Baccara Exklusiv Band 23
einer von uns morgen früh etwas sehen." Aber darauf reagierte sie nicht.
Steve zog die Bettdecke über seine Brust. Er war hellwach. Sein Bein tat immer noch weh, wo er gegen den Sessel gestoßen war. Glücklicherweise war es das rechte, nicht das linke, das er sich kürzlich gebrochen hatte. Die Ereignisse der letzten paar Wochen gingen ihm durch den Kopf. Die ganze Zeit im Krankenhaus hatte er sich eingeredet, er würde wieder in Ordnung sein, sobald er nach Hause kam, in seine eigene vertraute Umgebung.
Was ihn in den schlimmsten Stunden, in der größten Depression und Verzweiflung aufrecht gehalten hatte, war der feste Glaube, dass dieses Nicht-sehen-Können nur eine vorübergehende Unbequemlichkeit war. Nicht einmal sich selbst gegenüber benutzte er je das Wort "blind". Er war sicher, dass es das Ende aller Hoffnung bedeuten würde, wenn er zugab, dass er blind war.
Ein leichtes Schuldgefühl quälte ihn. Er hätte es Nina nicht so schwer machen sollen. Sie versuchte bloß, ihm zu helfen, ihn zu lehren, unabhängig zu sein, sich auf seine … seinen vorübergehenden Zustand einzustellen.
Er fragte sich, wie sie aussah, wie alt sie war. Ihre Stimme klang jung, weich und melodisch. Er wusste, dass sie von mittlerer Größe war. Sie schien eine durchschnittliche Figur zu haben, obwohl er das nicht genau beurteilen konnte. Bei ihrer Umarmung hatte es sich so angefühlt, als würde sie irgendwelche seltsam unförmige Kleidung tragen. Ihre Berührung war leicht und sanft, ihre Hände glatt.
War sie verheiratet? Wurde sie durch den Aufenthalt in seinem Haus von ihrer Familie getrennt? Was für eine Art von Mensch suchte sich eine solche Arbeit aus? Zum ersten Mal seit seinem Unfall dachte Steve Danforth über etwas anderes als sein eigenes Unglück nach.
Seine Gedanken kehrten zu der letzten Unstimmigkeit in einem Tag voller Ärger zurück. Gerade eben hatte Nina sich anscheinend unbehaglich gefühlt, so ähnlich wie früher am Tag, als er sie impulsiv umarmt hatte. Es war fast, als hätte sie Angst.
Dann dachte Steve an Traci Sinclair. Sie hatte ihn nur zweimal im Krankenhaus besucht. Er hatte versucht sich einzureden, dass es keine Rolle spielte, dass manche Leute sich einfach zwischen Kranken und Verletzten nicht wohl fühlten. Heute Abend würde sie ja herkommen.
Er stellte sie sich in Gedanken vor. Traci war eine große, schlanke Blondine mit blauen Augen. Ihr langes seidiges Haar trug sie in einer Art Windstoßfrisur, frei und ungezähmt. Ihre hohen Wangenknochen und feinen Züge ergaben ein wirklich schönes Gesicht.
Er stellte sich nun ihren Hals vor, die weiche Haut an ihren Schultern, ihren perfekten Körper ausgestreckt auf seinem Bett, ihre Arme, die sich ihm entgegenhoben, ihn zu sich einluden.
Tatsächlich war Traci das Modell gewesen für die Glasstatue, die auf seiner Kommode stand. Auf diese Weise hatte er sie kennen gelernt. Er hatte die Statue in einer Galerie gekauft. Der Besitzer hatte ihm erzählt, das Modell wäre eine Freundin von ihm, und er hatte Steve gefragt, ob dieser daran interessiert wäre, sie zu treffen. Steve hatte die herrlich sinnlichen Kurven der Statue betrachtet und die Gelegenheit, dem Original zu begegnen, nur zu gern ergriffen.
Diese Erinnerungen erregten ihn. Es war mehrere Wochen her, seit Traci das Bett mit ihm geteilt hatte. Andererseits hatte er schon vor dem Unfall begonnen, seine Beziehung zu Traci in Frage zu stellen. Er wusste, dass darin etwas fehlte. Sie war wirklich schön, wahrscheinlich eine der schönsten Frauen, die er je getroffen hatte. Aber sie war auch eitel, egoistisch, eifersüchtig und anspruchsvoll. Die Szene wegen der Zeichnung über der Bar machte ihm immer noch zu schaffen.
Im Bett war Traci großartig, aber das war bloß Sex. Es hätte mehr geben sollen. Da war keine Spontaneität, keine intimen und tiefen Gefühle.
Als er im Krankenhaus gelegen hatte, unfähig zu lesen oder fernzusehen, hatte er viel Zeit zum Nachdenken gehabt. Seine Sitzungen mit Dr. Cameron hatten auf schmerzhafte Weise in sein Privatleben eingegriffen. Ihre Fragen hatten ihn dazu gebracht, über Dinge nachzugrübeln, denen er sich eigentlich nicht stellen wollte. Dazu gehörten vor allem seine kurze Ehe mit Julia und sein Schuldgefühl wegen ihres Todes.
3. Kapitel
"Hey, Nina Morrison, sind Sie wach? Ich will wissen, wie spät es ist", rief Steve vom ersten Stock aus. Es kam keine Antwort.
Er stieg langsam und vorsichtig die Treppe hinunter. Dann rief er
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