Baccara Exklusiv Band 23
Wir haben sie zerdrückt."
"Und wie." Er lächelte äußerst zufrieden.
Keely stand am Fenster und starrte auf das vom Mondlicht beleuchtete Wasser hinaus. Ben schlief fest. Es war spät, wahrscheinlich zwei oder drei Uhr nachts, aber sie konnte nicht schlafen.
Dies war ihre dritte Nacht im Gasthof. Wenn ihre Flitterwochen auch kurz waren, so hatten sie doch alles geboten, was Keely sich hätte wünschen können. Sie und Ben hatten lange Spaziergänge gemacht, waren schwimmen und segeln gegangen. Sie hatten wundervolle Mahlzeiten gegessen, sowohl hier als auch in einigen Restaurants am See. Einen Nachmittag hatten sie auf dem Bagnell Strip verbracht, wo es kitschige Touristenattraktionen gab, hatten eingekauft, sich fotografieren lassen und frische Limonade getrunken.
Und sie hatten Stunden im Bett verbracht. Öfter als Keely zählen konnte, hatten sie diese Kissen durcheinander gebracht und sie manchmal sogar vom Bett gestoßen oder quer durchs Zimmer geworfen.
Nur eins fehlte. Ben hatte Keely nie gesagt, dass er sie liebte. Manchmal glaubte sie es zu spüren, wenn sie miteinander schliefen. In diesen Momenten fühlte sie sich ihm am nächsten. Doch sonst lachten sie zwar zusammen und kamen bestens miteinander aus, aber Ben gab kaum etwas von dem zu erkennen, was er empfand.
Einige Male hätte Keely die Worte fast selbst ausgesprochen. Aber sie hatte sich immer zurückgehalten, weil sie es nicht ertragen hätte zu erfahren, dass er sie gar nicht liebte und es auch nie tun würde. Wenn das der Fall war, wollte sie es jetzt noch nicht wissen.
Sie wünschte sich, sie könnten länger an diesem wundervollen Ort bleiben. Aber in ein paar Stunden würden sie all dies hinter sich lassen und in die wirkliche Welt zurückkehren. Wenn sie nur noch eine Weile ein junges, sorgloses Liebespaar hätten bleiben können, dann hätte sich vielleicht doch echte Liebe zwischen ihnen entwickelt. Aber das war unmöglich. Das wahre Leben würde sich unweigerlich in ihre Ehe hereindrängen.
10. Kapitel
Draußen türmte sich der Schnee, aber im Kincaid-Haus war es warm und gemütlich. Eben hatte Keely eine Auflaufform mit Enchiladas in den Ofen gestellt, und nun duftete die Küche verführerisch nach Tortillas, Käse und würziger Soße.
Keely hatte früher nie viel gekocht. Aber in den letzten vier Monaten hatte sie entdeckt, dass es ihr gefiel, Mahlzeiten für mehr als eine Person zuzubereiten. Sie hatte Kochbücher und Zeitschriften studiert und probierte auch eigene Ideen aus. Enchiladas waren zu einem Lieblingsgericht der ganzen Familie geworden, und deshalb hatte Keely beschlossen, sie heute Abend zu machen. Nach der Katastrophe an der Schule brauchte sie eine positive Atmosphäre zu Hause.
Als sie sich zu einem niedrigen Schrankfach herunterbeugte, wäre sie fast umgefallen. Sie war immer noch nicht an die neue Verteilung ihres Gewichts gewöhnt. Seit kurzem sah sie aus, als hätte sie einen Basketball verschluckt. Jeder glaubte, ihre Zeit wäre bereits gekommen. Dabei hatte sie immer noch sieben Wochen vor sich. Sie konnte sich nicht vorstellen, wie dick sie unmittelbar vor der Geburt sein würde. Würde sie überhaupt noch ins Auto passen, um ins Krankenhaus zu fahren?
Sie stöhnte, als sie sich wieder aufrichtete. Mit einem Mal war sie erschöpft. Dinge, die sonst ganz normal gewesen waren, laugten sie nun aus. Ihre Hände und Füße waren geschwollen, und ihr Rücken tat dauernd weh. Sie hatte auch Mühe zu schlafen, da sie das früher auf dem Bauch getan hatte, was nun nicht länger möglich war.
Als sie noch beim Tischdecken war, ging die Vordertür auf, und Tina kam hereingestürmt, wobei sie einen Schwall kalte Luft hereinwehte.
"Hi, Keely." Sie hüpfte auf einem Fuß herum, um den Stiefel vom anderen zu ziehen. "Weißt du, was mit Annie Parker passiert ist?"
"Ja. Leider war ich mittendrin."
"War sie zur Beratung bei dir?"
"Du weißt, dass ich darüber nicht reden darf."
"Es war toll mit all diesen Sirenen, dem Feuerwehrauto und den Sanitätern. Wir sollten eigentlich eine Mathearbeit schreiben, aber alle rannten an die Fenster und haben runtergesehen. Die Hälfte der Leute hat geschummelt."
Keely knallte eine Hand voll Besteck auf den Tisch. "Tina, es war nicht 'toll'. Dieses Mädchen hat versucht, sich das Leben zu nehmen. Du könntest gern ein bisschen Mitgefühl zeigen."
Tina winkte ab. "Sie hat nicht wirklich versucht, sich umzubringen. Sie hat bloß ein paar Pillen genommen und sofort allen
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