Baccara Exklusiv Band 23
er, dass er sich wirklich wie ein Kind benommen und eine solche Reaktion verdient hatte.
Alles, was er in Wirklichkeit wissen wollte, war, ob es schon Morgen war. Er war hellwach, aber war es auch Zeit aufzustehen? Als er Ninas Dusche gehört hatte, hätte das eigentlich seine Frage schon beantworten sollen. Außerdem zwitscherten die Vögel in den Bäumen vor seinen Schlafzimmerfenstern, und das taten sie immer bei Tagesanbruch.
Steve beschloss, mehr darauf zu achten, was um ihn herum vorging, dann festzustellen, was es bedeutete und in welcher Weise es mit ihm zu tun hatte. Ihm war klar, dass es keine Entschuldigung für die Art gab, wie er in Ninas Badezimmer gestürmt war. Obwohl er sie nicht sehen konnte, hatte er sie wahrscheinlich trotzdem in Verlegenheit gebracht. Er fühlte sich schlecht wegen dieses Vorfalls und wusste, dass er sich entschuldigen sollte.
Wieder beschäftigte ihn die Frage, welcher Typ von Mensch sich einen solchen Beruf aussuchte. Wie mochte Nina aussehen? Wie alt war sie? Erneut kreisten seine Gedanken um eine andere Person und nicht bloß um sein persönliches Dilemma. Und wieder war die Person, die ihn zum Nachdenken bewegte, Nina.
Er verzog das Gesicht, als er daran dachte, was sie über seine Kleidung gesagt hatte, und betastete das Sweatshirt, das er trug. Sie hatte Recht. Er konnte die Nähte an den Schultern und den Seiten spüren. Das hätte er schon vor dem Anziehen bemerken sollen.
Also zog er das Sweatshirt aus, drehte es um und wollte es wieder anziehen. Aber dann hielt er inne. Er wusste nicht, ob er die vordere Seite auch wirklich vorn hatte. Nach kurzem Überlegen tastete er innen, bis er das Etikett fand. Daraufhin drehte er das Kleidungsstück um, denn es wäre verkehrt herum gewesen. Unwillkürlich lächelte er, als er erkannte, wie einfach das tatsächlich war.
"Wie ich sehe, haben Sie es geschafft, das Sweatshirt richtig anzuziehen."
Er drehte den Kopf in die Richtung, aus der Ninas Stimme kam. Eben war er so beschäftigt gewesen, dass er gar nicht gehört hatte, wie sie hereingekommen war. Jetzt war er verlegen. "Ja, es ist mir gelungen, dafür eine Lösung zu finden." Dann fiel ihm ein, was sie noch kritisiert hatte. "Was ist verkehrt mit meinen Socken? Sind es verschiedene Farben? Sie fühlen sich gleich an. Beides sind Sportsocken."
"Das stimmt, aber die eine ist weiß und die andere rot." Nina ging zur Kaffeekanne. "Ich werde Kaffee kochen." Als sie an Steve vorbeikam, der an der Kochinsel lehnte, griff er nach ihrem Hemd und brachte sie dazu stehen zu bleiben.
Er zog sie dichter an sich heran, bis er sie neben sich spüren konnte. Dann ließ er den Stoff ihres Hemdes los und umschloss stattdessen ihren Arm. Langsam ließ er seine Hand aufwärts gleiten bis zu Ninas Schulter und drehte sie so herum, dass sie, soweit er es beurteilen konnte, ihm direkt ins Gesicht sehen musste.
Ninas Puls raste. Als er nach ihrem Hemd geschnappt hatte, hatte er ihre Brust nur um Zentimeter verfehlt. Unkontrollierbare Gefühle erfassten sie. Sie sah ihm ins Gesicht. In seinem Ausdruck war nichts Falsches zu erkennen, aber trotzdem zitterte sie. Sie wollte von ihm fort, seiner Nähe entfliehen.
Steves Stimme klang sanft. Der Ärger und die Feindseligkeit waren weg. "Nina Morrison, es tut mir Leid, dass ich vorhin so in Ihr Bad reingestürmt bin. Das hätte ich nicht tun sollen. Es ist nur, dass ich …" Er schien Schwierigkeiten zu haben, die richtigen Worte zu finden.
Schließlich strömten sie mit einem Mal aus ihm heraus. "Es ist so frustrierend, dass ich nichts für mich allein tun kann, nicht mal etwas so Einfaches wie festzustellen, wie spät es ist. Ich kann nicht mal erkennen, ob es Tag oder Nacht ist." Er schüttelte resigniert den Kopf. "Ich konnte mich heute Morgen nicht anständig anziehen. Eigentlich dachte ich, alles wäre in Ordnung, wenn ich nach Hause komme, aber es ist nicht okay." Er nahm die Hände von ihren Schultern. Seine Stimme war so leise, dass Nina ihn kaum verstehen konnte, obwohl sie unmittelbar vor ihm stand. "Es wird nie wieder in Ordnung kommen."
Jeden anderen, mit dem sie jemals gearbeitet hatte, hätte sie in diesem Moment sofort umarmt, um ihn zu trösten, ihm zu zeigen, dass er nicht allein war, dass jemand da war, dem er etwas bedeutete. Bei Steve zögerte sie.
Dabei dachte sie an sich selbst, nicht an ihn. Sie fürchtete sich vor den Gefühlen, die er in ihr weckte. Mit geschlossenen Augen versuchte sie sich zusammenzureißen. Dann
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