BACCARA EXKLUSIV Band 40
haben.“ Er wartete einen Moment, da sie jedoch nichts sagte, räusperte er sich und fuhr fort: „Tatsache ist, dass ich nie damit gerechnet habe, jemand würde wirklich …“
„Darauf antworten?“
Er stellte seine Tasse so heftig ab, dass es klirrte. „Beenden Sie immer die Sätze anderer Leute?“
„Entschuldigung.“ Sie grinste verlegen, aber kein bisschen reumütig. „Eine dumme alte Angewohnheit. Ich will versuchen, mich zu bremsen.“
Er kratzte sich am Kinn und redete sich dabei ein, dass er ihre Vorwitzigkeit keineswegs erfrischend oder gar hinreißend fand. „Und ich will versuchen, direkt zu sein. Aber muss ich wirklich noch deutlicher werden?“
Zum ersten Mal, seit sie sich an den Tisch gesetzt hatte, wirkte sie unsicher. Sie schluckte und senkte den Blick. „Ich glaube, ja.“
Ihre plötzliche Verletzlichkeit verwirrte ihn sehr. Da sie das nicht merken sollte, stand er auf, um sich Kaffee nachzuschenken. „Das Ganze … Ihre Reise hierher … hätte niemals stattfinden dürfen.“ Als er sich ihr wieder zuwandte, war sie blass geworden.
„Wie meinen Sie das?“
„Ich meine, dass ich die Anzeige niemals hätte aufgeben sollen. Und Sie hätten niemals darauf antworten sollen.“
„Aber Sie haben es getan. Und ich habe darauf geantwortet.“
An den Küchentresen gelehnt, blickte er zur Seite, um nicht die Entrüstung in ihren Augen zu sehen – und das stumme Flehen.
„Wenn es Ihnen nicht ernst war, warum haben Sie dann annonciert?“
„Nennen Sie es einen Moment der Schwäche“, murmelte er, wütend auf sich selbst, weil er in jener Nacht von J. D. Hazzard gedrängt würde und so beschwipst, wie er gewesen war, nachgegeben hatte. „Nennen Sie es einen Fehler. Nennen Sie es, wie Sie wollen, aber es hätte nie dazu kommen dürfen.“
„Das ist es aber.“
Obwohl äußerlich ganz ruhig, weckte der Anflug von Panik in ihrer Stimme bei ihm erneut den Verdacht, dass sie vor irgendetwas weglief. Und so große Angst hatte, dass sie an diesem Arrangement festhalten wollte, statt unendlich erleichtert zu sein, dass er sie davonkommen lassen wollte.
Er wurde deutlicher. „Finden Sie die ganze Idee denn nicht verrückt? Finden Sie nicht, dass es nach einer Verzweiflungstat aussieht, wenn jemand eine Heiratsanzeige in einer Zeitung beantwortet und zustimmt, jemanden zu heiraten, den er überhaupt nicht kennt?“
„Irgendwann sind wir alle verzweifelt. Das heißt aber nicht, dass wir verrückt sind. Sondern nur, dass wir dringend nach einer Alternative suchen. Alternativen bergen Risiken. Ich habe akzeptiert, dass es ein Risiko war, hierher zu kommen. Genau wie Sie bewusst ein Risiko eingingen, als Sie annoncierten.“
„Ein Risiko“, wiederholte er barsch, entschlossen, ihre Logik zu ignorieren. „An der Börse zu spekulieren ist ein Risiko. Bei Rot über eine Ampel zu fahren ist ein Risiko. Dass Sie hierher gekommen sind, ist weit mehr als ein Risiko. Es ist …“
„Wir haben eine Abmachung getroffen“, erinnerte sie ihn, ebenso nachdrücklich wie verzweifelt, sodass er sie am liebsten gefragt hätte, wovor, zum Teufel, sie davonlief.
„Sie wollen über Abmachungen sprechen? Schön. Ich habe per Anzeige eine Braut gesucht – nicht eine Braut mit Anhang. Selbst wenn ich die Absicht hätte, an der Heirat festzuhalten, haben Sie gegen die Abmachung verstoßen, weil Sie Ihren Bruder mitgebracht haben.“
„Wegen Mark …“ Sie zögerte, als sein Radio von der Empore am anderen Ende des Blockhauses zu hören war. „Ich weiß, Sie haben ihn nicht erwartet. Aber er ist ein guter Junge. Er steht im Moment nur einiges durch. Er wird sich eingewöhnen und keine Probleme machen.“
„Darum geht es doch gar nicht“, erwiderte er in einem Ton, der schon ausgewachsenen Männer den kalten Schweiß auf die Stirn getrieben hatte.
Barbara Kincaid ließ sich davon nicht beirren. Sie saß einfach da, die Widersprüchlichkeit in Person – starr vor Entschlossenheit und doch sanft in ihrer Verletzlichkeit.
„Ich möchte die ganze Sache abblasen.“ Er war ärgerlich auf sie, weil sie ihn irgendwie berührte, und ärgerlich auf sich selbst, weil er das zuließ. Er wartete auf eine Reaktion von ihr. Als sie jedoch nur blinzelte und dann den Blick auf ihre Tasse senkte, fluchte er leise.
„Es tut mir leid, dass Sie die weite Reise gemacht haben.“ Selbst in seinen Ohren klang das wie ein reines Lippenbekenntnis. „Tut mir leid. Aber es wird keine Hochzeit geben.“ Dass sie jetzt
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