Baccara Collection 185
sprechen. Würden Sie mir bitte zu ihrem Büro folgen?”
Reece spürte, wie sich sein Magen zusammenkrampfte. „Ist etwas mit Jeff?”
Das Mädchen schüttelte den Kopf. „Hier entlang, bitte.” Sie zeigte auf einen Pfad, der zwischen den Bäumen hindurchführte.
Besorgt eilte Reece den Weg zu dem kleinen Holzhaus hinunter, das dem Sommerlager als Büro diente. Er klopfte an und trat in den Vorraum.
„Hallo, Dad.”
Dass sein Sohn nicht aufsprang und ihm entgegenkam, war ein schlechtes Zeichen. Ganz klar, hier lag Arger in der Luft. Jeff saß auf der Bank neben einem Jungen, der sich ein Tuch unter die blutende Nase hielt.
O nein, dachte Reece. Jeff hat sich geprügelt. Da musste sich das andere Kind aber mächtig angestrengt haben, denn normalerweise war Jeff nicht leicht aus der Fassung zu bringen.
„Mr. Newton”, begrüßte ihn die Direktorin mit ernster Miene. Sie stand in der Tür zu ihrem Büro.
„Hallo, Mrs. Walker.”
„Kommen Sie bitte herein.” Sie trat zur Seite, um Reece durchzulassen. Jeff übersah sie dabei geflissentlich. „Jonathan”, wandte sie sich an den anderen Jungen, „die Krankenschwester kommt gleich.”
Das Büro war einfach und zweckmäßig eingerichtet. Nichts Überflüssiges befand sich darin.
„Bitte setzen Sie sich, Mr. Newton.”
Nachdem Reece Platz genommen hatte, sah er die Direktorin erwartungsvoll an. Doch anstatt sich zu setzen, lehnte sie sich an ihren Schreibtisch und betrachtete ihn vorwurfsvoll. „Wir haben ziemlich viele Probleme mit Ihrem Sohn gehabt”, stellte sie lakonisch fest.
Reece wartete, doch sie sah ihn nur schweigend an.
„Ich kann Ihnen versichern, Mrs. Walker, dass ich für Schlägereien nichts übrig habe. Und so habe ich Jeff auch erzogen. Ich weiß zwar nicht genau, was zwischen den beiden Kindern vorgefallen ist, aber …”
„Die Probleme Ihres Sohnes haben mit Schlägereien nicht das Geringste zu tun”, unterbrach ihn die Frau.
„Oh”, entfuhr es ihm überrascht.
„So einfach liegen die Dinge leider nicht.” Einen Moment sah sie aus dem Fenster. „Ich bin jetzt seit fast fünfzehn Jahren Direktorin dieses Sommerlagers. Und hier gibt es immer mal die eine oder andere Auseinandersetzung. Damit kann ich umgehen.” Sie sah Reece durchdringend an.
Unbehaglich rutschte er auf seinem Stuhl hin und her. Was um alles in der Welt mochte Jeff angestellt haben?
„Mit Jonathans blutiger Nase hat Jeff nichts zu tun”, erklärte Mrs. Walker. „Der Junge hat oft Nasenbluten. Es ist schon das dritte Mal diese Woche.”
Reece nickte verständnisvoll, während die Ungeduld in ihm wuchs. Warum kam die Frau nicht endlich zum Kern der Sache? Er hatte keine Lust, Zeit in diesem Büro zu verschwenden. Viel lieber hätte er die Zeit mit Jeff verbracht.
Als könne sie seine Gedanken lesen, fuhr Mrs. Walker fort: „Heute ist Elterntag. Und leider bin ich gezwungen, eine kleine Eröffnungsrede zu halten. Deshalb bleibt mir nur wenig Zeit, Jeff s Problem mit Ihnen zu besprechen.”
Reece hob fragend die Augenbrauen. „Sie erwähnen ständig das Problem meines Sohnes. Worum geht es denn nun eigentlich?”
Die Frau holte tief Luft, als würde es ihr schwer fallen, Reece die Tatsachen zu unterbreiten.
„Tja, Mr. Newton, ich fürchte …”, wieder unterbrach sie sich und sah aus dem Fenster. „Ich fürchte, Jeff hat ein Problem”, fuhr sie schließlich fort.
„Das hatten wir bereits festgestellt, Mrs. Walker”, bemerkte Reece trocken. „Und?”
Die Direktorin straffte sich. „Also”, begann sie, „ich werde Ihnen erzählen, was heute Morgen passiert ist.” Endlich setzte sie sich auf ihren Stuhl. „Jeff und seine Gruppe waren zum Bogenschießen eingeteilt. Ihr Sohn brachte den gesamten Unterricht völlig durcheinander, als er der Lehrerin, Miss Davis, erklärte, dass sie das Ziel sowieso unmöglich treffen könnte, da ihre Brüste viel zu groß seien.”
Reece konnte das Schmunzeln nicht unterdrücken.
„Ich finde das nicht komisch, Mr. Newton”, entgegnete Mrs. Walker scharf.
„Nein, natürlich nicht. Entschuldigen Sie bitte.”
Aber es gelang ihm nicht, ein wirklich ernstes Gesicht aufzusetzen. Um nicht noch mehr Schaden anzurichten, presste Reece die Lippen zusammen und schloss die Hände fest um die Stuhllehnen.
„Darüber hinaus sollten Sie wissen, dass Jeff nicht etwa das Wort Brüste benutzt hat, sondern sich ausgesprochen vulgär ausgedrückt hat. Seine Sprache war absolut unter der Gürtellinie”, setzte
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