Baccara Collection 185
Träumen, Wilder.” Sie schüttelte den Kopf und lächelte süffisant. „Ich bin mit Absicht hierher gekommen.”
Alec stieß Luft aus. „Das ist ein Albtraum.”
„Das hast du ganz richtig erkannt.” Sie schlug die Autotür zu und stemmte die Hände in die Hüften. „Mein Albtraum.”
Alec lehnte sich gegen einen Pfosten des Vordachs. „Du kommst zu spät. Wir sind letzte Woche mit dem Kastrieren fertig geworden. Aber es hätte dir vermutlich sowieso nicht gefallen, denn bei uns werden nur Kälber kastriert.”
Sie nickte knapp. „Wir befinden uns also immer noch im Kriegszustand. Die Fronten sind klar. Ist mir ganz recht, Cowboy …”
„Rancher, für dich.”
„… aber es könnte dir schneller über sein als mir. Ich bleibe nämlich länger hier.”
„Länger? Wie lange?” Plötzlich hatte er eine ganz neue Vorstellung davon, wie sich die Passagiere der „Titanic” gefühlt haben mussten, als ihnen mitgeteilt wurde, dass das Schiff im Begriff war zu sinken. Alec richtete sich auf. „Warum bist du gekommen?”
Oh, wie Belinda diesen misstrauischen Ausdruck auf seinem Gesicht genoss! Wenn sie sich schon für mehrere Wochen in seine unmittelbare Nähe begeben musste, wollte sie, dass er sich genauso elend und gereizt fühlte wie sie selbst.
Zwar hatte sie schon verkraftet, dass es ihr jedes Mal, wenn sie ihn bei ihren seltenen Stippvisiten in diesem großen, einsamen Winkel der Welt wieder sah, einen Schlag versetzte. Sie mochte dieses schreckliche Gefühl nicht, und sie mochte ihn nicht; doch beides waren Tatsachen.
Kein Mann sollte so aussehen dürfen wie Alec Wilder. Kein Gesicht, das so markant war, sollte als gutaussehend bezeichnet werden. Er hatte einen kleinen Höcker auf der Nase; tiefe Furchen umgaben seinen Mund und gaben ihm einen harten, unerbittlichen Ausdruck. Weiße Fältchen breiteten sich fächerförmig von seinen Augenwinkeln aus, und auf der rechten Seite hatte er eine halbmondförmige Narbe. Trotzdem sah er wirklich gut aus. Sogar atemberaubend gut. Sie hatte sich schon immer gefragt, warum sie diese Tatsache so gereizt machte.
Belinda konnte sich gut vorstellen, dass sich ihre jüngere Schwester auf den ersten Blick blindlings verliebt hatte in dieses einsachtzig große, männliche Muskelpaket mit den blauen Wilder-Augen und dem kohlrabenschwarzen, kurzgeschnittenen Haar. Und genau das war mit Cathy passiert.
Cathy war in dieser Hinsicht naiv gewesen.
Nicht so Belinda. Sie mochte Alec Wilder nicht, nicht im Geringsten. Kein Mann sollte so von sich selbst überzeugt sein. Doch sie war hier, daran führte kein Weg vorbei.
„Ich bin gekommen, weil meine Mutter mich erpresst hat, und ich habe vor, den ganzen Sommer über zu bleiben oder zumindest so lange, bis du jemanden gefunden hast, der auf meine Neffen aufpasst.”
Alec beäugte sie so misstrauisch wie eine Klapperschlange, die gleich zubeißen würde. „Was du nicht sagst. Wo ist Elaine?”
Ein wildes Freudengeheul, das vom Haus kam, schnitt ihr das Wort ab. „Tante Binda! Jungs, Tante Binda ist da!”
Belinda drehte sich um und stützte sich gerade rechtzeitig ab, bevor sie von vier kräftigen, jungen Körpern umgerannt werden konnte - von drei kleinen Jungen und einer struppigen gelben Matte von der Größe eines Kindersofas. Sie waren laut, dreckig und rochen verdächtig nach etwas, das man sich normal erweise von den Schuhen abstreift, bevor man ein Haus betritt. Und Belinda liebte sie so sehr - die Jungen zumindest, über den Hund hatte sie noch kein Urteil gefällt - dass es sie fast körperlich schmerzte. Sie waren das Süßeste, Liebste, was es auf Erden gab. Sie nahm sie ganz fest in die Arme und beachtete die Ellbogen und Knie nicht, die gegen ihre empfindlichsten Stellen stießen.
„Oh, mein Gott.” Mit einem breiten Lächeln schaute sie in die drei wunderbarsten Gesichter auf dem ganzen Planeten - wunderbar, obwohl sie ihrem Vater, den Belinda zutiefst verabscheute, wie aus dem Gesicht geschnitten waren. „Wer seid ihr? Und was habt ihr mit meinen Neffen gemacht?”
„Ach, Tante Binda.” Jason, mit seinen sechs Jahren der Älteste, grinste und schlug auf ihren Arm.
„Jason”, sagte Alec knapp. „Wie lautet die Regel?”
„Oh … oh.” Der vierjährige Clay grinste Jason an.
„Ach, Dad”, wimmerte Jason. „Das war gar nicht fest.”
„Wie lautet die Regel?” wiederholte Alec.
Jason seufzte. „Jungen schlagen keine Mädchen.”
„Und was noch?” fragte Alec ruhig.
Jason
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