Baccara Exklusiv Band 23
abgefahren.
Rafe konnte nicht erkennen, welche Automarke es war, er sah nur, dass es sich um einen Sportwagen handelte, als die Arbeiter anfingen zu johlen und durch die Zähne zu pfeifen.
Offensichtlich saß eine attraktive Frau am Steuer.
Mit einem Mal bemerkte Rafe, dass ein Reifen des teuren Gefährts direkt auf seinen …
"Mein Hut!", rief er.
Zu spät.
Eine schwarze Reifenspur zierte sein Denimhemd, die Knöpfe waren breit gewalzt.
"Verdammt!"
Mit einem Satz schoss Rafe unter dem Bus hervor und wollte dem rücksichtslosen Sportwagenfahrer ordentlich die Meinung sagen.
Da erkannte er sie.
Oder vielmehr das lange, goldene Haar. Fröhlich winkte sie den anderen Fahrern und den Arbeitern zu, die jetzt klatschten und "Bravo!" riefen.
Es gab nur eine Frau, die solches Haar hatte – wie Feuer, Sonnenlicht und duftende Seide.
Ihm wurde heiß und kalt.
Cathy.
Sie hatte sich nicht verändert.
Oder wenn, dann war sie höchstens noch schöner geworden.
Er versteckte sich hinter der Stoßstange des Busses.
Die Kugel eines peruanischen Freiheitskämpfers, die eigentlich Consuelo galt, hatte ihn in die Schulter getroffen. Als er in ein afrikanisches Gefängnis eingedrungen war, um einen Politiker zu befreien, der als Geisel gehalten wurde, hatte man auf ihn eingestochen. Ein Groupie hatte ihn in den Rücken gebissen, und von Armis Schergen waren ihm sieben Rippen gebrochen worden. Erst kürzlich war er bei einem Routineeinsatz für die U.S.-Regierung siebzehn Stunden von bewaffneten Terroristen festgehalten worden, als er eine beunruhigende Satelliteninformation über Truppenbewegungen eines anderen Staates überprüfen sollte. Sein Job war nun einmal gefährlich.
Aber auf keinen Fall durfte ihn Cathy entdecken und womöglich verraten. Denn dann konnte es sein, dass er mit einer Kugel im Rücken in einer verlassenen Schlucht endete.
Mit ein wenig Glück war er morgen in Texas und würde sie nie wiedersehen.
Der Anblick von Cathys schlanken Fingern auf dem lederbezogenen Lenkrad rief ungebetene Erinnerungen in ihm wach. Er musste daran denken, wie sie diese schmalen Hände über seinen Körper gleiten ließ und ihn so erregte, wie es keiner anderen Frau je gelungen war.
Rafes Herz begann zu rasen, und sein Mund wurde trocken.
Einige wenige Monate waren sie glücklich gewesen.
Gleich in der Nacht, in der er ihr begegnet war, hatte er sich hoffnungslos in sie verliebt. Alles lief gut, bis er den Kerl überwältigte, der ein Attentat auf Armi verüben wollte. So fand Cathy heraus, dass er ihr Leibwächter war.
Danach hatte sie sich geweigert, ihn anzuhören. Rafe schloss daraus, dass das Problem ihrer Beziehung doch im Klassenunterschied lag. Es machte ihr zwar Spaß, sich die Zeit mit einem vermeintlichen Dieb zu vertreiben, doch an einer offenen, ernsthaften Beziehung mit jemandem, der für sie wohl nicht mehr war als ein Spielzeug aus der Unterschicht, war sie nicht interessiert. Cathy hielt sich für etwas Besseres – sie verhielt sich genauso, wie es sein Vater seiner Mutter gegenüber getan hatte.
Als Rafe Cathy auf Knien gebeten hatte, ihn zu heiraten, weil er sie aus ihrem angeblich so verhassten Leben retten wollte, hatte sie ihm entgegengeschleudert: "Für wie dumm hältst du mich eigentlich? Ich hasse dich! Du bist der Letzte, den ich heiraten würde!"
Ähnliche Worte hatte sein Vater für seine Mutter gehabt.
Dann hatte Cathy ihr Geld eingesetzt, um Rafe auf Distanz zu halten. Sie bat Armi, ihn auszuzahlen.
Rafes eigener Vater hatte ebenfalls einen Koffer voller Geld dagelassen, als er Rafes Mutter verließ.
Cathy war mit ihrer Mutter in Armis Privatjet an die italienische Riviera geflogen. In den folgenden Monaten war sie mit ständig wechselnden Männerbekanntschaften in den Schlagzeilen. Dann hatte sie plötzlich Europa verlassen und war völlig von der Bildfläche verschwunden. Rafe vermisste die Klatschgeschichten über Cathy, denn die Ungewissheit über ihr Leben war schlimmer als der Tratsch. Cathys Name tauchte erst wieder in der Presse auf, als sie begann, sich mit Maurice Dumont zu zeigen.
Rafe hatte ihr geschrieben, doch die Briefe waren zurückgekommen. Zu spät war ihm klar geworden, dass er mit der Beziehung zu Cathy den größten Fehler seines Lebens gemacht hatte. Sie gab ihm das gleiche Gefühl der Minderwertigkeit, das sein Vater ihm vermittelt hatte, als er ihn im Stich ließ. Zudem bekam Rafe zu spüren, wie Armi Calderon mit Leuten umging, von denen er glaubte, sie
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