BACCARA EXKLUSIV Band 40
was sie sonst wollte. Sie nahm an, dass er nach Hause gegangen war, oder noch wahrscheinlicher, zur Arbeit. Zur Arbeit! Aufgeschreckt eilte sie ans Bett zurück und warf einen Blick auf den Wecker. Es war zehn Uhr siebenunddreißig.
Oh, nein! Bitte, nein! Zum zweiten Mal überkam sie das fürchterliche Gefühl, versagt zu haben. Sie konnte doch nicht zweimal in zwei Tagen zu spät zur Arbeit kommen! Würde sie jetzt auch ihren Job in der Schule verlieren?
„Warum bist du nicht im Bett?“ Tom klang ziemlich verärgert. Er stand in der Tür, die Hände auf die Hüften gestützt, und sah sie drohend an. Es war ihm gut zuzutrauen, dass er sie mit Gewalt zurück ins Bett steckte, wenn sie sich nicht freiwillig wieder hinlegte. Selbst im Trainingsanzug und unrasiert strahlte er Kraft und Autorität aus.
Ohne Widerspruch setzte sie sich aufs Bett. Dann erkannte sie erst, wie gehorsam sie sich verhielt, als wäre sie ein kleines Kind. Sie zwang sich, dem missbilligenden Blick in seinen grünen Augen standzuhalten, und kämpfte um den letzten Rest von Würde, der ihr verblieben war.
„Ich habe vor, mich anzuziehen und zur Arbeit zu gehen, für die ich bereits jetzt viel zu spät dran bin. Warum hast du mir nicht den Wecker gestellt?“ Unglücklicherweise hatte sie vergessen, wie krächzend und schwach ihre Stimme klang. Leider ruinierte das ein wenig den hochmütigen, selbstbewussten Ton, den sie angeschlagen hatte.
Tom ignorierte ihre Frage ganz einfach. „Harry hat eine Vertretung für dich besorgt. Sie wird deine Klasse bis mindestens Ende nächster Woche übernehmen.“
„Mr. Tenlow hat … Woher hat er es denn gewusst?“ Ihr Hals schmerzte fürchterlich, und sie fühlte sich völlig kraftlos. Es war einfach zuviel. Seit letzter Nacht schien ihr ganzes Leben vollkommen auf den Kopf gestellt zu sein.
Tom kam näher und blieb dicht vor ihr stehen. Als er dann unvermittelt ihre Wange berührte, wich sie verwirrt vor ihm zurück. „Was machst du da?“
„Ich überprüfe, ob du Fieber hast. Warum legst du dich nicht wieder ins Bett? Du hast immer noch ein bisschen Temperatur. Aber zum Glück nicht so hoch wie gestern Abend.“
Er drehte sich um und nahm ein Glas Wasser und zwei Tabletten vom Nachttisch. Als er sich wieder zu ihr wandte und sie mit aufmerksamem Blick musterte, gab sie ihren Widerstand auf und kroch wieder unter die Decke. Sie hatte ohnehin das Gefühl, dass ihre Beine gleich unter ihr nachgeben würden.
Tom setzte sich auf die Bettkante und gab ihr die Tabletten. „Hier. Dr. Ellis hat sie dir verschrieben, und meine Sekretärin hat sie heute Morgen aus der Apotheke geholt. Je eher wir anfangen, sie dir zu geben, desto eher wirst du dich wieder frisch und munter fühlen.“
Sie wagte nicht, ihm in die Augen zu sehen, sonst würde er womöglich merken, wie sehr die Nähe seines festen Schenkels an ihrer Seite sie erregte. „Was heißt hier ‚wir‘? Ich bin diejenige, die krank ist. Ganz davon abgesehen, dass ich gerade einen Job verloren habe und Gefahr laufe, auch noch den anderen zu verlieren. Wer hat überhaupt für diese Tabletten gezahlt?“
„Ich, aber du kannst mir das Geld ja zurückzahlen. Ich habe Polly außerdem mit deiner Uniform ins Restaurant geschickt. Sie hat deinen Lohnscheck für dich entgegengenommen. Wenn du mir deine Bank nennst, lasse ich ihn auf dein Konto überweisen.“
Seine Freundlichkeit trieb ihr die Tränen in die Augen. Sie senkte den Blick auf die Bettdecke und spielte geistesabwesend mit einem Fussel. Sie schluckte nervös und zuckte zusammen, als ihr Hals daraufhin nur noch stärker schmerzte. „Ich … danke dir, Tom. Ich weiß deine Hilfe zu schätzen, und es tut mir leid, wenn ich undankbar zu sein scheine.“ Gehorsam nahm sie die Tabletten aus seiner Hand und spülte sie mit einem Schluck Wasser hinunter.
„Du hast in letzter Zeit sehr viel durchmachen müssen“, sagte er und hob sanft ihr Kinn mit dem Finger an, so dass sie ihn ansehen musste. „Warum hast du mir nicht gesagt, dass du so große finanzielle Probleme hast?“
Was sollte sie ihm darauf antworten? „Es sind nicht deine Probleme“, erwidere sie leise.
„Du hast den Job im Restaurant verloren. Was wirst du jetzt tun?“
Auch darauf gab es keine befriedigende Antwort, und ratlos zuckte sie mit den Schultern.
Tom holte tief Luft. „Du musst doch einsehen, dass du nicht in so einem mörderischen Rhythmus weitermachen kannst. Was wäre passiert, wenn du gestern in deinem
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