BACCARA EXKLUSIV Band 40
an, aber beim Lunch kam es zum Knall. Mark und Casey aßen zusammen – und das störte Ryan Grunewald offenbar. „Er scheint Mark bereits den ganzen Tag gehänselt zu haben – angefangen von seiner Haarlänge bis hin zu der Tatsache, dass er eine Klasse wiederholen muss, weil er in L. A. so oft gefehlt hatte.“
Barbara sah Scarlett eindringlich an. „Und der berühmte letzte Tropfen?“
„Ryan machte eine unanständige Bemerkung über dich und Abel.“
Ganz benommen hörte sich Barbara den Rest der Story an. Mark hatte Ryan aufgefordert, seine Frechheit zurückzunehmen, doch als der nur weiter wüst vom Leder zog, war Mark über den Tisch gesprungen und hatte Ryan angegriffen. Vier Lehrer waren nötig gewesen, um die beiden zu trennen.
Barbara hatte keine Ahnung, wie das je wieder in Ordnung kommen sollte. Abel würde außer sich sein. Sie dachte daran, wie in seiner Vergangenheit die Gewalt sein Leben regiert hatte, und sie hatte um ihn und John Grunewald Angst.
„Abel darf das nicht erfahren, Scarlett.“
„Es dürfte ziemlich schwierig sein, ihm das zu verheimlichen, meinst du nicht, Barbara? Casey sagt, Marks Lippe würde ganz schön schlimm aussehen.“
„Richtig, und ich werde ihm ja auch von der Rauferei berichten. Aber ich möchte nicht, dass er erfährt, dass es John Grunewalds Sohn war, der Mark provoziert hat. Grunewald und Abel haben eine Abneigung gegeneinander.“
„Das weiß ich. Maggie hat es mir erzählt.“
„Maggie? Wie viel weiß Maggie denn von der Geschichte?“
„Alles. Angefangen damit, dass John Abel damals mit dem Messer verletzt hat, bis hin zu den Problemen beim Holzfällen, hinter denen Abel Grunewald vermutet.“ Scarlett hielt inne, weil Barbara sie völlig überrascht anschaute. „Oje. Das war dir gar nicht bekannt, stimmt’s?“
Barbaras Angst wurde größer. „Welche Probleme beim Holzfällen?“, hakte sie nach, und ihre Angst glich immer mehr der Panik, die sie aus Kalifornien hatte fliehen lassen. „Erzähl mir davon, Scarlett. Du bist doch meine Freundin.“
Widerstrebend berichtete Scarlett von der Sabotage an Abels Maschinen und dem Brand im Holzlager.
Barbara stützte den Kopf in die Hände. Es war schlimmer, als sie gedacht hatte. Abel hatte ihr gesagt, Grunewald wolle seinen Wald und würde auch nicht vor Gemeinheiten zurückschrecken, um sein Ziel zu erreichen. Offenbar schreckte er auch nicht davor zurück, seinen Sohn aufzuhetzen und auch in ihm Hass zu schüren. Das war nicht fair. Doch sie fühlte sich machtlos, gegen das, was da geschah, etwas zu unternehmen.
Es hatte wieder zu schneien begonnen, als Scarlett und Casey aufbrachen. Barbara wartete, bis ihr Wagen nicht mehr zu sehen war, ehe sie sich aufmachte, um Grunewald zur Rede zu stellen. Es war der einzige Weg, noch mehr Gewalt zu verhindern und dafür zu sogen, dass der Krieg zwischen Abel und Grunewald eskalierte.
Es würde Abel nicht gefallen, aber sie konnte nicht einfach zusehen, wie ihre Familie unter der Rachsucht eines einzigen Mannes litt. Sie versuchte, nicht daran zu denken, dass sie Abel versprochen hatte, sich von Grunewald fern zu halten. Sie dachte nur daran, die Dinge zu bereinigen. Bevor Abel nach Hause kam.
Doch kaum saß sie im Pick-up, da hörte sie den Motorenlärm von Abels Schneemobil und sah ihn gleich darauf über den Hügel hinter dem Haus kommen. Überwältigt von Angst und Schuldgefühlen, ließ sie den Kopf aufs Lenkrad sinken, das sie mit beiden Händen umklammert hatte.
So saß Barbara immer noch da, als Abel ans Wagenfenster klopfte.
Langsam hob sie den Kopf. Müde erwiderte sie seinen besorgten Blick – und verwarf alle Ausreden, die sie sich zurechtgelegt hatte.
Als sie dann am Küchentisch saßen, schilderte sie ihm die Neuigkeiten mit einer Ruhe, die sie nicht im entferntesten verspürte. Abels versteinerte Miene sprach Bände und verdeutlichte ihr die Gefahr, die sie eigentlich hatte vermeiden wollen.
„Ich hätte das kommen sehen müssen“, sagte er schließlich. „Ich hätte wissen müssen, dass Grunewald sein Gift an seinen Sohn weitergeben würde.“
Barbara fühlte sich ganz elend. Es war so unfair. Die beiden Menschen, die sie am meisten liebte, wurden durch Intoleranz und Rachsucht verletzt.
„Du musst Mitleid mit dem Jungen haben“, versuchte sie, die Sache nüchtern zu sehen, auch wenn sie dabei an Marks aufgeplatzte Lippe dachte und daran, dass er sich wieder in sein Schneckenhaus aus Gleichgültigkeit und Zorn verkrochen
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