Baccara Collection 186
Hintertür.
Meg zupfte Linc am Ärmel. „Bitte schimpf nicht zu arg mit ihr, Linc. Sie hat wegen uns schon genug durchgemacht.”
„Ich vielleicht nicht?” flüsterte er heiser. „Du weißt ja gar nicht, wie ich dich vermisst habe, Meg. Ich will, dass du zu mir zurückkehrst. Aber erst muss Nikki die Wahrheit über dich erfahren.”
Er schöpfte tief Luft, sprach ein Stoßgebet, riss die Tür auf und trat in die Hütte. Meg blieb sprachlos hinter ihm stehen.
Nikki saß, in ihren alten Schlafsack gekuschelt, auf einer alten Matratze und starrte ihn entsetzt an. Sie erinnerte Linc an ein verängstigtes Hühnchen. Nachdem sie sich vom ersten Schreck erholt hatte, sprang sie auf und warf sich in seine Arme.
„Es tut mir so Leid”, schluchzte sie. „Ich hab’s einfach nicht mehr ausgehalten. Es war so schrecklich, seit Meg uns verlassen hat.”
„Man kann vor Problemen nicht davonlaufen.” Hinter Linc war Meg in die Hütte gekommen.
„Du hast’s doch auch nicht anders gemacht”, entgegnete Nikki mit Recht.
„Ich wollte mich auf den Weg machen und Meg zurückholen, als ich deinen Brief entdeckt habe.”
Meg fiel aus allen Wolken. Wenn er die Wahrheit sagte, hatten sie später einiges zu besprechen. Doch jetzt mussten sie erst einmal Nikki trösten. Das Mädchen hatte inzwischen die Arme um Megs Hals geschlungen und weinte sich an ihrer Schulter hemmungslos aus.
Linc räusperte sich. „Meg wird immer für dich da sein, Nikki. Sie ist deine Schwester.”
„Meine Schwägerin, meinst du.”
„O nein, ihr seid Blutsverwandte. Du bist das Kind von Ralph und Nina Delaney, Megs Eltern, und hast demnach eine Schwester, Meg, und zwei Brüder, Clint und Rick.”
Nikki schlug sich die Hände vors Gesicht. „Das gibt’s doch gar nicht”, stammelte sie.
Meg spürte, dass ihr Gesicht tränenfeucht war, und wischte sich mit dem Handrücken über ihre Wangen. „Meine Mutter hat mir erst kurz vor ihrem Tod von dir erzählt.” Sie vertraute darauf, dass das junge Mädchen die Kraft hatte, diese verworrene Geschichte zu verstehen. „In unserer Familie war das Geld immer ziemlich knapp, es reichte gerade für das Nötigste. Deshalb hat sich Mom von unserem Vater überreden lassen, dich zur Adoption freizugeben. Es brach ihr das Herz, aber er bestand darauf. Mom hat sich ihr Leben lang deswegen Vorwürfe gemacht. Sie hat dich sehr lieb gehabt, Nikki. In ihrem Auftrag fuhr ich zur Stoner Ranch, wo ich vom Tod von Joe und Pauline und deinen Problemen hörte. Um dir zu helfen, beschloss ich zu bleiben.”
„Und Linc hat die ganze Zeit davon gewusst?”
„Keineswegs. Er hat es selbst erst vor kurzem erfahren. Wir haben dir nichts davon gesagt, weil wir nicht sicher waren, ob du die Wahrheit verkraften würdest.”
Nikki wandte sich von Meg ab und ging auf die gegenüberliegende Seite des Raums, wo sie sich mit dem Rücken an die Wand lehnte. Meg folgte ihr und wollte sie trösten, doch das Mädchen entzog sich der Berührung. Erst als Linc sie in die Arme schloss, fing sie an, herzzerreißend zu schluchzen.
Meg spürte, dass die beiden allein sein wollten. Obwohl es ihr einen Stich versetzte, ging sie nach draußen und ließ sich auf den Stufen vor der Hütte nieder. Tief atmete sie die kühle Abendluft ein und betrachtete ihre Umgebung. Wie sie diese Ranch liebte und die beiden Menschen, die sich in der Hütte hinter ihr unterhielten.
Nach einer Weile gesellte Linc sich zu ihr. „Wie hat sie es aufgenommen?” fragte Meg leise.
„Sie hat eingesehen, dass es eine Dummheit war abzuhauen, und ist froh, dass wir sie gefunden haben. Alles Übrige wird sich finden. Ich schätze, dass sie daran sicher eine Zeit lang zu knabbern hat.”
„Dann hattest du Recht, wir hätten noch warten sollen”, meinte Meg kleinlaut.
„Im Gegenteil. Ich bin froh, dass wir ihr nicht länger etwas vorspielen müssen.”
„Und nun?”
„Sie telefoniert gerade mit Dora, um ihr mitzuteilen, dass sie wohlauf ist.”
Nachdenklich betrachtete Linc die Frau, die neben ihm saß. „Nikki wünscht sich sehr, dass wir drei als Familie zusammenleben”, begann er zaghaft.
„Aber Linc, wir haben’s doch versucht. Leider hat’s nicht funktioniert.”
„Meine Schuld. Ich war nicht aufrichtig, weder zu Nikki noch zu dir.”
Megs Herz tat einen Sprung. „Wie meinst du das?”
„Nun, ich habe mir eingeredet, dass ich dich heirate, weil ich Nikki behalten will. Gleichzeitig hatte ich schreckliche Angst, dass du dich zwischen
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