Babylon: Thriller
weiß nicht, ob ich Ward in allen Punkten zustimmen kann, aber einer Einschätzung kann ich zustimmen: Die Schrifttafel wurde nach dem Sturz Ninives angefertigt.«
»Woher wollen Sie das wissen?«, fragte ich.
»Sie datiert aus dem Jahr 614 v. Chr.«
»Ich hatte keine Ahnung, dass die Methoden der Altersbestimmung so präzise sind.«
»Samuel erklärte uns, dass die Inschrift am unteren Rand der Tafel das Datum enthält – natürlich in akkadischer Schreibweise.«
Immer noch verärgert über Tomas’ früheres Verhalten suchte ich nach einer Möglichkeit, meinen Kontakt mit den Zakars auf ein Minimum zu beschränken. Unerwarteterweise lieferte Laurel mir den nötigen Vorwand.
»Ich glaube, ich kriege eine Migräne«, sagte sie. »Ich konnte mich gegen Ende unserer Unterhaltung nur noch mühsam aufrecht halten. Vor meinen Augen verschwimmt alles. Und wenn die Schmerzen erst einsetzen, bin ich ein regelrechtes Wrack. Daran ist nur diese schwüle Hitze schuld.«
»Hast du irgendein Medikament dagegen?«
»Ja, meine Tabletten, aber die liegen zu Hause.«
»Können wir nicht in irgendeine Apotheke gehen?«, fragte ich.
In weniger als einer Minute hatte sich ihr Gesicht kalkweiß gefärbt. »Ich brauche dafür ein Rezept.«
»Am besten gehen Sie gleich«, sagte Ari. »Wir können auf der Neunten ein Taxi für Sie anhalten. Und wir fahren später zum Waldorf und treffen Sie dort.«
Ich begleitete Laurel zum Penthouse und hielt dabei Ausschau nach irgendwelchen Anzeichen, dass wir verfolgt wurden. Als wir das Gebäude erreichten, begab sie sich sofort nach oben, während ich noch unten auf der Straße blieb. Ich lehnte mich gegen den Zaun des kleinen dreieckigen Parks gegenüber. Von dort hatte ich einen guten Überblick über die Straße und die umliegende Gegend. Ganze zwanzig Minuten blieb ich auf meinem Beobachtungsposten, ohne eine Spur von Eris zu entdecken. Dann ging ich hoch. Laurel lag auf dem Sofa im Wohnzimmer, als ich die Wohnung betrat.
»Geht des dir ein wenig besser?«
»Meinem Kopf, dank der Tabletten, zumindest im Moment. Dafür bringen mich jetzt meine Füße fast um. Ich hätte nicht diese Schuhe mit den hohen Absätzen anziehen sollen.«
»Das ist etwas, wobei ich dir helfen kann. Hast du irgendeine Lotion?«
Sie angelte eine Cremetube aus ihrer Handtasche und reichte sie mir. Dann schloss sie die Augen und ließ sich auf die Kissen zurücksinken. Ihre Füße waren nackt. Ich konnte an ihren Fersen und den kleinen Zehen hellrote Druckstellen sehen, die sich irgendwann zu Blasen vergrößern würden. Ich drückte ein wenig Creme auf eine Handfläche. Sie hatte einen angenehm fruchtigen Geruch nach grünen Äpfeln. Laurels Haut war feucht und heiß und ich bemühte mich, sie so behutsam wie möglich zu massieren. Ihre Lippen verzogen sich zu einem genussvollen Lächeln. Ohne die Augen zu öffnen, murmelte sie: »Du hast ja keine Ahnung, wie wunderbar sich das anfühlt, John.«
Sie seufzte und schwang die Beine nach unten auf den Fußboden. »Detective Gentile hat eine Nachricht für mich hinterlassen. Sie geben morgen Hals Leichnam frei, deshalb muss ich einige Vorbereitungen treffen und die Anwälte bitten, mir aus dem Nachlass ein wenig Geld zur Verfügung zu stellen, damit ich die Beerdigung bezahlen kann. Es gibt viel zu tun.«
»Das ist ja prima. Fang doch einfach an und ich beschäftige mich mit dem Rätsel. Vielleicht dauert es gar nicht so lange, wie du glaubst.«
Ich öffnete die ersten beiden Knöpfe meines Oberhemds, weil mir von unserem Weg über die Straße immer noch heiß war. Laurel hatte die Klimaanlage auf die perfekte Temperatur eingestellt – kühl, aber nicht so, dass man frösteln musste. Ich schlug mich die nächste Stunde mit Hals Worten herum, ehe ich nachschaute, wie weit sie gekommen war. Sie war immer noch am Telefon und spielte, während sie redete, mit etwas, das auf dem Schreibtisch lag. Es sah aus wie ein Ring.
In der Küche waren die Einstellknöpfe des Edelstahlkochherds noch mit Zellophanpapier umwickelt. Ich wusste, dass Hal sich sein Essen immer hatte liefern lassen, und vermutete, dass Laurel bei den seltenen Gelegenheiten, zu denen sie kochte, ausschließlich den Mikrowellenherd benutzte.
Ich fand im Kühlschrank eine Tasse welker Kräuter, einen Camembert und einen Karton Perrier. Ich hatte einen Salat zubereiten wollen und musste diese Idee wohl verwerfen. Ich holte den Käse heraus und legte ihn auf einen eleganten kristallenen Kuchenteller.
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