Baccara Exklusiv Band 23
davon erzählt, um ins Krankenhaus gebracht zu werden. Sie wollte nur Aufmerksamkeit."
"Vielen Dank für die Diagnose, Dr. Tina", antwortete Keely trocken. Annie Parker war zwei Jahre lang zur Beratung zu ihr gekommen. Keely hatte gewusst, dass Annie ein schwer gestörtes Mädchen war, aber trotzdem war der Selbstmordversuch ein großer Schock für sie gewesen. Sie fühlte sich schuldig, weil sie ihn nicht hatte verhindern können. Und sie war wütend auf Tina wegen deren Mangel an Mitgefühl. "Das Essen ist in einer Viertelstunde fertig." Sie entschied, dass ein Themenwechsel angebracht war, bevor sie wirklich die Beherrschung verlor.
"Ich habe keinen Hunger", erklärte Tina auf dem Weg hinaus.
"Was?" Keely schrie fast.
Tina drehte sich um und schien verwirrt über diesen plötzlichen Ausbruch. "Jemand hat bei der Arbeit Pizza mitgebracht, deshalb bin ich jetzt satt."
Keely seufzte. "Könntest du nicht wenigstens mit uns am Tisch sitzen?"
Tina rollte mit den Augen. "Ich habe Hausaufgaben zu erledigen." Sie wandte sich ab.
Keely folgte ihr. "Tina, ich habe mir Mühe gegeben, um heute ein besonderes Essen zu machen. Du hättest anrufen können und mir sagen, dass du nicht zu Hause essen willst. Oder du hättest zumindest …"
Tina drehte sich abrupt um und versperrte ihr die Tür zu ihrem Zimmer. "Du lieber Himmel, Keely, halt mal die Luft an, ja? Ich habe diese Woche jeden Abend zu Hause gegessen. Jetzt stehen mir diese Familienzusammenkünfte bis hier. Du bemühst dich zu sehr. Du rennst rum, kochst, machst sauber, dekorierst … meine Güte, der Weihnachtsbaum! Du bist durchgedreht! Es ist, als würdest du versuchen, etwas zu reparieren, was gar nicht kaputt ist. Es war nichts falsch an diesem Haus, bevor du eingezogen bist, und es ist auch jetzt nichts falsch, außer dass du alle zum Wahnsinn treibst, weil du aus uns die perfekte Familie machen willst."
Keely wollte etwas einwenden, aber Tina war noch nicht fertig.
"Wir sind nicht perfekt, also hör auf, die Supermutter zu spielen. Wenn du dich einfach entspannen könntest …"
"Du hast gesagt, was du wolltest", fuhr Keely sie an, wirbelte herum und ging weg, bevor Tina die Tränen in ihren Augen sehen konnte.
Keely kehrte in die Küche zurück, setzte sich und kämpfte gegen die Tränen an. Dies war seit langer Zeit der erste Streit mit Tina. Keely hatte gedacht, alles würde gut laufen, aber nun schien es, dass unter der Oberfläche noch eine Menge Ablehnung herrschte.
Vielleicht hatte Tina Recht. Möglicherweise bemühte Keely sich wirklich zu sehr, die perfekte Frau zu sein, um die Tatsache wieder gutzumachen, dass sie Ben eine Heirat und ein Kind aufgezwungen hatte.
Keelys Magen zog sich schmerzhaft zusammen. Verdammt, wenn die zwei ihre Bemühungen nicht zu schätzen wussten, warum hatten sie dann nicht schon eher etwas gesagt? Keely nahm an, dass Ben Tinas Gefühle teilte. Die Anspannung im Haus war fast mit den Händen zu greifen. Keely hatte versucht, das unter den Teppich zu kehren, aber es war Zeit zuzugeben, dass nicht alles in Ordnung war.
Sie sah nach den Enchiladas. Noch fünf Minuten. Hoffentlich würde Ben bald kommen. Der Schnee hatte ihn sicher aufgehalten, aber es war nach sieben. Wo konnte er sein?
Wie als Antwort auf ihre stumme Frage klingelte das Telefon. Keelys Muskeln protestierten, als sie aufstand und die Backofentür schloss. Sie ging zum Telefon, aber es hörte auf zu klingeln, bevor sie es erreichen konnte. Etwa eine Minute später rief Tina aus dem Keller, der Anruf wäre für Keely.
"Hi, Schatz", begrüßte Ben sie. Seine Stimme klang besorgt. "Tina hat mir erzählt, du hättest dich ein bisschen aufgeregt. Bist du in Ordnung?"
"Es geht mir gut." Keely widerstand dem Drang, Ben zu berichten, dass Tina die Aufregung verursacht hatte. "Es war bloß ein schlimmer Tag in der Schule, deshalb war ich etwas kurz angebunden mit Tina. Das kommt schon wieder in Ordnung." Sie wünschte sich, sie könnte das selbst glauben. "Wo bist du?"
"An einem Münztelefon. Es sieht aus, als könnte ich nicht rechtzeitig zum Essen da sein."
"Warum nicht?" Keely zuckte zusammen über ihren eigenen schrillen Ton. Es war, als hätte sie keine Kontrolle darüber.
"Ich bin mit dem Auto in einen Graben gerutscht", antwortete Ben. "Der Abschleppwagen kommt erst in …"
"Bist du okay? Ist jemand verletzt worden?"
"Niemand wurde verletzt. Sogar das Auto ist okay, es steckt nur fest."
Keely versuchte sich selbst zu überzeugen, dass das
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