Baccara Collection 186
kleine Farmhaus warf, das dringend einen neuen Anstrich vertragen hätte.
„Wir bringen Nikki hierher, damit sie auch ihre Brüder kennen lernt”, versprach er.
„Hältst du das für eine gute Idee? Vielleicht ist sie enttäuscht, wenn sie erfährt, dass sie aus recht einfachen Verhältnissen stammt.”
„Sie wird stolz auf ihre Herkunft sein. Schließlich ist sie mit Clint und Rick verwandt, und mit dir.”
Linc übertrat sämtliche Geschwindigkeitsbeschränkungen der Staaten Oklahoma und Texas und brach mit knapp eineinhalb Stunden Fahrzeit alle Rekorde. Doch die Nachrichten, die Dora überbrachte, waren niederschmetternd. „Kein Lebenszeichen. Niemand hat sie gesehen.”
Meg wandte sich an Linc. „Wie weit kann sie denn gekommen sein? Hat sie Geld dabei?”
Linc zuckte die Schultern. Er hatte immer ein paar Hundert Dollar in der Schreibtischschublade, und Nikki hatte freien Zugang zu seinem Arbeitszimmer. Meg dicht auf den Fersen, rannte er zu seinem Büro.
„Ich habe ihr Taschengeld gekürzt, nachdem sie zum ersten Mal abgehauen ist. Aber neulich, als sie mit Julie unterwegs war, habe ich ihr einen Zwanziger zugesteckt.” Er riss die Schublade auf und zog einen Packen grüner Scheine hervor.
Nichts fehlte.
„Hast du mit Julie gesprochen?”
Er nickte, dann ließ er zerknirscht den Kopf hängen. „Ich hätte es wissen müssen. Sie hat sich wieder so komisch benommen. Dauernd hockte sie in ihrem Zimmer.”
„Ich hätte nicht weggehen dürfen.” Besänftigend legte Meg die Hand auf Lincs Arm. Auch sie war zutiefst beunruhigt.
„Ich kann nicht nur hier herumsitzen. Ich reite raus und suche noch einmal die Ranch ab”, beschloss Linc plötzlich.
„Ich komme mit.”
Er griff zum Telefon und wies einen Pferdepfleger an, zwei Tiere zu satteln.
„Hat Nikki einen geheimen Schlupfwinkel, wo sie sich verkriecht, wenn sie allein sein möchte?” fragte Meg auf einmal. „Meine Brüder haben sich immer in einem Gebüsch am Fluss versteckt, wenn sie von mir genug hatten.”
„Das Blockhaus in den Hügeln. Aber dort haben wir gleich heute Morgen nachgesehen.”
„Und wenn Nikki damit gerechnet hat?”
Linc runzelte die Stirn. „Wie meinst du das?”
„Vielleicht hat sie geahnt, dass ihr sie zuerst dort sucht, und sich in der Nähe im Wald versteckt. Sie kann sich ja nicht in Luft auflösen, aber kein Mensch hat sie gesehen, weder auf der Straße noch an den Busbahnhöfen, noch in der Stadt. Sehen wir doch mal nach.”
Binnen weniger Minuten hatten sie sich umgezogen, die Pferde geholt und waren losgetrabt. Schon bald kamen ihnen zwei der Arbeiter, Harry und Mike, entgegen.
„Wir kommen von Dale. Jemand treibt sich in der Blockhütte herum, vermutlich ist es Nikki. Dale beobachtet die Hütte, aber er wird nichts unternehmen, ehe Sie eintreffen”, berichtete Mike.
„Volltreffer, Meg!” jubelte Linc erleichtert.
„Dale sagt, Sie sollen sich beeilen, sonst geht er rein und liest dem gnädigen Fräulein gehörig die Leviten. Das waren seine eigenen Worte.”
Linc strahlte über beide Ohren. „Ich kann euch nicht sagen, wie froh ich bin. Danke für eure Hilfe.”
„Keine Ursache, Chef.” Die Männer tippten an ihre Hüte. „Schön, dass Sie wieder da sind, Mrs. Stoner.”
Meg lächelte freundlich. „Danke. Wenn ihr auf der Ranch seid, geht doch bitte ins Haus. Dora kocht heute für alle, die bei der Suche geholfen haben.”
Das ließen sich die Männer nicht zwei Mal sagen. Sie grüßten und spornten ihre Pferde an.
„Nikki ist in Sicherheit, Linc.”
„Nur bis sie mir unter die Finger kommt. Los!” Linc gab seinem Pferd die Sporen, und sie galoppierten nach Norden, wo die Blockhütte stand.
Dale hatte auf dem Grat Deckung bezogen. Er begrüßte sie mit einem Nicken und reichte Linc sein Fernglas. „Es ist jemand drinnen. Ich konnte nichts Genaues erkennen, aber ich bin fast hundertprozentig sicher, dass es sich um Nikki handelt.”
Linc starrte angestrengt durchs Glas. „Gut gemacht, Dale. Du kannst jetzt zurückreiten. Falls ich dich noch brauche, rufe ich dich an.”
„Geht klar.”
Als er hinter den Bäumen verschwunden war, meldete sich Meg. „Meinst du, dass Nikki die ganze Zeit hier war?”
„Nicht heute Morgen, als ich hier nach ihr gesucht habe.”
Linc packte Meg bei der Hand, und zusammen stiegen sie im Schutz der Bäume den kleinen Hügel hinab. „Du siehst ja, wie viel Verstecke es hier gibt.” Sie hatten die Hütte erreicht und schlichen zur
Weitere Kostenlose Bücher