Baccara Collection 186
freie Kost und Logis”, fügte er hinzu. „Bitte versuchen Sie es wenigstens eine Zeit lang!”
Was nun? Meg wurde von ihrer Freundin Cathy in Fort Worth erwartet. Nächste Woche hatte sie einen Vorstellungstermin. Sie wollte ein neues Leben beginnen. Andererseits hatte sie Mom ihr Wort gegeben, und ihre Schwester brauchte sie jetzt. Sie schluckte. „Mr. Stoner …”
„Nennen Sie mich bitte Linc.” Linc lächelte sie an - und störte einen ganzen Schwarm Schmetterlinge in Megs Bauch auf. Wie sollte sie es ihm beibringen?
„Also Linc, es liegt ein Missverständnis vor. Ich komme nicht von der Stellenvermittlung.”
Bevor er antworten konnte, läutete das Telefon. Er entschuldigte sich und nahm den Anruf entgegen. Was Meg von dem Gespräch mitbekam, diente nicht zu ihrer Beruhigung.
Eines stand fest: Wenn sie ihm die Wahrheit sagte, würde er sie hochkant hinauswerfen.
Linc legte auf, drehte sich zu Meg um und verschränkte die Arme. „Das war die Agentur. Die Lehrerin, die sie mir schicken wollten, ist mit dem Auto liegen geblieben.” Er hob fragend die Augenbrauen. Als er sie so ansah, verspürte Meg das dringende Bedürfnis, seine Sorgenfalten wegzustreichen.
„Wer sind Sie also, Miss Delaney? Und was führt Sie her?”
Meg holte tief Luft. „Meine Mutter ist vor kurzem gestorben.”
„Mein Beileid.”
„Danke.” Er meinte es ernst, das wusste Meg. Sie wich seinem Blick aus. „Ich bin auf der Durchreise nach Fort Worth und wollte Ihren Eltern einen kurzen Besuch abstatten. Ich hatte ja keine Ahnung, dass sie verunglückt sind.”
Linc nickte. „Dann war Ihre Mutter mit Pauline befreundet?”
„Sie kannten sich schon lange”, bestätigte Meg. Wenigstens ein Mal im Leben waren sich die Frauen wahrscheinlich begegnet.
„Pauline hatte viele Freunde”, stellte Linc mit Stolz fest. „Sie hat sich sehr für ihre Mitmenschen eingesetzt.”
„Sie muss eine wunderbare Frau gewesen sein.”
„Das stimmt”, meinte Linc und kam wieder aufs Thema zurück: „Also, Miss Delaney, nachdem mich die Arbeitsvermittlung im Stich gelassen hat, kommen Sie wie gerufen. An Ihrer Qualifikation habe ich keinen Zweifel. Könnten Sie sich vorstellen, hier zu bleiben und mir zu helfen, meine Schwester wieder auf den rechten Weg zu bringen? Nikki braucht dringend eine Frau im Haus.”
Meg antwortete wie aus der Pistole geschossen. „Ich will Ihnen keine allzu großen Hoffnungen machen, aber wenn Sie es möchten, versuch ich’s mal für ein paar Wochen. Umsonst! Es genügt fürs Erste, wenn Sie mich unterbringen.”
„Das ist ein Angebot! Ich krieg Sie schon dazu, länger zu bleiben. Dann reden wir ernsthaft über Ihr Gehalt, Miss Delaney.”
„Ich heiße Meg.”
„Auf gute Zusammenarbeit, Meg.” Er nahm ihre Hand und schüttelte sie kräftig. „Einer meiner Männer wird sich um Ihr Gepäck kümmern. Ich selbst muss jetzt leider weg, aber wir sehen uns beim Essen.”
„Moment mal”, stotterte Meg, „wo soll ich denn schlafen?”
Linc, der schon auf dem Weg zur Tür war, drehte sich um. „Egal, suchen Sie sich ein Zimmer aus.”
Meg war verblüfft. Was, wenn sie sich in Lincs Zimmer einquartierte?
„Da oben sind sechs Schlafzimmer”, erklärte Linc ungeduldig und deutete auf die Treppe, die ins obere Stockwerk führte. „Nehmen Sie gleich das erste, das passt zu Ihnen”, meinte er. Der Blick, mit dem er Meg dabei bedachte, verwandelte ihre Knie in Wackelpudding.
„Störe ich da auch niemanden?” wollte sie wissen.
Linc musterte sie von oben bis unten. „Meine Teuerste, wenn es Nikki helfen würde, wäre ich gerne bereit, im Stall zu schlafen.” Schmunzelnd schnappte er sich seinen Hut und ging zur Tür hinaus.
Meg saß auf dem Bett und strich nachdenklich über die rosafarbene Tagesdecke. Das schöne schmiedeeiserne Kopfteil des Bettes war hinter einem Berg von Kissen fast nicht zu sehen.
Zwei weiß lackierte Nachttische mit kleinen Lampen mit blauem Schirm standen zu beiden Seiten des Bettes. Wenn sie sich umdrehte, konnte sie ihr Bild im Spiegel einer wertvollen Frisierkommode aus Kirschholz sehen.
Was, in aller Welt, hatte sie hier verloren? Sie passte nicht in dieses große Haus mit den eleganten Möbeln. Schon der dicke, weiche Teppich unter ihren Füßen bildete einen krassen Gegensatz zu dem kalten, nackten Boden, den sie von zu Hause gewöhnt war. Meg musste an die winzige Kammer denken, die sie viele Jahre lang mit ihren Brüdern geteilt hatte. Später hatte sie auf dem
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