Baccara Exklusiv Band 23
und kam schließlich zum Stehen.
Im letzten Moment rastete sein Gurt ein, und der Airbag schoss hervor. Trotzdem stieß Rafe sich irgendwo den Kopf und blutete aus einer Platzwunde an der rechten Stirnseite. Sonst hatte er nur ein paar Kratzer. Er stieg durch das Wagenfenster aus. Ein Blick genügte, um festzustellen, dass sein Wagen Totalschaden hatte.
Etwas später staute sich der Verkehr in beiden Fahrtrichtungen.
Eine Gruppe hoch gewachsener, dunkelhäutiger Männer mit Seilen, Schaufeln und Hacken umringten den lädierten Bus, dessen Hinterräder über einem steilen Abhang hingen. Die mexikanische Landbevölkerung war nicht gewohnt, auf die Polizei zu warten, damit ihnen geholfen wurde. Deshalb stieg, jedes Mal wenn ein weiteres Auto halten musste, der Fahrer aus, nahm irgendeinen, möglicherweise hilfreichen Gegenstand mit, und ging über die holprige Straße zum Buswrack, um mit dem Fahrer zu beratschlagen, wie das Problem zu lösen sei.
Der Staub hatte sich gelegt, und der leere Bus wirkte wie ein gestrandeter Wal. Das Heck blockierte fast die gesamte Straße.
Rafe war ungeduldig.
Er musste so schnell wie möglich sein Ziel erreichen und auf kürzestem Wege das Land wieder verlassen, ehe jemand sein Nummernschild identifizieren und herausfinden konnte, dass er sich in Mexiko aufhielt.
Die Arbeiter hatten Rafe auf ihre ruhige Art davon überzeugt, dass man nur ein Seil an der Vorderachse des Busses befestigen musste, um ihn dann mit vereinten Kräften wieder auf die Straße zu ziehen.
Eine einfache Lösung – so war das in Mexiko.
Rafes schwarzer Stetson mit der Pfauenfeder und sein ordentlich gefaltetes Denimhemd lagen auf einem Felsbrocken neben dem Bus.
Rafe selbst arbeitete darunter, und nur die Spitzen seiner braunen Stiefel schauten unter der Karosserie hervor. Sein schwarzes Haar war voller Straßenstaub. Ungehalten wollte er das Seil an der Achse festzurren, als es plötzlich riss. Rafe rutschte in eine Lache aus Öl und Kies und riss sich die Schulter auf. Er fluchte.
Er wand seinen gebräunten Oberkörper unter dem Bus hervor, hielt die beiden gerissenen Enden des Seils hoch und rief: " No es bueno! Nicht gut!" Wie immer, wenn Rafe mit seinem breiten texanischen Akzent Spanisch sprach, erntete er allgemeines Schmunzeln.
Ein kleiner Junge brachte ihm ein neues Seil.
"Nuevo, señor", erklärte er stolz. "Fuerte. Neu und stark."
"Gracias", dankte ihm Rafe und rutschte wieder unter den Bus. Ein Tropfen kochend heißer schwarzer Flüssigkeit tropfte auf seinen nackten Bauch. Er zuckte zusammen und schrie auf, als er sich auch noch den Kopf stieß.
Die Platzwunde an seiner Stirn pochte schmerzhaft, und mit zusammengebissenen Zähnen befestigte er das Seil an der Achse des Busses. Schlimmer hätte seine Rückkehr in dieses Land, in dem ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt war und wo es ihn das Leben kosten konnte, wenn er Cathy und Armi Calderon zu nahe kam, nicht sein können. Musste zu allem Überfluss ausgerechnet Allerseelen oder Allerheiligen oder wie auch immer die Mexikaner den Feiertag nannten, an dem sie mit ihren Wagen sämtliche Straßen verstopften, sein?
Rafe zog kräftig am Seil.
Es hielt.
Normalerweise hätte er diese Aufgabe einem der Arbeiter überlassen, aber da die Leute es hier nie besonders eilig hatten, nahm er die Sache lieber selbst in die Hand, schließlich wollte er auf dem schnellsten Weg fort von hier.
Er kroch halb unter dem Bus hervor.
Der kleine Indio, der ihm auch das Seil gebracht hatte, kniete sich neben ihn und lächelte schüchtern. Er zog an einer Schnur, und die Beine eines Papierhampelmanns, der wie ein Skelett aussah, bewegten sich auf und ab.
Rafe erwiderte das Lächeln des Jungen und schaute dann zurück zu den mit Strohhüten, Leinenhosen und ausgetretenen Sandalen bekleideten Landarbeitern, die sich unter einem Jakarandabaum unterhielten. Die Männer rauchten, tranken Soda, und ab und zu traten sie an den steilen Abhang und schauten hinab. Rafe hörte zu, wie sie sich gegenseitig immer wieder den Hergang des Unfalls schilderten.
Plötzlich war von der Straße her ein ungeduldiges Hupen zu hören.
Es war kaum zu glauben, aber ein kleiner, schnittiger Wagen bahnte sich einen Weg durch die stehenden Autos.
Rafe verlagerte das Gewicht auf die andere Schulter und sah gerade noch, wie der rote Kotflügel und die hintere Stoßstange des Luxuswagens dicht an ihm vorbeiglitten. Wäre er nicht unter dem Bus geblieben, hätte der Wahnsinnige ihm die Beine
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