich über die Wiederbeschaffung der Schrifttafel unterhalten. Es hat keinen Sinn, mich anzulügen.« Sie betrachtete mich eindringlich, behielt aber genügend Abstand, so dass ich nicht an sie herankam. »Begreifen Sie alles, was ich sage?«
    »Ich möchte wissen, was Sie mir gespritzt haben«, krächzte ich.
    »Sie sind ein Weichei, John. Sie haben keine Ahnung, was richtige Angst ist.« Sie saß in einem Sessel neben mir, so dass ich sie sehen konnte. Sie hatte ihre Strickjacke ausgezogen. Auf ihrem Oberarm befand sich eine grüne Tätowierung. Es war ein Kreis mit einem Kreuz, das unten herausragte, wie das Symbol für »weiblich«. Ich hatte das gleiche Symbol für Venus auf der Alchemie-Website gesehen.
    Ich beobachtete, wie sie ihr Oberteil bis zum Ansatz ihrer Brüste hochzog. Ihr gesamter Bauch war mit einem Netz feuerroter Striemen und Narben überzogen. Nicht ein Quadratzentimeter normale Haut war zu sehen.
    Sie zog das Top wieder herab. »Ich kenne mich mit Schmerzen bestens aus. Wenn Sie wollen, kann ich Ihnen einiges darüber beibringen.«
    »Wie ist das passiert?«
    »Während des Krieges in Bosnien. Zeigen Sie sich endlich

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