Baccara Collection 185
seufzte wieder. „Unter keinen Umständen. Entschuldige, Tante Binda.”
Belinda wollte protestieren. Es war doch nur ein freundschaftlicher Klaps auf den Arm, und das von einem Sechs-jährigen. Nachdem sie Alecs Gesichtsausdruck gesehen hatte, beschloss sie, sich lieber nicht in seinen Erziehungsstil einzumischen. Es stand ihr wirklich nicht zu, ihn zu kritisieren.
„Entschuldigung angenommen”, sagte sie zu Jason. „Aber ich würde immer noch gerne wissen, was ihr mit meinen Neffen gemacht habt. Wo sind sie?”
„Ach, Mensch”, sagte Jason, der seine gute Laune wieder zurückgewonnen hatte. „Du weißt doch, dass wir es sind.”
„Nö.” Belinda schüttelte den Kopf. „Du siehst zwar wie Jason aus, aber du bist viel zu groß.”
„Ich bin gewachsen!”
„Wir sind es wirklich, Tante Binda.” Clay sprang auf Belindas Zehen herum. „Ehrlich!”
Belinda blickte auf ihn hinunter. „Ach, wirklich? Dann musst du Clayton sein. Doch wer ist dann dieser Junge?”
Sie hob den zweijährigen Grant hoch und setzte ihn auf ihre Hüfte. Bestimmt konnte ein Zweijähriger nicht bemerken, dass ihre Hände plötzlich zitterten. Er war das Kind, das es eigentlich nicht geben sollte. Das Kind, für das ihre Schwester ihr Leben geopfert hatte. Vielleicht liebte ihn Belinda gerade deshalb ein kleines bisschen mehr.
War er groß geworden! Sie hatte ihn doch erst vor sechs Monaten gesehen, und er hatte sich so verändert. Alle drei hatten sich verändert. Das Gefühl, so viel von seinem Leben - nein, von dem Leben aller dreien - verpasst zu haben, schnürte ihr die Kehle zu.
„Das ist Grant”, rief Jason und lachte.
„Er war doch noch ein Baby, als du ihn zum letzten Mal gesehen hast”, teilte Clay ihr mit.
Der Junge, der auf ihrer Hüfte saß, nickte. „Ich Grant. War Baby, bin jetzt schon groß.”
„Und wie groß du bist”, stimmte Belinda ihm zu.
„Willst du hier bei uns bleiben?” fragte Jason. „Ist Großmutter mitgekommen?”
„Ja”, sagte Belinda, „und nein.”
„Was?”
Belinda lachte. „Ja, ich werde bei euch bleiben, aber nein, Großmutter ist nicht mitgekommen. Sie ist krank geworden und kann nicht kommen, aber ich soll euch ganz liebe Grüße ausrichten.”
Jason blickte mit einem nüchternen Ausdruck zu ihr hoch. „Ist sie gestorben, wie unsere Mutter?”
Blitzschnell brannten Belindas Augen. Eine gigantische Faust umklammerte ihr Herz. „Oh, nein, mein Schatz.” Sie kniete nieder und umarmte ihn, dann zog sie alle drei Jungen in ihre Arme. „Nein, Großmutter ist nicht tot. Sie hat nur so eine dumme Lungenentzündung bekommen, das ist alles. Der Doktor hat ihr Medizin gegeben, und es geht ihr jetzt schon viel besser. Sie muss aber noch zu Hause bleiben und sich schonen, dann wird sie bald wieder wie neu sein. Das verspreche ich euch.”
„Können wir ihr eine Gute-Besserungs-Karte schicken?” fragte Clay fröhlich.
Das musste man Clay lassen, es gab nichts, was ihm seine gute Laune lange verderben könnte. „Darüber würde sie sich bestimmt sehr freuen.”
„Hilfst du uns dabei?” fragte Jason, der nun wieder lächelte.
„Darauf kannst du wetten”, antwortete Belinda. „Wir können ihr ein paar virtuelle Blumen per E-Mail schicken.”
Die Jungen bekamen große Augen.
„Großmutter kann E-Mails bekommen” hauchte Jason. „Wirklich?”
„Ja, wirklich.”
„Was ist virile Runen?” wollte Grant wissen.
Belinda lachte. „Du meinst virtuelle Blumen. Ich zeig’s dir später.”
Alec schlenderte herüber und stellte sich neben sie. Es machte Belinda wahnsinnig, dass er nicht einfach gehen konnte wie ein normaler Mensch. Er schlenderte. Es gab keinen anderen Ausdruck für diese langsame, bedächtige, Bewegung, die vermutlich die Herzen willensschwacher Frauen - zu denen Belinda ganz und gar nicht gehörte - in ganz Wyoming höher schlagen ließ. Kein anderes Wort als schlendern. Vielleicht noch bummeln. Oder stolzieren.
„Okay, Jungs”, sagte er zu seinen Söhnen. „Wolltet ihr nicht heute noch den Hühnerstall putzen?”
„Ach, Dad.” stöhnte Clay und grinste. Clay grinste bei jeder Gelegenheit.
Jason zwinkerte mit den Augen, doch sein Lächeln war nur angedeutet. „Ach, Dad.”
„Ach, Dad”, ahmte Grant nach.
„Ab mit euch, damit ich mit Tante Belinda noch etwas besprechen kann. Und dieses Mal versucht ihr bitte, mit ein paar Eiern zurückzukommen, ja?” Alec fuhr den beiden größeren Jungen durchs Haar und zwinkerte Grant zu.
„Wir
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