Baccara Collection 186
Augen.
Er stand auf und hielt ihr die Hand hin. „Letzte Nacht sind wir nicht zum Schlafen gekommen.”
„Nein, tatsächlich nicht”, bestätigte sie und ergriff seine Hand.
„Wie wäre es, wenn wir das wohlverdiente Nickerchen nachholen?” schlug er vor und lächelte zärtlich.
„Ich kann bestimmt nicht mitten am Tag schlafen”, behauptete sie.
Seine Augen funkelten verschmitzt. „Wer hat denn etwas von schlafen gesagt?”
- ENDE -
1. KAPITEL
Die Ranch der Stoners sah noch genauso aus, wie Meg sie in Erinnerung hatte.
Sie stieg aus dem Auto und musterte die blitzblanken Nebengebäude, die beiden strahlend weiß gestrichenen Stallungen und die riesige überdachte Reithalle. Von hier stammten die besten Westernpferde der Umgebung, die berühmten Quarterhorses, hatte ihr Vater einmal erzählt. Meg seufzte. War es richtig, nach Mineral Wells zurückzukommen?
Dreizehn Jahre waren vergangen, seit ihre Familie diesen Ort verlassen hatte. Und wenn Meg an diese Zeit zurückdachte, hätte sie nichts Gutes berichten können. Daddys Schuld!
Schließlich betrachtete Megan, so lautete ihr voller Name, das Wohnhaus. Und wie so oft während ihrer zweistündigen Fahrt von Boswell, Oklahoma, hierher, zermarterte sie sich den Kopf, wie sie ihren Besuch erklären sollte. Eigentlich hätte sie die Auskunft, die sie brauchte, auch am Telefon erhalten können. Doch so leicht durfte sie es sich nicht machen: Vor drei Wochen hatte Meg ihrer Mutter versprochen, persönlich vorbeizukommen. Und Meg hielt immer Wort, besonders in diesem Fall, dem letzten Wunsch ihrer Mutter, ihrem Vermächtnis sozusagen.
Mit Tränen in den Augen dachte Meg an ihre Mutter, die vor drei Wochen gestorben war. Obwohl ihr Tod für die Familie nicht überraschend gekommen war, litten alle zutiefst unter dem Verlust. Mit nur fünfundvierzig Jahren war Nina Delaney einem Krebsleiden erlegen. Am Ende war es für alle eine Erlösung gewesen, als sie endlich ihren Frieden gefunden hatte.
Jetzt galt es, noch eine Angelegenheit zu regeln, dann konnte Meg mit diesem Abschnitt ihres Lebens abschließen und sich Gedanken über ihre Zukunft machen. Nachdem sie sich viele Jahre lang für ihre Familie aufgeopfert hatte, konnte sie nun, mit vierundzwanzig Jahren, endlich daran denken, ihr eigenes Leben aufzubauen. Entschlossen packte Meg ihre Handtasche und schritt zur Tat.
Sie hatte versprochen herauszufinden, wie es ihrer kleinen Schwester ging, ihrer Schwester, die sie bislang für tot gehalten hatte. Mit wachsendem Entsetzen hatte Meg zugehört, als ihr ihre Mutter dieses Geheimnis auf dem Sterbebett anvertraut hatte. Dreizehn Jahre lang hatte sie Meg verschwiegen, dass sie eine Schwester hatte, die gleich nach der Geburt von der reichen Familie Stoner adoptiert, beziehungsweise vermutlich gekauft worden war. Auf diese Weise war Megs Familie in den Besitz einer kümmerlichen kleinen Farm gekommen, die kaum genug zum Leben abwarf.
Als Meg die Treppe zur Veranda hochstieg, fuhr sie mit der Hand noch schnell über ihre hellbraune Hose und zog ihr rotes T-Shirt glatt. Mit bebenden Fingern betätigte sie drei Mal den schweren, bronzenen Türklopfer, dann wartete sie nervös und probte im Geist die Sätze, mit denen sie sich bei Mr. und Mrs. Stoner einführen wollte. Offiziell hatte sie nämlich nicht den geringsten Anspruch darauf, ihre Schwester kennen zu lernen.
Schwester, allein das Wort klang seltsam. Dabei hatte sich Meg immer eine Schwester gewünscht, eine Verbündete gegen ihre beiden Brüder Clint und Rick. Alles Daddys Schuld!
Da ging die Tür auf. Meg fuhr überrascht zusammen. Vor ihr stand ein großer, schlanker Mann mit pechschwarzem Haar, das ihm vorwitzig in die Stirn fiel. Aus dunkle n Augen blickte er sie fragend an. Obwohl er frisch rasiert war, zeichneten sich bläuliche Schatten um sein kantiges Kinn ab. Er trug ein weißes Hemd und gut geschnittene Jeans mit einem schwarzen Gürtel mit Silberschnalle. Meg hatte sich oft gefragt, wie Linc Stoner jetzt wohl aussehen würde, doch in diesem attraktiven Mann mit breiten Schultern und schmalen Hüften hätte sie ihn niemals wiedererkannt.
„Da sind Sie ja endlich”, begrüßte er sie und zog sie ins Haus. „Ich warte schon eine geschlagene Stunde.”
„Entschuldigen Sie bitte”, murmelte Meg. Sie zitterte am ganzen Körper und wusste nicht, ob das an der überraschenden Kühle im Inneren des Hauses lag oder an der Nähe dieses Mannes. „Das muss ein Missverständnis sein.”
Er
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