Baccara Collection 185
Schweigen zu bringen. Er wusste, dass sie sofort sein Haus verlassen würde, wenn es nur irgendwie ginge. Aber da sie momentan weder über Geld noch über ein Auto verfügte, musste sie notgedrungen bei ihm bleiben. Und darüber war er froh, denn nur so konnte er sie beschützen.
Wenn sie sich momentan auch nichts zu sagen hatten, waren seine Gedanken doch ständig von ihr erfüllt. Am schlimmsten waren die Nächte, in denen er sich vor Sehnsucht nach ihr verzehrte.
Der Geschmack ihrer Lippen war unglaublich verlockend gewesen, und in seiner Fantasie küsste er sie wieder und wieder. Nacht für Nacht glitten seine Finger in seinen Träumen über ihre sanfte Haut, streichelten sie. Und selbst jetzt, während er den Wagen über die Landstraße steuerte, ließ ihn der Gedanke an Maggie nicht los.
Aber auch seine Träume waren nicht ohne Frustration. Denn jedes Mal, wenn er und Maggie sich dem Höhepunkt der Leidenschaft hingeben wollten, wachte er auf. Dann saß er im Bett, mit wild klopfendem Herzen, und der Schweiß rann ihm über das Gesicht und den Körper. Reece hatte das Gefühl, dass er die schlimmsten Qualen seines Lebens durchlitt.
Bis er dann tagsüber ihr Schweigen ertragen musste.
Am meisten quälte ihn die Tatsache, dass ihr Ärger bereits verflogen war. Doch an die Stelle des Ärgers waren Enttäuschung und verletzte Gefühle getreten, mit denen er nicht umgehen konnte. Sie bereiteten ihm entsetzliche Gewissensqualen. Er wusste, dass er daran schuld war, und hätte alles dafür getan, sich wieder mit Maggie zu versöhnen.
Er hatte dafür gesorgt, dass ihr Auto in eine Werkstatt gebracht und repariert wurde. Selbstverständlich hatte er die Kosten übernommen. Maggie wusste davon nichts. Bestimmt wäre sie zu stolz gewesen, sein Geld anzunehmen.
Sobald es ging, würde sie ihm die Summe sowieso zurückzahlen. Wenn Maggie erst einmal herausgefunden hatte, wer für die Zerstörung ihres Wagens verantwortlich war, und sich sicher fühlen konnte, von dieser Person nicht mehr belästigt zu werden, würde sie sofort die Polizei benachrichtigen. Dann wäre es Reece möglich, den ganzen Papierkram zu erledigen, um das Geld von der Versicherung an Maggie zu überweisen. Aber so lange würde er einfach so tun, als ob die Versicherungsgesellschaft schon jetzt den Schaden übernahm.
Seit jener Nacht im Auto war sein Respekt vor Maggie gewaltig gewachsen. Sie hatte so viel für Busters Ehefrau getan. Und bestimmt bereitete es ihr schlaflose Nächte, dass die Frau zu ihrem Ehemann zurückgekehrt war.
Reece schüttelte den Kopf. Sowie er heute Abend zu Hause war, würde er noch einmal versuchen, sich mit Maggie auszusprechen.
Er hatte jetzt das Ferienlager erreicht und bog in die Allee ein, die zu den Gebäuden führte. Gewaltsam versuchte er Maggie aus seinen Gedanken zu verdrängen und sich jetzt ganz auf Jeff zu konzentrieren. Hoffentlich gefiel es dem Jungen im Ferienlager.
Die Betreuer gingen mit den Kindern Kanu fahren und fischen, sie schwammen mit ihnen gemeinsam in der Bucht und schössen mit Pfeil und Bogen. Abends, am Lagerfeuer, wurden alte Geschichten erzählt. Das privat geführte Sommercamp war besonders stolz darauf, Kindern Wissen über die Geschichte und die Eingeborenen von Amerika nahe zu bringen.
Tatsächlich stammte der Name des Ferienlagers, Kimmiwun, aus der Indianersprache und bedeutete so viel wie „Regen”. Reece lächelte unwillkürlich, als er daran dachte, dass die Direktorin bei der Begrüßung gesagt hatte, Regen sei allerdings das Letzte, was sie sich für den Aufenthalt der Kinder wünschten.
Plötzlich merkte er, wie sehr er sich darauf freute, seinen Sohn in wenigen Minuten wieder zu sehen. Trotz aller Probleme mit Maggie hatte er Jeff in der vergangenen Woche doch sehr vermisst.
Sein Sohn und er hatten seit der Zeit, als Jen sie beide verlassen hatte, eine sehr enge Beziehung zueinander entwickelt. So eng, dass es Reece wichtig gewesen war, den Jungen für 14 Tage in eine andere Umgebung zu schicken. Es war Zeit für ihn, etwas unabhängiger zu werden, und ein Ferienlager schien dafür der passende Ort zu sein.
Reece stellte den Wagen auf dem großen Parkplatz ab, wo schon viele Autos standen, und stieg aus. Kaum hatte er die Tür abgeschlossen, als ein junges Mädchen auf ihn zu trat.
„Sind Sie Mr. Newton?” fragte sie. „Der Vater von Jeff?”
„Ja”, antwortete Reece und wunderte sich, was das junge Mädchen von ihm wollte.
„Die Direktorin möchte Sie
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